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An Bahnhöfen in der Region noch ausbaufähig: Barrierefreiheit bringt Erleichterung im Alltag für alle

Leserartikel Wolfgang Simlinger, 18.04.2023 12:18

ENNS/ERNSTHOFEN. Beim Wort „barrierefrei“ denkt man unweigerlich an den Rollstuhlfahrer, der auf dem Piktogramm abgebildet ist. Man denkt an Rampen und Hebevorrichtungen und vielleicht noch an Behindertenparkplätze. Barrierefreiheit zieht sich aber durch viele Lebensbereiche und nicht nur Menschen mit Beeinträchtigungen profitieren davon.

  1 / 2   „Rollstuhlgerecht ist nur ein Teil der Barrierefreiheit“, erklärt Manuela Mauthner. (Foto: Wolfgang Simlinger)

Wenn Manuela Mauthner von ihrer Heimatstadt Linz mit dem Zug nach Enns fahren will, dann lässt sich das bewerkstelligen. Eisenbahnwaggons mit ebenerdigen Einstiegen, sogenannte Niederflurwaggons, ermöglichen Rollstuhlfahrern einen bequemen Ein- und Ausstieg. In Enns ist ein ebenerdiger Zugang allerdings nur auf Bahnsteig eins gegeben, wo die Züge aus Richtung Linz halten. Will man nach Linz, so sind die Bahnsteige zwei und drei nur über eine steile Treppe erreichbar. Für Rollstuhlfahrer ist somit eine Bahnfahrt unmöglich, aber auch viele andere Fahrgäste haben damit ihre Probleme.

Überwiegend sind es Menschen ohne dauerhafte Beeinträchtigung, die in den Genuss der Barrierefreiheit kommen: Eltern mit Kinderwagen, Reisende, die große Gepäckstücke oder ein Fahrrad in der Bahn mitnehmen wollen, oder einfach Fahrgäste, die nach der Arbeit müde sind und bequem den Bahnsteig erreichen wollen.

Forderung nach barrierefreien Bahnsteigen

Auch in Ernsthofen ist man mit einer ähnlichen Situation konfrontiert und es wird hier die Schaffung eines barrierefreien Zugangs gefordert. Vor allem für ältere Personen ist der Weg über die Treppen beschwerlich. Aus diesem Grund wurde im Herbst des Vorjahres vom Pensionistenverband Ernsthofen auf Initiative von Ottilie Dolzer eine Unterschriftenaktion gestartet. „Barrierefreiheit ist mehr als nur ein rollstuhlgerechter Zugang“, erklärt Manuela Mauthner. Aufgrund einer Muskelerkrankung ist sie in ihrer Bewegung eingeschränkt und hat manchmal auch Probleme bei der Bedienung von Druckknöpfen und Türklinken.

Einschränkungen im Alltag

Fast jeder hat im Leben irgendwann mit Einschränkungen zu kämpfen – sei es durch eine Verletzung oder einfach aufgrund des fortgeschrittenen Alters. Spätestens mit 50 Jahren merkt man, dass die Sehkraft abnimmt und winzige Texte auf Verpackungen oder in Bedienungsanleitungen nicht mehr so einfach gelesen werden können. Auch die Hörfähigkeit sinkt mit zunehmendem Alter und so manche Lautsprecherdurchsage verwandelt sich zu einem unverständlichen Gebrabbel.

Probleme mit Automaten

Ältere Menschen haben zunehmend Probleme mit der modernen Technik. Gab es früher in fast jedem Bahnhof einen Fahrkartenschalter, so ist der Ticketkauf bis auf wenige Ausnahmen nur mehr am Automaten möglich. So mancher Fahrscheinautomat hat schon Reisende zur Verzweiflung gebracht: „Was ist der Unterschied zwischen einem 24-Stunden-Ticket und einem Tagesticket?“ – „Wie schaffe ich es, zusätzlich zum Hinfahrticket noch ein Straßenbahnticket und ein Rückfahrticket zu kaufen?“ Menschen, die mit der Technik nicht so vertraut sind, oder Reisende mit schlechten Deutschkenntnissen verzweifeln regelmäßig beim Kauf ihrer Fahrkarte. Auch Internetseiten erfordern manchmal Geduld und ein gewisses Grundwissen, um überhaupt in den Genuss der vollen Leistung zu kommen.

Einfache Sprache

Einige Nachrichtendienste bieten daher mittlerweile die Möglichkeit, die Information in sogenannter einfacher Sprache abzurufen. Somit haben auch Menschen mit einer verminderten geistigen Leistungsfähigkeit oder schlechten Deutschkenntnissen die Möglichkeit, zu Information zu gelangen. Eine Barrierefreiheit, die sich durch sämtliche Lebensbereiche zieht, ist nicht nur für Menschen mit Beeinträchtigung von Vorteil, sondern erleichtert jedem das Leben.


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