Interview: Das neue Stück des Theaters im Hof

Norbert Mottas, 03.07.2023 10:07

ENNS. Das Theater im Hof steht vor der Premiere des Stücks „Diener 2er Herren“. Tips-Redakteur Norbert Mottas bat die Dramaturgin Iirs Harter und den Regisseur Christian Himmelbauer zum Interview.

Das Ensemble des Theaters im Hof (Foto: Otto Pölzl)

Tips: Wie kam es zur Gründung des Theaters im Hof? Hat es sich aus einer früheren Theatergruppe entwickelt?Christian Himmelbauer: Das Theater im Hof gibt es schon seit 1981, in seinen Anfangszeiten war es in Mauthausen stationiert. 1996 wechselte man dann auf die andere Seite der Donau nach Enns, wo über die Jahre verschiedene Locations bespielt wurden. Seit 2005 steht das Theater im Hof Enns unter meiner Leitung. Nach sieben Jahren in der K&K Reithalle und einem Intermezzo im Schloss Ennsegg dient seit 2016 der Innenhof im ehemaligen Florianer Freihaus in der Mauthausner Straße 9 als Spielstätte.Tips: Das Team des Theaters im Hof besteht durchwegs aus Personen mit Theatererfahrung. Wurde es für die aktuelle Produktion zusammen gestellt oder ist das ein fixes Team?Christian Himmelbauer : Dramaturgin und Autorin Iris Harter ist seit mittlerweile 11 Jahren dabei und leitet mit mir gemeinsam künstlerisch den Verein, mit Kostümbildnerin Natascha Wöss arbeite ich schon seit 20 Jahren zusammen, Bühnenbildnerin Isabella Reder und Lichtdesigner Christian Leisch sind 2016 mit der neuen Spielstätte dazugekommen. Da gibt es also schon große Kontinuität und das ist schön. Und es gibt mittlerweile einen doch recht großen Pool an Schauspieler:innen, die hier schon gearbeitet haben bzw. mit hier uns arbeiten wollen, meist ist das Ensemble ein Mix aus bekannten und neuen Gesichtern. Dieses Jahr ist das auch so.Tips: So ein Stück erfordert eine intensive Probenarbeit. Seit wann wird geprobt?Christian Himmelbauer : Wir haben Anfang Juni begonnen und diesmal mit 6 Wochen eine für unsere Verhältnisse relativ kurze Probenzeit.Tips: Wo finden die Proben derzeit statt?Christian Himmelbauer : Da 6 von 7 Schauspieler:innen und ein Teil des Leading Teams in Wien wohnen bzw. dort eine Wohnmöglichkeit haben, hat es dieses Mal Sinn gemacht, die erste Zeit dort zu proben. Zwei Wochen vor der Premiere sind wir dann nach Enns ins fertige Bühnenbild und gemachte Nest (eigentlich mit In- und Outdoor-Variante sogar zwei gemachte Nester) übersiedelt.Tips: Das Theater im Hof hat sich auf eigen Bearbeitungen bekannter Theaterstücke spezialisiert. Wie kam es dazu?Christian Himmelbauer : Das hat zum einen recht pragmatische Gründe, wir müssen uns unsere Vorlagen ohnehin auf unsere Produktionsmöglichkeiten zurechtschneidern. Das hat mit der Anzahl der Schauspieler:innen zu tun, die wir engagieren können, aber auch mit den räumlichen Möglichkeiten, gerade auch im Hinblick auf die beiden Spielorte, die wir bespielbar machen müssen. Zum anderen und vor allem aber haben wir natürlich schon einen ausgeprägten künstlerischen Gestaltungswillen und suchen immer einen eigenen und originären Zugriff auf einen Geschichte und versuchen, ihr unseren ganz besonderen Stempel aufdrücken.Tips: Was beachten Sie beim Überschreiben eines Theaterstücks?Iris Harter : Idealerweise kann man das Original als Sprungbrett nutzen und alles mitnehmen, was man behalten möchte und als Qualität für eine eigene Bearbeitung erkennt. Das Ganze wird dann kombiniert mit dem künstlerischen Grundansatz, den wir für die Produktion im Kopf haben. Beim Schreiben und Bearbeiten für das Theater im Hof sind auch die Rahmenbedingungen immer relevant: der Spielort, das Ensemble und viele andere „äußere“ Faktoren. Alles zusammen ergibt dann eine Maßanfertigung à la Theater im Hof. Es ist aufwendig, aber wunderbar so zu arbeiten.Tips: „Diener 2er Herren“ basiert auf einem Stück Carlo Goldonis aus dem 18. Jahrhundert. Wie bringen Sie diese Thematik ins 21. Jahrhundert? Iris Harter : Wie bei vielen „bewährten“ Stücken der Theatergeschichte ist es auch hier einmal mehr so, dass die Themen, die dem ganzen Spaß zugrunde liegen, eigentlich zeitlos sind: Tod, Liebe, Identitätsraub, prekäre Arbeitsverhältnisse, Verwechslungen, (schmutzige) Geschäfte. Man könnte auch eine Netflix-Miniserie daraus machen. Unsere Fassung spielt bewusst in den 70er Jahren, weil das Setting sich gut für unser ästhetisches und erzählerisches Konzept eignet. Themen und Witz sind aber – bedingt durch die ganz neue Fassung – sehr heutig.Tips: Wie kamen Sie auf die Idee, das Stück im Mafia-Milieu anzusiedeln?Iris Harter :Die starke Story des Stückes zwischen Comedy und Drama und natürlich der italienische Ursprung laden beinah dazu ein, diese (klassische) italienische Folie, nämlich die Mafia, mit den Commedia-Elementen, die dem Original entnommen und adaptiert sind, zu kombinieren. Das macht die Sache atmosphärisch, ein bisschen gefährlich und dennoch wird man immer durch die Gelegenheit zu lachen „erlöst“.Tips: Die Spielstätte, der Innenhof des ehemaligen Florianer Freihauses in der Mauthausner Straße, bietet für sich eine stimmige Kulisse. Aber wo wird gespielt, wenn es regnet?Iris Harter :Es gibt direkt vor Ort eine Ausweichspielstätte in einem großen Gewölbe, das sonst als Garage genutzt wird. Wenn es regnet, wird die Vorstellung kurz unterbrochen und alle „übersiedeln“ nach drinnen: die Schauspieler:innen, die Technik und natürlich auch das Publikum. Ein paar Schritte und man ist im Trockenen. Und das Beste: Es gibt das gleiche Bühnenbild auch innen. Man hat also sogar den gleichen optischen Eindruck wie draußen bei Schönwetter. Tips: Worauf darf sich das Publikum beim aktuellen Stück „Diener 2er Herren“ besonders freuen?Iris Harter :Auf Cannoli, Küsse und Kanonen natürlich! Und auf jeden Fall auf eine Komödie zum Schießen – es wird ein schnelles, spannendes und herzerwärmendes Slapstick-Fest.