
ENNS. Auf dem Areal der Firma Büsscher & Hoffmann werden im Juli und August römische Baureste untersucht, deren Erhaltungszustand dem Anschein nach ungewöhnlich gut ist.
In der Zivilsiedlung, die um das Legionslager von Lauriacum/Enns entstand, herrschte reges Treiben. Das gilt auch für den Bereich entlang der „ersten Nordumfahrung von Enns“. Diese wichtige Verkehrsverbindung führte durch das Areal der Firma Büsscher & Hoffmann. Sie war durch eine Stichstraße aus dem rechten Lagertor (porta principalis sinistra) mit dem Lager verbunden und erschloss die stark wirtschaftlich geprägten römischen Siedlungsbereiche im Norden von Lauriacum. Im Südwesten mündete sie in die sogenannte Limesstraße.
Straßen waren Begegnungszonen
Der Großteil des römischen Lebens spielte sich im öffentlichen Raum ab. Die Plätze und Straßen, an denen zahlreiche Geschäftslokale lagen, waren Begegnungszonen. Hier wurde gewohnt, gehandelt, gegessen, getrunken, den unterschiedlichsten Gottheiten geopfert und über die neuesten Entwicklungen diskutiert. Auch an der „Nordumfahrung“ von Lauriacum lagen zahlreiche tabernae (Häuser mit Ladenfronten).
Siedlungsareal wurde untersucht
Die geplante Standortentwicklung von Büsscher & Hoffmann ermöglichte im Jahr 2015 die archäologische Untersuchung eines großen Ausschnittes dieses römischen Siedlungsareals. Dabei wurden Gebäude des driiten bis vierten nachchristlichen Jahrhunderts von der Grabungsfirma ARDIG freigelegt. Als stratigraphisch besonders interessant erwies sich dabei Haus 3, wo mehrere Umbauphasen unterschieden werden konnten. Das Gebäude wies zur Straße hin eine überdachte Portikus, also einen Säulengang auf. Kunden mussten somit auch bei Schlechtwetter nicht im Regen stehen.
Goldkette mit Anhänger gefunden
Die Untersuchung dieses Hauses wurde während der OÖ Landesausstellung 2018 „Die Rückkehr der Legion“ im Rahmen einer Schaugrabung durch Archäologen der Universität Salzburg und des OÖ Landesmuseums fortgesetzt. Dabei kam zahlreiches Fundmaterial zutage. Ein Fund überstrahlt jedoch alle anderen: Zwischen zwei Schotterschichten der römischen Straße lag eine römische Goldkette mit einem ebenfalls goldenen Anhänger. Die vollständig erhaltene „Fuchsschwanzkette“ ist ca. 34 Zentimeter lang und etwa 19 Gramm schwer. Lediglich die Glasperle des Anhängers ist gebrochen, und ein Verschlussteil ist abgerissen. Es ist davon auszugehen, dass in der ersten Hälfte des dritten Jahrhunderts eine reiche Dame aus Lauriacum diesen Verlust zutiefst bedauert hat. Von Enns sind bisher nur sehr wenige Goldfunde bekannt. Das außergewöhnliche Fundstück kann im Museum Lauriacum bewundert werden.
Finanzielle Unterstützung auch von der Stadt Enns
Der rückwärtige Teil von Haus 3 war von den Ausgrabungen nicht betroffen, und zwei weitere Gebäude konnten 2015 ebenfalls nur partiell untersucht werden. Diese noch unberührten Zonen werden heuer im Juli und August erforscht. Erste Sondagen haben gezeigt, dass mit einem für Lauriacum/Enns ungewöhnlich guten Erhaltungszustand der römischen Baureste zu rechnen ist. Das Kooperationsprojekt der OÖ Landes Kultur GmbH und der Universität Salzburg wird von der Firma Büsscher & Hoffmann, dem Bundesdenkmalamt und der Stadt Enns finanziell unterstützt.