ST. VALENTIN. Franz Schmeißl (70) war Konditormeister. Als er in Pension ging, erfüllt er sich einen Traum: Er erlernte den Instrumentenbau und hat im März die Meisterprüfung abgelegt.
Schon in jungen Jahren entwickelte Franz Schmeißl seine Liebe zum Arbeiten mit Holz. Er baute für sich Möbel, Fenster, Türen und erledigte sämtliche Holzarbeiten, als er ein Haus baute.
Er wurde aber Zuckerbäckermeister. Als solcher verfasste er drei Backbücher, die heute noch im Handel erhältlich sind.
In seiner Freizeit spielt er gerne Gitarre. Eines Tages reifte in Franz Schmeißl der Wunsch, selbst eine Gitarre zu bauen. Im Jahr 2010 konnte er sich diesen Wunsch erfüllen: Er nahm mit dem Lambacher Gitarrenbauer Heinrich Nusko, einem der Besten seiner Zunft Kontakt auf und unter dessen Anleitung baute er die erste Gitarre.
„Wenn man einmal ein eigenes Instrument gebaut hat, dann entwickelt man eine Sucht, immer wieder neue, noch bessere Gitarren zu bauen. Das lässt einen nicht mehr los“, erklärt er, warum er, seit er in Pension ist, immer am Bauen neuer Gitarren ist. Noch heute bittet er Heinrich Nusko manchmal um Rat und dieser gibt ihm gern Tipps, aber auch ehrliche Kritik.
Die erste Geige
Als Musikerkollege Max Stöffelbauer die erste Gitarre sah, regte er an, für ihn eine Geige zu bauen. Nach kurzem Zögern besorgte sich Franz Schmeißl Unterlagen und Literatur zum Geigenbau und seine erste Geige entstand. Franz Schmeißl und seine Frau Traudi waren so begeistert, dass sie beschlossen, dass diese Geige unbedingt einmal von einem großartigen Künstler gespielt werden müsse und sie kamen auf niemanden geringeren als Rainer Küchl, der erster Konzertmeister der Wiener Philharmoniker und des Staatsopernorchesters war.
Rainer Küchl
Den Kontakt zu Küchl stellte Wolfgang Sobotka her, den Franz Schmeißls Frau Traudi noch aus Musikschulzeiten in Waidhofen gekannt hatte. Und tatsächlich: Küchl, wie Sobotka aus Waidhofen/Ybbs stammend, war bereit, eine von Franz Schmeißl gebaute Geige zu probieren.
Nebenbei bemerkt: Küchl selbst spielt eine echte Stradivari-Geige aus dem Jahr 1725.
Franz Schmeißl reichte ihm seine bereits zweite Geige, die er extra für diesen Zweck gebaut hatte.
Küchl spielt eine Weile – relativ impulsiv, wie sich Franz Schmeißl erinnert. „Es war eine sehr einschneidende Begegnung und Rainer Küchl gab mir sehr wertvolle Tipps, an die ich mich gerne zurückerinnere“, erzählt der Instrumentenbauer.
Mittlerweile hat Schmeißl drei weitere Geigen gebaut – und natürlich auch weitere Gitarren: Konzertgitarren, Westerngitarren, Jazz- und auch E-Gitarren.
Klang und Optik
Neben dem Klang und guter Spielbarkeit legt Franz Schmeißl auch großen Wert auf Ästhetik und so sind seine Gitarren nicht nur fürs Ohr, sondern auch fürs Auge ein Genuss. Der St. Valentiner verwendet edle Hölzer, aber mitunter auch eine alte Mahagonitür, aus deren Holz er Gitarrenhälse, aber auch E-Gitarren baut.
Eines seiner Prunkstücke ist eine Semi Hollow Gitarre, für die er sich durch ein Modell von Paul Red Smith anregen ließ. Alles ist per Handarbeit entstanden, vom F-Loch bis zu den selbst gedrechselten Reglern. Nur die Tonabnehmer sind dazu gekauft. Die Gitarre spielt sich unglaublich leicht und angenehm.
Gitarrenliebhaber sollten einen Blick auf die Homepage Franz Schmeißls werfen. Da werden ihnen die Augen übergehen.
CD „Klangreise“
Den Klang Schmeißls Konzertgitarren kann man auf der CD „Klangreise“ erleben, die Franz Schmeißl (Gitarre) gemeinsam mit Christoph Bitzinger (Geige), Stevan Gardijan (Gitarre) und Elisabeth Essl (Querflöte) eingespielt hat.
Meisterprüfung
Im März 2023 hat Franz Schmeißl die Meisterprüfung abgelegt. Da war es gut, dass er als Konditor schon einen Meistertitel hatte. Darum wurden ihm die wirtschaftlichen Fächer erspart und der konnte sich ganz auf den fachlichen Teil konzentrieren. „Geschenkt wird einem aber nichts bei der Prüfung und ich habe sehr davon profitiert“, erklärt Franz Schmeißl. Ihm bereitet es große Freude, wenn Künstler auf seinen Instrumenten spielen. „Das ist mir viel mehr wert als Geld.“
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