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Tobias Karlinger: „Man sollte beim Pyrotechniker seines Vertrauens einkaufen“

Thomas Lettner, 28.12.2021 09:00

ENNS. Pyrotechnikartikel werden zu Silvester wieder stark nachgefragt. Was die aktuellen Renner sind und auf was man aufpassen sollte, erzählte uns Tobias Karlinger von der Ennser Firma Funkenfabrik.

Tobias Karlinger von der Ennser Firma Funkenfabrik (Foto: Thomas Lettner)
Tobias Karlinger von der Ennser Firma Funkenfabrik (Foto: Thomas Lettner)

Tips:In manchen Städten wie in Villach ist das Schießen zu Silvester verboten. Gibt es Umsatzeinbuße im Pyrotechnikverkauf und ist das Schießen in Enns erlaubt?

Karlinger: Vom Handel her merkt man keinen großen Unterschied. Ich habe meinen Onlineshop seit einer Woche offen. Er rennt genauso wie in den letzten Jahren. Einbußen merke ich in der Dienstleistungsbranche. Ich hatte keine Hochzeiten, keine Geburtstagsfeiern und keine Firmenfeste. Zu Silvester erwarte ich mir keine großen Rückgänge. In Enns ist das Schießen gemäß dem Pyrotechnikgesetz ganz normal erlaubt außerhalb des Ortsgebiets. Feuerwerke der Kategorie 2 – dazu gehören Raketen, Knaller, Batterien usw. – sind ganzjährig im Ortsgebiet verboten. Der Bürgermeister einer Gemeinde hat die Möglichkeit, dass er einen Teil oder die ganze Gemeinde für einen gewissen Zeitraum von diesem Verbot ausnimmt. In Enns ist das Zünden von Silvesterfeuerwerk im Ortsgebiet somit verboten. Es gibt keine Verschärfungen zu den letzten Jahren, denn das war schon immer so.

Tips:Wird es beim Stadtturm ein Feuerwerk geben?

Karlinger: Heuer wird es leider Gottes kein Feuerwerk vom Stadtturm geben. Der Auftraggeber - die TSE GmbH - wollte das Feuerwerk nur im Zuge einer Silvesterveranstaltung machen. Die fällt aber aufgrund von Corona zum zweiten Mal flach.

Tips:Es gibt einige Supermarktketten, die keine Pyrotechnikartikel mehr verkaufen oder darüber nachdenken. Sehen Sie das positiv?

Karlinger: Für uns Pyrotechniker ist das positiv. Wir kritisieren schon lange, dass Supermarkt- und Discounterketten Feuerwerke im Angebot haben. Feuerwerksartikel sind Fachartikel. Man kann einen Pyrotechnikerschein machen, man muss einen Händlerkurs belegen, wo man über die Sicherheit und die Lagerung von Feuerwerkskörpern geschult wird. Bei Discountern haben aber nicht alle Mitarbeiter eine derartige Schulung. Wir appellierten immer dafür, den Einzelhandel und den Fachmarkt zu unterstützen anstatt die Feuerwerke bei Discountern zu kaufen. Für den Kunden hat das mehrere Vorteile. Der Pyrotechniker kennt sich genau aus und kann den Kunden wunderbar beraten. Er kann einiges über die Effekte sagen und Sicherheitstipps geben. Das hat man beim Discounter nicht. Der Kassier ist meist uninformiert und kann den Kunden nicht so gut beraten.

Tips:Die Wirtschaftskammer hat eine Warnung ausgesprochen, dass man keine Pyrotechnikartikel im Ausland kaufen soll. Ist das für euch ein großes Problem?

