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Katastrophenszenario Blackout – Eigenvorsorge der Bevölkerung ist gefragt

Olivia Lentschig, 13.09.2022 08:00

EFDERING/GRIESKIRCHEN. Was, wenn der Ernstfall eintritt? Der Strom ist weg, die Heizung ausgefallen, es herrscht Verkehrschaos, die Kommunikationsnetze funktionieren nicht. Was ist zu tun und wie rettet man sich über diese Zeit – darüber hat Tips mit Sandra Dazinger vom Zivilschutzbund OÖ gesprochen.

Autarkie und Eigenverantwortung sind das A und O. (Foto: stgrafix-stock.adobe.com)
Autarkie und Eigenverantwortung sind das A und O. (Foto: stgrafix-stock.adobe.com)

Nudeln, Reis, Dosengemüse und Toilettenpapier – vor nicht allzu langer Zeit Mangelware in den leergeräumten Regalen vieler Supermärkte. Die Corona-Pandemie hat uns mehr als deutlich vor Augen geführt, wie schnell sich Versorgungsengpässe bilden können und panische Hamsterkäufe um sich greifen. Die zahlreichen Teuerungen im Bereich der Lebenserhaltung, die drohenden Versorgungsengpässe mit fossilen Energieformen und der Krieg gegen die Ukraine lassen das Damoklesschwert über unseren Köpfen fleißig weiterschwingen.

Die Österreicher sind verwöhnt. Wenn der Strom zwischendurch mal ausfällt, ist das Problem in wenigen Minuten behoben. Was aber, wenn diese Situation länger bestehen bleibt und überregional vorherrscht? Die wohl wichtigste Empfehlung lautet: Jeder Bürger sollte für mindestens zehn Tage autark leben können.

Kein Strom. Kein Licht, kein Wasser, keine Heizung. Kein Internet, keine Lebensmittelversorgung, keine Infrastruktur. Und das nicht nur für ein paar Stunden, sondern tagelang und europaweit: Blackout. Mit diesem Katastrophenszenario beschäftigt sich der OÖ Zivilschutz seit einigen Jahren und hat sich zur führenden Beratungsstelle zu diesem Thema entwickelt.

Sensibles Stromsystem als Schwachpunkt

Das Stromsystem wird immer komplexer, durch die zunehmend schwankende Stromproduktion (Photovoltaik- und Windkraftanlagen) und lange Transportwege müssen immer häufiger stabilisierende Netzeingriffe durchgeführt werden, die das sensible Gleichgewicht zwischen Stromerzeugung und Verbrauch halten. Einfacher ausgedrückt, das Stromsystem ist anfälliger für Störungen geworden.

Weitere Ursachen für einen Blackout können extreme Wettererscheinungen, technische Gebrechen, menschliches Fehlverhalten, Sabotage und terroristische Anschläge sowie Cyberkriminalität sein.

Dazu kommt, dass sich eine Großstörung innerhalb von wenigen Sekunden über weite Teile Europas ausbreiten kann, was somit hunderte Millionen Menschen betreffen kann.

Die Auswirkungen eines solchen Blackouts sind mit Sicherheit verheerend, können konkret aber schwer vorhergesagt werden. Fest steht: Unser Leben und damit auch unsere Sicherheit basiert auf einer ausreichenden Stromversorgung und plötzlich geht nichts mehr.

Kein Wasser, kein Treibstoff, keine Kommunikation und Information

Die Lebensmittelversorgung bricht zusammen, zudem fehlt in den meisten Haushalten die Möglichkeit, Speisen zu kühlen und zu erhitzen. Außerdem muss mit Hamsterkäufen gerechnet werden und es ist möglich, dass die Wasserversorgung nicht mehr ausreichend gewährleistet ist und somit weder der Hygiene- noch der Koch- und Trinkbedarf abgedeckt werden können.

Die Informations- und Kommunikationsnetze (Telefon, Internet, Zeitungen, …) fallen aus. Als einzige Quelle wird der Rundfunk Informationen ausstrahlen können - doch es wird bei den meisten Bürgern am Empfang scheitern, weil kein stromunabhängiges Radio zur Verfügung steht.

Nur Einrichtungen mit einer Notstromversorgung können weiterbetrieben werden – und das nur solange die Treibstoffversorgung gewährleistet ist. Dazu kommt, dass nur wenige Tankstellen notstromversorgt sind.

