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Oberösterreichische Erdäpfelsaison eröffnet

Nora Heindl, 29.06.2017 11:05

EFERDING. Die oberösterreichische Erdäpfelsaison ist eröffnet. 14 Tage später als im Durchschnitt beginnen die oberösterreichischen Erdäpfelbauern mit der Ernte. Der Spätfrost hatte nicht nur Auswirkungen auf den Erntestart, sondern erwirkt auch bei den Heurigen niedrigere Erträge. Bei Späterdäpfel führt die extreme Trockenheit bereits jetzt zu Ernteverlusten.

Eferdinger Landlgemüse-Geschäftsführer Ewald Mayr,oö. Erdäpfelprinzessin Katharina I (Katharina Auinger) und Eferdinger Landlgemüse-Obmann Manfred Schauer Foto: Heindl

Das heurige Jahr war bisher für die oö. Erdäpfelbauern sehr herausfordernd. „Wir hatten im März optimale Anbaubedingungen. Ab 10. April setze uns die Kälte enorm zu und die Jungpflanzen wurden geschädigt. Der Ertrag der Heurigen ist daher unterdurchschnittlich“. Der Erntestart ist trotz warmem Mai-Wetter 14 Tage später als in Durchschnittsjahren.

Den Spätkartoffeln setzt die Trockenheit massiv zu. Bei Temperaturen über 30 Grad stellt die Pflanze das Wachstum ein. Gerade der Juni-Niederschlag ist für die Knollenbildung wichtig. Sollten die tropischen Temperaturen aufrecht bleiben, wird es durch die Dürre zu massiven Ernteverlusten kommen. Die Eferdinger Landl-Bauern ziehen aus dem Klimawandel ihre Lehren und setzen zunehmend auf Sorten, die trockenliebender sind.

Drei Erdäpfelregionen in Oberösterreich

Auf 22.000 Hektar wird der Erdapfel in Österreich produziert, davon 13.500 Hektar Speiseerdäpfel. Rund 50 % der geernteten Speiseerdäpfel tragen das AMA-Gütesiegel. Hauptanbaugebiete sind Niederösterreich und Oberösterreich. Der Selbstversorgungsgrad mit Erdäpfel liegt in Österreich bei 96 Prozent.

In Oberösterreich werden ca. 1.200 ha Speiseerdäpfel gepflanzt. Unser Bundesland und ist somit nach Niederösterreich die Nummer zwei. Das Hauptanbaugebiet ist das Eferdinger Becken mit  400 Hektar, die Mühlviertler pflanzen 200 Hektar, die Regionen Sauwald und Salzkammergut ca. 100 ha. Der Rest teilt sich auf Flächen mit Eigenversorgung auf.

Heurige als österreichische Spezialität

Die oberösterreichischen Erdäpfelbauern sind österreichweit mit den Heurigen sehr früh am Markt. Heuer hatten die Burgenländer die Nase vorne, weil die Spätfröste in Ostösterreich nicht so intensiv waren.

„Der Heurige ist eine Spezialität von den Eferdinger Erdäpfelbauern. Ausgesuchte Sorten, frühzeitige Pflanzung und das Abdecken mit Folie bewirken einen Erntevorsprung. Zu dem hilft auch das feucht-warme Eferdinger Kleinklima“, freut Manfred Schauer, Obmann der Bauerngemeinschaft Eferdinger Landl, auf den Erntestart.

Was macht den Heurigen so besonders? „Der junge Erdapfel hat noch keine feste Schale, sondern sie ist schuppig. Diese Art von Früherdäpfeln gibt es nur in Österreich. In Deutschland wird beispielsweise mit der Vermarktung gewartet, bis sich eine feste Schale an der Knolle gebildet hat“, erklärt Schauer.

Neben einem hohen Wassergehalt enthalten die Heurigen Mineralstoffen, Vitaminen, leicht verdauliche Stärke und hochwertiges Eiweiß. Sie sind praktisch fettfrei, sättigen gut und enthalten nur wenige Kalorien“, weist  Schauer auf die Besonderheit hin.

