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Wissenschaftliche Tagung: Enns und der europäische Fernhandel im Mittelalter

Norbert Mottas, 16.10.2023 15:36

ENNS. Im Schloss Ennsegg findet am 25. und 25. Oktober eine wissenschaftliche Tagung zum Thema „Enns und der europäische Fernhandel im Mittelalter“ statt.

Die Stadtansicht von Enns aus dem Jahr 1593 (Ausschnitt) (Foto: Archiv Museum Lauriacum)
Die Stadtansicht von Enns aus dem Jahr 1593 (Ausschnitt) (Foto: Archiv Museum Lauriacum)

Enns war im Mittelalter ein wichtiger Handelsplatz. Grund genug, dem europäischen Fernhandel in Enns eine wissenschaftliche Tagung zu widmen.

1191 endeten Verhandlungen über eine Jahrmarktsordnung in Enns zwischen dem Regensburger Hansgrafen und dem steirischen Herzog Otakar über Organisation und Abgaben des seit 1160 bestehenden Jahrmarktes. Dieser war eine Drehscheibe des im Süden des Reiches damals intensiver werdenden Handels – dorthin kamen Kaufleute aus Köln, Aachen und Ulm unter Führung der Regensburger, aber auch Händler von der Maas, aus Maastricht und weiter westlichen Gebieten, nämlich aus Flandern; Wagen auf dem Weg nach oder aus der Kiever Rus fuhren über die Ennser Brücke. Waren aus Ost und West wurden angeboten. In den folgenden Jahren entstanden Markt- und Zollordnungen, ein umfangreiches Privileg für die Regensburger Kaufleute stellte 1192 der Babenberger Leopold V. aus.

Die Konferenz beschäftigt sich mit dem Entwicklungsstand von Produktion, Handel und Verkehr in Flandern und dem Raum der Kiever Rus – Tuchwaren gegen Pelze, Wachs und Honig –, den Handelsdrehscheiben am Rhein und den Verbindungen Ungarns zu seinen Nachbarn. Die mentalen Grundlagen sind zu diskutieren, nicht zuletzt im Bereich der Kanonistik. Entlang der Donau entfaltete sich im Rahmen der mitteleuropäischen Mächtebildung das österreichische Territorium der Babenberger auch als Wirtschaftsraum.

Sarah Stoffaneller erklärt: „Die zweitägige Veranstaltung mit Vortragenden aus dem In- und Ausland beschäftigt sich mit einem interessanten Abschnitt der Ennser Geschichte. Der seit ungefähr 1160 bestehende Jahrmarkt in Enns war eine Drehscheibe des im Süden des Reiches damals intensiver werdenden Handels. Zu ihm kamen Kaufleute aus Köln, Aachen und Ulm unter Führung  der Regensburger, aber auch Händler von der Maas, aus Maastricht und Flandern. Wagen auf dem Weg nach oder aus der Kiever Rus überquerten die Ennsbrücke – Waren aus Ost und West wurden angeboten. Eine 1191 ausgestellte Urkunde des steirischen Herzogs Otakar berichtet über organisatorische Details. Entlang der Donau entfaltete sich damals das österreichische Territorium der Babenberger auch als Wirtschaftsraum. 

Enns spielte für eine kurze Zeit eine wichtige Rolle im europäischen Fernhandel mit Tuchwaren, Pelzen, Wachs und Honig zwischen Flandern, dem Rheingebiet und dem Raum der Kiever Rus.“ 

Programm

 

Dienstag, 24. Oktober

9:30       Begrüßung Bürgermeister Christian Deleja-Hotko, Prof. Gottfried Kneifel, Dr. Reinhardt Harreither

10:00     Einführung in das Problem Landesherrschaft und Fernhandel zwischen Flandern und Kiev – a.o. Univ.-Prof. i. R. Dr. Klaus Lohrmann (Wien)

10:40     Kaffeepause

10:50     Köln und Aachen als Drehscheiben des Handels zwischen dem Westen und Regensburg – Univ.-Prof. emer. Dr. Franz Irsigler (Trier)

11:30     Diskussion: Der Handel im Westen unter Einbeziehung von Zollfragen

 

12:15     Mittagessen

 

14:00     Die Güter finden ihren Weg. Handelsgüter aus der Kiever Rus‘ im Mittelalter – Dr. Cornelia Soldat (Köln)

14:20     Ungarns Handel mit den Nachbarn und seine Verkehrswege um 1200 – Dr. Veronika Rudolf (Budapest)

14:40     Diskussion: Die Bedeutung der osteuropäischen Wälder für Wachs, Honig, Met und Pelze (Zolltarif von Stein – etwa 1220)

15:20     Kaffeepause

15:40     Neues ökonomisches Denken bei Franz von Assisi und Petrus Ioannis Olivi im 13. Jahrhundert – Univ.-Prof. Dr. Mathias Schmoeckel (Bonn)

16:00     Diskussion: Mentale Grundlagen „wirtschaftspolitischer“ Maßnahmen

 

18:30     Abendessen

 

 

Mittwoch, 25. Oktober

9:00       Passau als Herrschaftsfaktor im weiteren Umland von Enns und im Mühlviertel – Univ.-Prof. emer. Dr. Franz Reiner Erkens (Passau)

9:45       Münz- und Geldwirtschaft entlang der Donau. Faktoren österreichisch-steirischer Landesherrschaft im 12. und frühen 13. Jahrhundert – Johannes Hartner MA (Wien)

10:30     Kaffeepause

10:45     Das Abgabenwesen der späten Babenbergerzeit – Ministeriale und Bürger – a.o. Univ.-Prof. i. R. Dr. Klaus Lohrmann (Wien)

11:15     Diskussion: Leitung Direktor PD Dr. Roman Zehetmayer

12:00     Der neuzeitliche Donauhandel: Projektbericht – PD Dr. Peter Rauscher (Wien)

 

13:30     Voraussichtliches Ende der Konferenz


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