Auch der Verkehr kommt rasch zum Erliegen, da die Verkehrsleitsysteme und Tunnelanlagen ausfallen, Unfälle passieren, der öffentliche, strombetriebene Verkehr ausfällt und die Treibstoffversorgung fehlen wird.

Nicht die Frage „Ob?“, sondern die Frage „Wann?“ steht im Raum

Bei Gesprächen mit den verschiedensten Experten stellte sich nicht mehr die Frage, ob, sondern wann es zu einem solchen Blackout kommt. Deswegen ist es dringend notwendig, sich darauf vorzubereiten.

Da auch alle Einsatzorganisationen von dieser Katastrophe betroffen sind, werden diese rasch an ihre Grenzen stoßen und nicht mehr die gewohnte Leistung bieten können.

Psychologische Aspekte nicht außer Acht lassen

Psychologen gehen davon aus, dass die Mehrheit der Menschen mit einer solchen Extremsituation zumindest anfangs gut umgehen kann und auch die Hilfsbereitschaft – wie es aus anderen Katastrophenfällen bekannt ist – sehr hoch sein wird. Je länger der Blackout aber dauert, desto höher wird die psychische Belastung und die Stimmung wird zumindest bei einem Teil der Bevölkerung kippen – es kann somit zu Unruhen kommen.

Erschwerend kommt hinzu, dass es, gegenüber vielen bekannten Ereignissen wie Stürmen, Hochwasser, Lawinen, … bei einem Blackout über das Ende keine Zeitangabe geben wird.

Autarkie und Eigenverantwortung ist gefragt

Fest steht, das Szenario Blackout wird die Behörden, Organisationen und jeden Einzelnen an seine Grenzen bringen - was eine Eigenvorsorge unumgänglich macht. Im Katastrophenfall organisieren Bund, Länder und Hilfsorganisationen umfassende Unterstützung. Doch auch das beste staatliche Notfallsystem kann an seine Grenzen stoßen oder überfordert sein. Bis die Hilfe jeden erreicht, können einige Tage vergehen, die Rettungskräfte können in Notsituationen nicht überall sein.

Eigenvorsorge – wie?

Eigenverantwortung und –vorsorge sind Schlagworte, die der Zivilschutz bereits seit Jahrzehnten betont. Jeder Bürger soll mindestens zehn Tage, besser zwei Wochen autark leben können – das heißt, das Haus nicht verlassen müssen und auf fremde Hilfe nicht angewiesen sein. Durch die ständige Verfügbarkeit von Waren und Dienstleistungen haben wir das Gespür dafür verloren, dass unsere Versorgungssysteme potenziell leicht anfälliger sind und durch ihre hohe Komplexität und enge Verknüpfung miteinander globale Auswirkungen zur Folge haben.

Bevorratung und technische Hilfsmittel

Vorsorgen für den Katastrophenfall ist notwendig, aber auch sehr einfach – man muss nur drei Bereiche abdecken:

  • Ausreichend Lebensmittel
  • Technische Hilfsgeräte
  • Medikamente/Hygieneartikel

Ein ausreichender Lebensmittel-Notvorrat ist die Basis eines krisenfesten Haushaltes. Bevorratung ist ein Kernthema des Zivilschutzes. Die Zivilschutz-Experten weisen darauf hin, dass diese Vorsorgemaßnahme jeder ganz leicht durchführen kann, um für den Ernstfall gerüstet zu sein. Somit können Hamsterkäufe und Panik in Krisenzeiten vermieden werden.

Kurbelbetriebene Kombigeräte, Notkochstelle, Medikamente und Hygieneartikel

Information ist im Katastrophenfall besonders wichtig: Hier wird ein Notfallradio empfohlen, um laufend über Anweisungen der Behörden informiert zu werden. Wenn verlässliche Informationsquellen fehlen, dann vertrauen die Bürger immer mehr den sogenannten Fake News –was schwerwiegende Folgen haben kann. Das Notfallradio soll strom- und batterieunabhängig sein, Geräte mit einem Dynamo- beziehungsweise Kurbelantrieb ersparen die Batterie-Bevorratung. Hier wird zu kurbelbetriebenen Kombigeräten geraten, die sowohl Radio als auch die Notbeleuchtung integriert haben, denn die Verwendung von Kerzen erhöht die Brandgefahr.