Der Obmann empfiehlt die jungen Eferdinger mit Schale zu essen: „Das erhöht den Ballaststoffanteil und den Nährstoffgehalt, da sich viele wertvolle Vitamine und Mineralstoffe unterhalb der Schale befinden“.

Die Zeit der „Jungen Eferdinger“ ist beschränkt, da sie nur bis 31. Juli vermarktet  werden.

15 Jahre Eferdinger Landl-Erdäpfel

Die Bauerngemeinschaft Eferdinger Landl hat vor 15 Jahren die direkte Vermarktung an die Handelsketten gewagt. Damit wurde ein neuer Weg beschritten, da damals die Bauern meist über den Großhandel vermarkteten. Die Erzeugergemeinschaft wurde zu einem oberösterreichischen Vorzeigeprojekt, das mit mehreren Innovations-Preisen ausgezeichnet wurde. Erdäpfel standen lange Zeit im Mittelpunkt der Vermarktung. Mittlerweile werden Radieschen, Zwiebel, Süßkartoffel, Stangensellerie und Jungknoblauch unter der Marke „Eferdinger Landl“ vermarktet. Neben der Direktbelieferung an die Lebensmittelgeschäfte hat auch der Ab-Hofverkauf eine hohe Bedeutung.

Die Vermarktung über Handelsketten und die damit die verbundene Abhängigkeit wird in der Bauernschaft viel diskutiert. „Wir haben damals den richtigen Schritt gesetzt und das Einkommen der Erdäpfelbetriebe in der Region gesichert.  Wobei die Rahmenbedingungen durch Nachahmer in ganz Österreich härter wurden“ erklärt der Obmann der Bauerngemeinschaft Manfred Schauer.

Dem Preiskampf des Lebensmittelhandels begegnete die Bauerngemeinschaft mit der Markt-Positionierung der Regionalmarke „Eferdinger Landl“.

„Ist man austauschbar, kann man nur über den Preis verkaufen.  Durch die regionale Marke bekommen die Lebensmittelgeschäfte unverwechselbares. Der Oberösterreicher ist der regionalen Landwirtschaft sehr treu. Mit der Marke geben wir ihm die Sicherheit, dass das Gemüse aus dem Eferdinger Landl kommt und direkt vom Bauern vermarktet wird“, weist Obmann Schauer auf das Erfolgsrezept hin.

Die Gründung der Erzeugergemeinschaft schaffte auch bei den Bauern ein Umdenken. „Es erhöhte sich nicht nur die Schlagkraft, sondern auch die damit verbundene Qualitätsorientierung. Jedes Produkt trägt nun den Namen des Bauern. Er ist nun persönlich für Qualität und den damit verbundenen Verkaufserfolg verantwortlich“, ergänzt Schauer. Im Fokus der Bauerngemeinschaft steht nicht Umsatz und Menge, sondern eine höhere Wertschöpfung für die Bauern.

„Uns ist bewusst, dass mit einer Regionalmarke ein Absatz nur in Oberösterreich, eventuell in angrenzenden Bundeländern möglich ist. Nur ist uns dieser Absatz bei guter Qualität gesichert und werden wir nicht zum Spielball der Handelsketten“, so Schauer. Eine klare Qualitätsorientierung ist dazu oberste Prämisse: „Wir organisieren jährlich zwei Sortenverkostungen, bei denen wir die geschmackvollsten Erdäpfel auswählen. Das Ertragspotenzial der Sorten  ist sekundär“.

Der Erdäpfelabsatz wurde jährlich gesteigert. Mittlerweile vermarkten die 31 Eferdinger Landl-Betriebe 3.900 Tonnen Erdäpfel. Im Vergleich zum Vorjahr wurden die Absatzmengen um 14,7 Prozent erhöht. 

Heimisches statt Importgemüse als oberstes Ziel

Der Einstieg in die Vermarktung von anderen Gemüsearten gelang im Jahr 2011. Das Ziel war der Anbau von Gemüsearten, die in Oberösterreich noch nicht kultiviert wurde. Somit sollen weite Transporte aus dem In- und Ausland vermieden werden.