Karlinger: Eher weniger. Die Kundengruppe, die im Ausland einkauft, kauft bewusst dort ein. Verlockend ist vor allem der Preis. In Tschechien werden Feuerwerkskörper um einiges günstiger gehandelt als bei uns. Das liegt vor allem daran, dass die Artikel ungeprüft sind, weil dort vom Gesetz her keine Prüfungsrichtlinien vorhanden sind. In Österreich haben wir eine sogenannte CE-Pflicht. Jeder Feuerwerksartikel muss CE-zertifiziert sein. In Tschechien kann man auch Artikel kaufen, die nicht CE-zertifiziert sind. Das macht sie einerseits billiger, andererseits sind sie aber ungeprüft. Das heißt nicht, dass so ein Artikel schlecht ist, aber es ist nicht sicher, ob er von einem seriösen Hersteller oder Importeur stammt. In Tschechien ist zum Beispiel nicht nur Schwarzpulver zugelassen, sondern auch Blitzknallsatz. Der ist in Österreich seit 2014 verboten und um einiges aggressiver. Solche Böller können ernsthafte Verletzungen verursachen. Deshalb sollte man beim Pyrotechniker seines Vertrauens einkaufen.

Tips:Es gibt sehr viele Tier- und Umweltschützer, die vom Silvesterschießen abraten, weil die Tiere darunter leiden und viel Feinstaub produziert wird. Werden Sie oft darauf angesprochen?

Karlinger: Ja, ich werde oft damit konfrontiert. Manchmal kommen die Leute direkt auf mich zu, leider bekomme ich auch manchmal Droh-E-Mails. Ich sage nicht, dass Pyrotechnik absolut umweltfreundlich ist und den Tieren nichts tut. Bezüglich der Feinstaubbelastung gibt es viele falsche Zahlen. Die WKO hat vor einigen Jahren eine Statistik in Auftrag gegeben, und dabei kam heraus, dass Silvesterfeuerwerke in Österreich einen verschwindend geringen Anteil ausmachen. Es gibt verschiedene Arten von Feinstaub. Der, der durch Pyrotechnik entsteht, ist weit weniger gefährlich als der, der durch den Autoverkehr entsteht. Ich verstehe jeden Tierbesitzer, der sich Sorgen macht. Ich selbe hatte 15 Jahre lang einen Hund und habe jetzt drei Katzen. Zu meinem Glück waren alle meine Tiere bisher sehr umgänglich mit Feuerwerken. Für Tiere, die damit Probleme haben, gibt es Trainings. Man kann sich auch vom Tierarzt Medikamente verschreiben lassen, die beruhigend wirken. Ich appelliere dazu, Silvesterfeuerwerk wirklich nur zu Silvester einzusetzen. Viele Tierschützer beklagen sich bei mir, dass die Schießerei schon um den 20. Dezember losgeht. Da muss ich ihnen Recht geben, und da bin ich auch absolut dagegen. Es ist nicht der Sinn und Zweck, dass das Silvesterfeuerwerk schon eine Woche vorher oder noch eine Woche danach gezündet wird. Das macht mehr Probleme als Freude. Man muss aufeinander schauen.

Tips:Was sind die Renner aktuell in der Pyrotechnik?

Karlinger: Der Renner ist sogenanntes Batteriefeuerwerk, das ich einmal anzünde und das mehrere Sekunden vor sich hin schießt. Raketen sind vom Batteriefeuerwerk zwar nicht abgelöst, aber etwas in den Hintergrund gedrängt worden. Was schon seit Jahren immer mehr wird, ist nicht das einfache Batteriefeuerwerk, sondern sogenannte Verbundbatterien. Das sind Batterien, die schon fixfertig aneinander angeschlossen sind. Die muss man nur einmal anzünden, und man bekommt für zwei Minuten lang ein schönes Feuerwerk mit einem Einstieg, einem Mittelteil und einem Finale. Reine Knallkörper, die keine Effekte haben, verschwinden von Jahr zu Jahr immer mehr im Handel und vom Markt. Diesen Trend begrüße ich als Händler, da ich eher ein Fan von Artikeln mit Effekten bin als von solchen, die nur laut sind. Die einzigen Knallkörper, die ich noch im Sortiment habe, sind die klassischen Schweizer Kracher. Die werden von der Kundschaft immer gefordert.

 


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