Eine Notkochstelle ist ebenfalls Bestandteil des notwendigen Krisen-Equipments. Geeignet sind dafür Fonduekocher, Campinggaskocher oder noch einfacher und sicherer zu bedienen: die Zivilschutz-Notkochstelle. Diese besteht aus einem Gestell, Sicherheits-Brennpasten, einem Stabfeuerzeug und einer Ablöschhilfe, die Brennpasten sind mehrfach verwendbar (eine Dose hat eine Brenndauer von zwei bis drei Stunden).

Auch ein ausreichender Vorrat an Hygieneartikeln und Medikamente gehört in jeden Haushalt. Hygiene spielt im Krisenfall eine wichtige Rolle, alltägliche Produkte wie Seife, Waschmittel, Müllsäcke und Putzmittel, Zahnbürste und -pasta sollten zu Hause in einer größeren Menge vorrätig sein.  Aber auch über eine Nottoilette sollte man sich Gedanken machen.

Auch wenn der Strom bereits wieder fließt, kann der Aufbau der Versorgung und der Infrastruktur noch Tage dauern. Deswegen ist es dann auch weiterhin nötig, Ressourcen zu sparen, weil die Versorgung weiterhin (wenn überhaupt) nur sehr eingeschränkt funktionieren wird.

Ob Bevorratungstasche, Notkochstelle, Notfallradio mit LED-Lampe, Toilettenbeutel oder eine Notfallbox – der Zivilschutz bietet zahlreiche Artikel zur Vorbereitung Krisenfälle an. Diese Produkte sind unter www.zivilschutz-shop.at erhältlich oder können unter 0732 27 21 21 bestellt werden.

IMAS-Umfrage

Der OÖ Zivilschutz gibt alle drei Jahre eine Markt- und Meinungsforschung über das Gefahrenbewusstsein der oberösterreichischen Bevölkerung ab 16 Jahren in Auftrag. Laut IMAS-Umfrage sind 25 % der Befragten der Meinung, dass das Land Oberösterreich sehr gut auf Katastrophen und Unfälle vorbereitet ist. Rund drei Fünftel der oberösterreichischen Bevölkerung (59%) empfinden eine einigermaßen gute Vorbereitung ihres Bundeslandes auf solche Katastrophen. Im Vergleich zur letzten Umfrage 2018, ergibt sich ein leichtes Minus bei diesen Zahlen (sehr gut 29%, einigermaßen 61%).

Wenn es jedoch um die persönliche Vorbereitung geht, zeichnet sich ein anderes Bild: 15% der Befragten gaben an, sehr gut auf Katastrophenfälle vorbereitet zu sein, 56% einigermaßen. Dass sie gar nicht gut auf Katastrophen vorbereitet sind, gaben 7% der Befragten an. Die IMAS-Umfrage zeigt auch, dass 26% der Bevölkerung seit der Corona-Krise viel mehr bzw. etwas mehr Vorrat zu Hause haben, 69% der Befragten gab an, ihren Vorrat nicht verändert zu haben.

Schon in früheren Umfragen beobachtete der OÖ Zivilschutz eine Fehleinschätzung der Bürger, wie gut sie auf Katastrophen vorbereitet sind. Deswegen wurde auch nachgefragt, wie lang die Bevölkerung glaubt, dass sie ohne Strom und Wasser im Haushalt auskommt. Im Durchschnitt schätzt der Oberösterreicher, 5,7 Tage ohne Wasser und Strom auszukommen. 25% der Bürger glauben, länger als 7 Tage und 20% 7 Tage auszukommen. Der Bedarf an Wasser bzw. Getränken (74%) und haltbaren (Grundnahrungs-)Lebensmittel (73%) ist dabei am größten.

Hier muss der OÖ Zivilschutz ansetzen, denn die meisten Bürger überschätzen ihre persönlichen Vorsorge-Maßnahmen: „So ist den Menschen zwar bewusst, dass sie auch Trinkwasser bevorraten müssen, allerdings ist ihnen nicht klar, dass die Kanalisation zusammenbrechen kann und somit auch die Toilette nicht mehr funktionieren wird. Es muss also für eine Nottoilette vorgesorgt werden. Auch Wasser für Hygiene und zum Kochen muss bevorratet werden.“, sagt OÖ Zivilschutz-Präsident NR Bgm. Michael Hammer.

Umfragen bestätigen auch immer wieder, dass die Bürger bei einem Blackout (Stromausfall) zuallererst daran denken, dass sie ohnehin Kerzen zu Hause haben – und dass das völlig ausreicht. Kerzen als Beleuchtung sind jedoch als Vorsorge weder ausreichend noch geeignet, da sie die Brandgefahr erhöhen.

