„Mordbetrieb“ Hartheim: Neues Buch rückt NS-Täter in den Fokus

Karin Seyringer Tips Redaktion Karin Seyringer, 21.01.2020 16:35 Uhr

ALKOVEN/LINZ. Was musste passieren, dass Menschen in der NS-Zeit zu Tätern wurden, dass sie in einem „Mordbetrieb“ wie Hartheim mitmachten und reibungslos funktionierten? Mit dem Buch „Beyond Hartheim“ leistet der Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim gemeinsam mit dem Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien einen wichtigen Beitrag zur Beantwortung dieser schwierigen Fragen. Das Buch wurde im Landhaus Linz offiziell präsentiert.

2020 sei ein besonderes Erinnerungsjahr mit 75 Jahre Frieden und 65 Jahre Staatsvertrag und damit Freiheit, so Landeshauptmann Thomas Stelzer anlässlich der Präsentation des neuen Buchs. Das Buch stehe dafür, wie Verantwortung wahrgenommen werden müsse. „Hartheim ist ein Ort des Gedenkens und des Lernens. Es ist wichtig, oft schmerzvoll und daher eine umso notwendigere Arbeit, die hier in Hartheim gemacht wird“, so der Landeshauptmann.

„Ergebnisse beunruhigend“

Das neue Buch „Beyond Hartheim“ ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen dem Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien (VWI) und dem Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim. „Wir haben die Verpflichtung, den historischen Kontext nachzuzeichnen. Wichtig ist es vor allem, den Täter in den Fokus zu stellen“, erläutert die Obfrau des Vereins Schloss Hartheim Brigitte Kepplinger. Für Kepplinger sind die Ergebnisse dieser Täterforschung sehr beunruhigend: „Früher gab es die Annahme, dass solche Täter abnormale Persönlichkeiten waren, die Forschung zeigt aber: Es waren ganz normale Männer und Frauen, die ihre Aufgabe erfüllt haben, mit oft banalen Motiven wie gutem Lohn oder dafür keinen Kriegsdienst.“ Die Forschung zeige, dass Menschen vor allem durch Verschiebungen der normativen Rahmenbedingungen zu Tätern werden würden.

Täter aus Oberösterreich

Das Buch versammelt Beiträge von Brigitte Kepplinger, Bertrand Perz, Angelika Benz, Leo Gürtler, Simone Loistl und Peter Eigelsberger, die sich verschiedenen Aspekten der Täterforschung widmen. Aufgegriffen werden die Biografien von österreichischen Tätern der „Aktion T4“ und der „Aktion Reinhard“ sowie deren Helfern.

So werden auch die Biografien der zwei Oberösterreicher Rudolf Lonauer und Franz Stangl behandelt. Der gebürtige Ebenseer Stangl nahm in der Tötungsanstalt Hartheim eine wichtige Position ein und stieg später zum Kommandanten von Sobibor und Treblinka auf. Er konnte aus der U-Haft in Linz flüchten, auf Betreiben Simon Wiesenthals konnte Stangl 1967 in Brasilien festgenommen werden.  

Bislang wenig erforscht war der Linzer Psychiater Rudolf Lonauer, Direktor der Heil- und Pflegeanstalt Niedernhart und ärztlicher Leiter der Tötungsanstalt Hartheim. Kurz vor Ankunft der US-Truppen vergiftete Lonauer seine Frau, seine beiden Töchter und sich selbst.

Nur 12 Personen der Hartheim-Belegschaft angeklagt

Nicht nur die Biografien dieser Täter werden aufgearbeitet, auch deren Rechtfertigungen und die Versuche der juristischen Aufarbeitung nach 1945 werden analysiert. So wurden tatsächlich nur zwölf der 70 bis 80 Personen umfassenden Belegschaft in Hartheim angeklagt, allesamt in unteren Rängen.

 

„Beyond Hartheim. Täterinnen und Täter im Kontext von 'Aktion T4' und 'Aktion Reinhard'“, herausgegeben von Philipp Rohrbach (VWI) und Florian Schwanninger (Leiter Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim); erschienen im StudienVerlag

ISBN: 978-3-7065-5604-0; Umfang: 144 Seiten, kartoniert

Erhätlich beim StudienVerlag und im Buchhandel

 

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