Harreither: „Der Donaulimes steht nun auf einer Stufe mit den ägyptischen Pyramiden“
ENNS. Vor knapp zwei Wochen wurde der in Bayern, Österreich und der Slowakei liegende Teil des ehemaligen römischen Donaulimes zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Was das für die Region bedeutet, weiß Reinhard Harreither, der Direktor des Museum Lauriacum in Enns.
„Welterbestätten haben für die Menschheit eine große Bedeutung. Der Donaulimes steht nun auf einer Stufe mit den ägyptischen Pyramiden oder der chinesischen Mauer“, erzählt Harreither, der auch Präsident des Vereins „Museen am Donaulimes in Österreich“ ist. Sinn eines Weltkulturerbes ist es jedoch nicht, den Tourismus anzukurbeln. Genauso wenig bedeutet es, dass entlang der Donau nun vermehrt archäologische Ausgrabungen stattfinden. „Das UNESCO-Welterbe ist eine zusätzliche Schutzeinrichtung für Kulturdenkmäler und zukünftige Ausgrabungsstätten, die schon höchsten nationalen Schutz genießen“, erklärt Harreither.
Funde sind kein Welterbe
Ein Welterbe betrifft nur die Bereiche, auf denen die ehemaligen Bauten entlang des Limes wie Legionslager oder Kastelle errichtet wurden. Der Boden, auf dem sie standen, muss unversehrt und unzerstört sein. Nicht zum Welterbe gehören Funde, die in Museen ausgestellt sind. „Die Museen haben dafür die entscheidende Rolle, den Menschen zu vermitteln, was ein Welterbe ist“, sagt Harreither. Auch freigelegte Bauten wie die Calcaria (Kalkbrennöfen) oder die Ausgrabungen unter der Basilika St. Laurenz sind im Welterbe enthalten.
Ziel: gesamte Grenzlinie zum Welterbe ernennen
Der österreichische Abschnitt des ehemaligen römischen Donaulimes reicht von Passau bis Bratislava. Entlang dieses Grenzabschnitts bewachten drei Legionslager (Enns, Wien, Carnuntum) sowie 16 Kastelle und Wachtürme die Grenze. Insgesamt umfassten die Grenzen des römischen Reiches 5.500 Kilometer quer durch Europa, den Nahen Osten und Nordafrika. Die gesamte Grenzlinie soll zukünftig in einem multinationalen UNESCO-Welterbe „Grenzen des Römischen Reiches“ zusammengefasst werden. Bisher geschützt sind neben dem bis in die Slowakei reichenden Abschnitt des Donaulimes auch der Hadrianswall in England, der Antoninuswall in Schottland und der Obergermanisch-Raetische Limesabschnitt in Deutschland.
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