„Das sind nur zwei von vielen Beispielen dafür, dass die Zweitfolgen und Schäden eines Blackouts von der Bevölkerung unterschätzt werden. Wir werden weiterhin in Beratungen und Vorträgen über das tatsächliche Ausmaß dieses Katastrophenfalles informieren.“ 

Die IMAS-Umfrage ergab auch, dass die Mehrheit der Oberösterreicher glaubt, dass das öffentliche Leben mehr von einem Blackout betroffen sein würde als das Privatleben. 74% sind der Meinung, die Wirtschaft und Unternehmen sind sehr stark von einem Blackout beeinträchtigt – beim Privatleben 37%. Hier ist klar zu sagen: Bei einem Blackout funktioniert nichts mehr – auch im privaten Bereich. Der Blackout-Folder des OÖ Zivilschutzes, der kostenlos über www.zivilschutz-shop.at bestellt werden kann, macht viele Dinge bewusst und bietet gleichzeitig praktische Checklisten für die Zeit vor, während und nach einem Blackout.

Am Samstag, 1. Oktober ist es wieder soweit: Ab 12 Uhr ertönen die vier Zivilschutz-Sirenensignale im Viertelstunden-Abstand:

  1. Sirenenprobe für 15 Sekunden
  2. Warnung: 3 Minuten gleichbleibender DauertonEin gleichbleibender Dauerton in der Länge von 3 Minuten bedeutet „Warnung“. Dieses Signal wird ausgelöst, wenn die Bevölkerung vor herannahenden Gefahren gewarnt wird. Radio einschalten und Verhaltensmaßnahmen beachten
  3. Alarm: 1 Minute auf- und abschwellender HeultonEin auf- und abschwellender Heulton von 1 Minute bedeutet „Alarm“. Die Gefahr steht unmittelbar bevor. Radio einschalten und Verhaltensmaßnahmen beachten.
  4. Entwarnung: 1 Minute DauertonEin gleichbleibender Dauerton von 1 Minute (nur nach vorausgegangenem Alarmsignal) bedeutet „Entwarnung“, das heißt Ende der Gefahr. Dennoch müssen weiterhin die Durchsagen im Radio beachtet werden, da es vorübergehend bestimmte Einschränkungen geben kann.

Die zu treffenden Maßnahmen hängen von der Art des Katastrophen-Ereignisses ab. Sie werden bei Hochwasser andere sein als bei einer Bedrohung durch radioaktiven Niederschlag.

Deswegen erinnert der OÖ Zivilschutz in der Zivilschutzwoche, die in den Zivilschutztag mündet, die Bevölkerung auch an die erste und wichtigste Maßnahme: Sobald ich ein Sirenensignal - egal um welches Sirenensignal es sich dabei handelt – höre, heißt das, ich muss das (Notfall-) Radio einschalten. So erhalte ich die Informationen und Handlungsweisungen der Behörden im Ernstfall.

Die Zivilschutz-Sirenensignale werden oft nur mit der Alarmierung der Bevölkerung bei einem Atomunfall verbunden. Dabei gibt es verschiedene Katastrophenszenarien, bei denen sie zum Einsatz kommen.

Stresstest im Haushalt durchführen

Am jährlichen Zivilschutztag gehört beim Ertönen der Sirenensignale – neben dem Radio einschalten – auch der Stresstest im Haushalt durchgeführt. Denn wer vorsorgt, muss seinen „krisenfesten Haushalt“ auch überprüfen – der Zivilschutztag ist dafür ideal. Die Überprüfung des Lebensmittelvorrates und die Kontrolle der Sicherheitsgeräte und -einrichtungen sind die Bestandteile dieses Stresstestes.

Der OÖ Zivilschutz empfiehlt Lebensmittel zu lagern, die mindestens ein Jahr lang haltbar sind. Damit braucht der Bürger nur einmal im Jahr an seinen Vorrat denken und ihn (im Zuge des Stresstests) erneuern. Mehl, Zucker, Reis und Teigwaren, Haferflocken, Dosen- und Fertiggerichte sind daher ideal für den Notvorrat geeignet. Die Vorrats-Menge richtet sich nach der Anzahl der Familienmitglieder und deren Essgewohnheiten. Auch auf die Haustiere darf dabei nicht vergessen werden.


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