ENNS. Die Geschichte der ältesten Stadt Österreichs geht bis in die Römerzeit zurück. Das im Zuge der Landesausstellung neu gestaltete Museum Lauriacum am Hauptplatz widmet sich der römischen Geschichtsepoche. Die Zeit nach dem Erhalt der Stadtrechtsurkunde im Jahr 1212 wird nun im neu gestalteten Museum im Schloss Ennsegg präsentiert.
Am Freitag, 23. Juni, war es endlich so weit: Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander von der ÖVP und Bürgermeister Christian Deleja-Hotko von der SPÖ öffnen die Tür zum Stadtgeschichtemuseum. Im ersten Obergeschoß von Schloss Ennsegg wurden rund 370 Quadratmeter für das neue Museum angemietet. Das Bilderzimmer, der ehemalige Trauungssaal, ist nun wesentlicher Bestandteil der neuen Ausstellung. Für Trauungen steht nun ein Raum im Erdgeschoss zur Verfügung. Um das neue Museum realisieren zu können und die Bereiche barrierefrei zugänglich zu machen, waren umfangreiche Umbauarbeiten nötig.
Zeitgemäße Aufarbeitung
„Im neuen Museum 1212 Enns soll im Rahmen einer modernen Präsentation ein weiter Bogen von der Stadt des Mittelalters über die Entwicklung der Wirtschaft und der Arbeit in Enns, die Situation an der Grenze bis zum Schaffen wichtiger Ennser Künstler gespannt werden. Das neue Museum mit der Geschichte der ältesten Stadt Österreichs soll nicht nur für die Ennser ein wichtiger Faktor werden, dieses Museum hat eine über die Grenzen Oberösterreichs hinausgehende Bedeutung“, erklärt Bürgermeister Christian Deleja-Hotko.
Für die Gestaltung des Museums wurden überregionale Experten herangezogen. Roman Sandgruber übernahm die inhaltliche Gestaltung, Peter Hans Felzmann und Thomas Schmidleitner planten die Präsentationen. In Zukunft wird Reinhardt Harreither für die wissenschaftliche Leitung des Museums Lauriacum und des Stadtgeschichte Museums 1212 zuständig sein. Beide Museen bilden unter dem Dach der TSE gemeinsam die „Enns-Museen“, einen wichtigen Teil des touristischen Angebots.
Breite Auswahl an Themen
In acht Räumen erwartet die Besucher eine Zeitreise durch 800 Jahre Stadtgeschichte. Der erste Abschnitt der Ausstellung widmet sich dem Spätmittelalter. In einem Zinnfiguren-Diorama ist das Treffen zwischen dem österreichischen und steirischem Herzog am 17. August 1186 dargestellt. Die dabei entstandene Georgenberger Handfeste ermöglichte die friedliche Vereinigung von Steiermark und Österreich. Ein weiterer Raum widmet sich der Stadtrechtsurkunde von 1212. Zu sehen sind die ältesten Stadtsiegel, die Stadtkasse, die Schlüssel der Stadttore und ein für Repräsentationszwecke in Augsburg angefertigtes Stadtrichterschwert aus dem Jahr 1568.
Wirtschaft und Gesellschaft
Im zweiten Teil des Museums werden jene Einrichtungen vorgestellt, die das Zusammenleben innerhalb der Stadt bis heute ermöglichen. Nachtwächter sorgten bis Anfang des 20. Jahrhunderts für Sicherheit in der Stadt und alarmierten bei Bränden die Feuerwehr. 1328 wurde erstmals das Bürgerspital erwähnt, eine Versorgungseinrichtung für alte und kranke Ennser. Finanziert wurde das Spital damals durch einen eigenen Meierhof und einen Weingarten in der Wachau.
Vertreibung als Chance
Aber auch dunkle Kapitel der Geschichte finden ihren Platz im Museum: Im Jahr 1422 wurden jüdische Familien aus Enns vertrieben und ermordet. Im 20. Jahrhundert wurde Enns neue Heimat für Vertriebene. Die Gablonzer sorgten später für einen wirtschaftlichen Aufschwung der Region und produzierten Schmuck, der in die ganze Welt exportiert wurde. In den letzten Jahrzehnten wurde Enns unter anderem neue Heimat für Zuwanderer aus dem ehemaligen Jugoslawien. In kurzen Filmsequenzen sind unter anderem Schauspieler Norman Hacker und Kabarettist Viktor Gernot, beide in Enns geboren, zu sehen.
„Das neue Museum ist keine Rumpelkammer der Geschichte, sondern Zukunftswerkstatt mit vielen Bezügen zum heutigen gesellschaftlichen und privaten Leben. Es geht um Arbeit, Wirtschaft, Selbstverwaltung, Religion, Integration, Bildung, Gesundheit, Globalisierung, kulturellen und sozialen Zusammenhalt“, erklärt Gottfried Kneifel, Obmann des 1892 gegründeten Museumsvereins Lauriacum.
Für die beiden Museen im Stadtzentrum von Enns, die nur wenige Gehminuten voneinander entfernt sind, sind Kombitickets erhältlich.
Nähere Informationen gibt es auf www.enns-museen.at
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