Die Marke „Eferdinger Landl“ wurde auf Zwiebel ausgedehnt. Bis dahin kam der Zwiebel im Lebensmittel-Einzelhandel ausschließlich aus dem Ausland oder von anderen Bundesländern.

Der Zwiebel folgten Radieschen, Jungknoblauch, Stangensellerie und eine Exotin, die Süßkartoffel.

„Die Trittbrettfahrer sind besonders bei Jungknoblauch und Süßkartoffel enorm. Denn in Zeiten, in denen Getreide und Mais preislich unter Druck stehen, ist die Suche nach Alternativen besonders hoch. Es stimmt nachdenklich, wenn sich Landwirte auf den Anbau von Kulturen stürzen, jedoch noch keinen Absatzmarkt haben“, betont Ewald Mayr, der Geschäftsführer der Bauerngemeinschaft.  Um diesen Absatz zu erreichen, werden aggressive Preisangebote abgegeben. Trotz hartem Gegenwind konnte der Absatz von Jungknoblauch  und Süßkartoffel gehalten werden, Bei Zwiebel wurden mengenbezogen 45 Prozent, bei Radieschen 23 Prozent mehr als im Vorjahr vermarktet.

Die Eferdinger Landl-Bauern beliefern SPAR, Maximarkt, Merkur, Billa, Nah&Frisch, Uni-Märkte und kleinere Märkte wie Tabor, Pro-Kauf, Welas und die Winkler-Märkte.

Regionalmarken gegen den Tiefpreisdruck 

Erdäpfel sind die Lieblingsbeilage der Österreicher. Und derzeit sehr kostengünstig im Geschäft zu bekommen. Denn seit zwei Jahren ist der Preisdruck für die Erdäpfelbauern sehr hoch. In der letzten Saison war der österreichische Erdäpfelpreis europaweit am niedrigsten. Die oö. Erdäpfelbauern kämpfen mit Regionalmarken und der damit verbundenen Qualitätsgarantie dagegen an.

Der österreichische Erdäpfelpreis entwickelte sich im letzten Jahr abgekoppelt vom europäischen Marktpreis. In Österreich lag der Preis beispielsweise um 35 Prozent unter dem deutschen Marktpreis.

Erschwerend kommt dazu, dass die kleinstrukturierten österreichischen Erdäpfelbetriebe wesentlich höhere Produktionskosten als die deutschen Kollegen haben.

„Der deutsche Vollerwerbsbetrieb  bewirtschaftet durchschnittlich  12 ha Erdäpfel pro Betrieb, der österreichische Bauer ca. 4 ha. Leicht erklärbar, dass der deutsche Bauer wesentlich kostengünstiger produzieren kann“, so Geschäftsführer Ewald Mayr.

Die einzige Chance ist das Schaffen von Regionalmarken. Mayr: „Die Konsumenten sind bereit, faire Preise zu bezahlen, wenn das Gemüse aus Ihrer Region kommt. Jedoch muss er wissen, von wo von wem das Gemüse kommt. Darauf zielen wir mit unserer Marke ab“.

Der Oberösterreicher is(s)t anders

Der Erdapfel wird in der Bevölkerung oft als klassische Beilage betrachtet. Die Oberösterreichern sind „Erdäpfel-Tiger“ und essen österreichweit neben den Burgenländern am häufigsten Erdäpfel. Lange Zeit war der festkochende (speckige) Erdapfel der Favorit. Mittlerweile gewinnt der mehlige Erdapfel wieder an Bedeutung.

Um 1900 aß der Österreich noch mehr als 200 Kilogramm Erdäpfel pro Jahr. Durch den gesteigerten Fleischkonsum wurde der Erdapfel immer mehr verdrängt.

