
ENNS. Der Museumverein Lauriacum besitzt zehn erhaltene Zunftfahnen, die nach und nach restauriert werden. Gerald Auböck, Geschäftsführer der Firma Auböck Bau GmbH aus Enns, hat mit einem namhaften Sponsorbeitrag die Restaurierung der Fahne des „ehrsamen Handwerks der Ennser Maurer“ ermöglicht.
Von den noch zehn erhaltenen Zunftfahnen sind bereits drei restauriert. Weitere drei befinden sich derzeit in der Restaurier-Werkstätte der Universität für angewandte Künste in Wien. Für vier Fahnen ist die Restaurierung und Konservierung noch offen und soll im Jahre 2023 erfolgen. „Wir danken der Firma Auböck Bau GmbH für ihre Verantwortung und ihren Beitrag zur Erhaltung des kulturellen Erbes unserer Stadt“, stellte der Obmann des Museumvereins Lauriacum Enns Gottfried Kneifel anlässlich der Präsentation der Zunftfahne der Maurer fest. Die anspruchsvolle Arbeit wurde im Institut für textile Restaurierung der Universität für angewandte Künste in Wien unter Vorstand Gabriele Krist durchgeführt. „Als führendes Bauunternehmen in der Region wollen wir mit unserem Förderbeitrag auch in der Gegenwart auf die lange Tradition der Baukultur hinweisen und die Leistungen aller Menschen, die im Baugewerbe tätig sind, anerkennen“, sagte Gerald Auböck im Museum.
Heiligenbild und historisches Wappen
Die historische Fahne zeigt den Heiligen Rochus von Montpellier, den Schutzpatron der Maurer und Bauarbeiter. Auf seinem linken Oberschenkel ist eine rote Wunde erkennbar. Daneben steht ein Gebäude mit roten Dachziegeln – offenbar eine Kirche. Am linken unteren Ende ist das Wappen der Maurer abgebildet: Ein leicht ausgestellter Zirkel überschneidet sich mit einem Senklot, die Stiele von Hammer und Kelle berühren mit ihren Enden die Schnur des Lots und schließen einen rechten Winkel ein. Darunter ist in goldener Farbe auf rotem Grund das Entstehungsjahr 1859 vermerkt. Die Allegorie der Baukunst sitzt auf der anderen Seite der Fahne nachdenklich auf einer Steinmauer. In ihrer Hand hält sie einen leicht geöffneten Zirkel. Darunter liegt das Werkzeug der Maurer, das Dreieck, die Kelle und der Hammer.
Gemeinschaft sorgte für die Mitglieder
Das Handwerker-Gewerbe ist in den mittelalterlichen Städten seit der Mitte des 14. Jahrhunderts nachweisbar. Die Zunftfahne war damals ein Symbol für Leistung und Zusammenhalt. Die Handwerker gleichen Gewerbes organisierten sich zum Schutz ihres Berufes und ihrer Existenz zu Innungen, Zechen und Zünften. Diese Gemeinschaften sorgten für ihre Mitglieder wirtschaftlich, sozial-gesellig und religiös. Die Zunftordnungen wurden vom Magistrat der kaiserlich-königlichen landesfürstlichen Stadt Enns garantiert und kontrolliert. Jede Zunft hatte eine Herberge - meistens ein Gasthaus - in dem die monatlichen Beratungen und die Jahresversammlung stattfanden. Dabei wurde die Zunftlade/truhe geöffnet, die Zunftordnung verlesen, neue Lehrlinge aufgedungen (angenommen), Meister aufgenommen, Einzahlungen getätigt, Streitfälle geschlichtet und festlich gemeinsam gegessen. Zu den Zunftinsignien zählten die Urkunden, das Meisterbuch, das Aufdingbuch, das Kassabuch, das Zunftsiegel, das Tischzeichen über dem Zunfttisch und eben die Zunftfahne. Diese Fahne wurde bei festlichen Anlässen, Feiern, Bitt- und Fronleichnams-Prozessionen getragen.