
LINZ/LINZ-LAND. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Kammerführung im Dialog“ lud die Landwirtschaftskammer Oberösterreich nun auch zum Informationsabend in die HLBLA St. Florian ein. Dort blickten Präsident Franz Waldenberger und Kammerdirektor Karl Dietachmair auf die Krisen und Herausforderungen des vergangenen Jahres zurück und gaben einen Ausblick auf das kommende Jahr. Außerdem standen sie im Anschluss den Anwesenden Rede und Antwort.
Kammerdirektor Karl Dietachmair hob zu Beginn in seiner Präsentation die Bedeutung der Landwirtschaftskammer hervor: Bäuerliche Betriebe in Bildungs- und Beratungsarbeit, aber auch in den jeweiligen Interessen entsprechend zu begleiten. Dafür wären im vergangenen Jahr mehrere Entlastungspakete für die landwirtschaftlichen Betriebe auf den Weg gebracht worden, wie etwa ein zweistufiger Stromkostenzuschuss, der im zweiten und vierten Quartal 2023 ausgezahlt wird. Vor wenigen Tagen erst wurde außerdem auch die Strompreisbremse für landwirtschaftliche Privathaushalte beschlossen (Tips berichtete). Außerdem konnten 50 Gratisstromtage bei der Energie AG erreicht und die Umsatzgrenzen angehoben werden, die lange Zeit unverändert blieben. Denn durch höhere Kosten und Preise sowie Inflation erhöhen sich auch die Umsatzvolumina entsprechend. Besonders betroffen davon sei der Veredelungssektor.
Klimawandel: Hauptbetroffener, nicht Hauptverursacher
Auch die klimatischen Veränderungen belasten die landwirtschaftlichen Betriebe, weshalb es nun erstmals einen Temperatur- und Niederschlags-Index gibt. Dies sei zwar nun bis 2028 eine provisorische Lösung, soll aber eine deutliche Entlastung durch die Berücksichtigung von Unwetter-Ereignissen darstellen. 2021 betrugen die Klimaschäden in der Landwirtschaft 105 Millionen Euro, 2022 sogar 170 Millionen Euro. „Die Landwirtschaft ist Hauptbetroffener vom Klimawandel, nicht Hauptverursacher“, stellt der Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ Franz Waldenberger klar. Gegenüber dem Jahr 1990 habe der Agrarsektor zudem seine Emissionen um 16,3 Prozent verringern können.
Der Ukraine-Krieg rief im Jahr 2022 eine weitere Krise hervor und rückte die Bedeutung der Lebensmittelversorgung weiter ins Zentrum. Dietachmair betonte die Versorgungssicherheit, die von den bäuerlichen Familienbetrieben ausgehe, etwa die EU-Milchanlieferungen betreffend.
Ausweitung der Herkunftskennzeichnung
Präsident Waldenberger setzte mit seinem Vortrag fort und ergänzte etwa Themen zur Ökologie, zum Umweltschutz und zur Kreislaufwirtschaft. Etwa fordert die Landwirtschaftskammer, dass Klimazölle auf Agrarprodukte aus Drittstaaten ausgeweitete werden sollen, um die heimische Landwirtschaft zu schützen. Auch die Herkunftskennzeichnung für Fleisch, Milch und Eier sei weiterhin ein großes Thema, das noch in weiteren Bereichen umgesetzt werden müsse. Notwendig sei dies etwa bei verarbeiteten Lebensmitteln, hier laufen die Verhandlungen zur EU-weiten Umsetzung aktuell, sowie in der Gastronomie.
Diskussionsrunde
Abschließend betonen Dietachmair und Waldenberger: „Die Landwirtschaftskammer Oberösterreich bietet Orientierung im Wandel und unterstützt die bäuerlichen Familienbetriebe.“ In der anschließenden Diskussionsrunde hatten die anwesenden Landwirte die Möglichkeiten Fragen an die Vortragenden zu stellen. Auch Anliegen, weitere Forderungen sowie kritische Meinungen wurden ausgesprochen. Etwa wurde über die Vorgaben des Green Deals der EU, Drainagierung oder lückenhafte Gesetzgebungen diskutiert. Bei weiteren gemeinsamen Gesprächen fand der Abend einen gemütlichen Ausklang.