Die Europameister beim Erdäpfelkonsum sind die Polen. 117 kg verspeisen die Osteuropäer pro Jahr, die Österreicher bescheidene 48 kg. Dennoch sind die Erdäpfel die wichtigste Beilage der Österreicher. Bei 80 % der Österreicher ist der Erdapfel zumindest einmal pro Woche auf dem Speiseplan.

Die Osteuropäer setzen auf mehligere Sorte, dort ist auch die Verarbeitung des Erdapfels ein wichtiger Teil der Speisenzubereitung. „Der klassische Erdäpfelsalat ist dort ein Fremdwort. Auch gedämpfte naturbelassene Beilagen-Erdäpfel kennt man in Osteuropa nicht“, erklärt Manfred Schauer.

Der Anteil der veredelten Erdäpfel hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen, mittlerweile liegt dieser bereits bei 50 Prozent. Jedoch hat sich dieser Anteil eingependelt. „Dies deutet darauf hin, dass sich der Trend zu gesünderer Ernährung bemerkbar macht“, meint Obmann Schauer.

In den letzten Jahren gewinnt der mehligere Erdapfel wieder an Bedeutung. Erstmals in ihrer Geschichte liefern die Eferdinger Landl-Bauern wieder mehlige Sorten an die Geschäfte. „Laufende Nachfragen der Konsumenten haben den Lebensmittelhandel umdenken lassen“, betont Schauer.

Besonders der Oberösterreicher und der Burgenländer lieben mehlige Erdäpfel. Die Frage nach dem Warum kann nur erahnt werden. Die Burgenländer tragen das osteuropäische Essverhalten (verarbeitete Erdäpfel) in sich.

Auch der Oberösterreicher verarbeitet den Erdapfel sehr gerne. Daher ist Oberösterreich auch das Mutterland vom Erdäpfelkäse. Außerdem sind die Oberösterreicher Knödelliebhaber, der Knödelteig wird oft aus Erdäpfel gemacht.

Die Sortenbreite bei mehligen Erdäpfeln ist jedoch eingeschränkt. Von den in Österreich angepflanzten Erdäpelsorten  sind nur 5 Prozent mehlig. „Die Züchter forcierten in den letzten Jahren die vorwiegend festkochenden Sorten, da diese in der Zubereitung unempfindlicher sind. Denn Druckkochtöpfe sind für den mehligen Erdapfel nicht besonders geeignet“, so Manfred Schauer.

Oberösterreicher sind Ab-Hof-Käufer75 Prozent der Österreicher kaufen Erdäpfel im Supermarkt ein,  26 Prozent auch beim Bauern. Stark abweichend vom Österreich-Schnitt ist das Kaufverhalten der Oberösterreicher. 38 Prozent der Landsleute kaufen die Erdäpfel auch beim Bauern ein. Tendenz steigend.

Ost-Westgefälle beim Gemüseanbau

Verschiedene Zielrichtungen haben die Gemüsebauern in Österreich. Während in Ostösterreich der Glashausanbau forciert wird, setzen die westösterreichischen Gemüsebauern auf das Freiland.

In den östlichen Bundesländern werden derzeit große Glashaus- und Folientunnelflächen errichtet. Dort versucht man energieintensiv die Saison verschiedener Gemüsekulturen wie Tomaten, Paprika oder Gurken zu verlängern. Ein Projekt eines burgenländischen Landwirts und Großhändlers war ein großes Thema in den Medien. Er wollte auf einer Fläche von 20 Fußballfeldern ein Glashaus für die Ganzjahresproduktion von Gemüse errichten,

Die Eferdinger Landl-Bauern verfolgen einen anderen Weg. „Wir konzentrieren uns auf den Freiland-Anbau. Freilandgurken, Freiland-Paprika und neuerdings Snackgurken sind derzeit in der Versuchs-Pipeline.  Die Gemüsesaison hat ihre Zeit, die uns die Natur vorgibt. Und die Erde ist der Energiespender. Künstlich verlängerte Gemüsesaisonen und eine Produktion ohne Erde lehnen wir vehement ab“, so Geschäftsführer Ewald Mayr.


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