Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

ENNS. Max Kubik kennt man in Enns. Der aufgeweckte Teenager nimmt gerne mit den Leuten Kontakt auf und überhäuft sie mit Fragen. Wenn er Fragen stellt, ist Max „in seinem Element“. Unter diesem Titel hat seine Mutter Birgit Kubik nun ein Buch verfasst, das den Alltag mit ihrem autistischen Sohn beschreibt.

Familie Kubik ist allen Ennsern gut bekannt. (Foto: Kubik)
  1 / 2   Familie Kubik ist allen Ennsern gut bekannt. (Foto: Kubik)

„Wie heißt du, woher kommst du, was machst du heute?“ Der Kopf des 19-jährigen Max ist voller Fragen, diese müssen raus und die Antwort muss auf der Stelle kommen. Max ist Autist und stellt seine Umwelt permanent vor Aufgaben. Bereits drei Wochen nach der Geburt ihres Sohnes wurde Familie Kubik vor große Herausforderungen gestellt. Max musste operiert werden und es folgten zahlreiche medizinische Eingriffe. Als Baby war er sehr schlapp und wollte nicht kuscheln. Die Eltern glaubten anfangs noch an eine Entwicklungsverzögerung, doch bald wurde klar, dass Max mit einer Behinderung aufwachsen wird. Im Kindergarten war Max in einer Integrationsgruppe. Ihm wurde eine eigene Stützkraft zugeteilt, denn er brauchte viel Aufmerksamkeit. Anfangs konnte er sich nur wenig bewegen, musste aufgesetzt und gefüttert werden. Dennoch war Max mitten im Geschehen und wurde auch zur einen oder anderen Geburtstagsfeier eingeladen.

Diagnose im Schulalter

Mit acht Jahren wurde bei Max Autismus diagnostiziert. Unter dem Begriff versteht man eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, der komplexe Störungen des zentralen Nervensystems zugrunde liegen. Etwa 15.000 Oberösterreicher sind davon betroffen und haben Probleme bei der Wahrnehmungsverarbeitung. Autismus erschwert die Beziehung zur Umwelt und die Teilnahme am gemeinschaftlichen Leben. Betroffene Menschen legen oft zwanghaftes Verhalten an den Tag, können aber auch außergewöhnliche Fähigkeiten im Bereich der Mathematik, Musik oder Merkfähigkeit besitzen. Oft werden Autisten als zurückgezogene Menschen wahrgenommen, die den Kontakt zur Umwelt vermeiden.

Autismus hat viele Gesichter

Bei Max ist es anders: Bei ihm wurde sogenannter „Atypischer Autismus“ diagnostiziert: Er geht auf die Menschen zu und sucht den Kontakt. Er ist interessiert an seinen Mitmenschen und liebt die Gesellschaft. Max geht gerne auf Veranstaltungen, denn dort trifft er immer Menschen, denen er Fragen stellen kann. Die Antworten werden abgespeichert, denn Max besitzt eine außerordentliche Merkfähigkeit und ein fotografisches Gedächtnis. Wie die meisten in seinem Alter hört er liebend gerne Musik und kennt die Lieder bereits nach den ersten Tönen. Auch wenn er unbekannte Menschen trifft, wagt er immer den ersten Schritt, geht auf die Leute zu und nimmt Kontakt auf. „Auch nach so vielen Jahren sind wir noch immer erstaunt und dankbar, dass sich die Leute Zeit nehmen und geduldig seine Fragen beantworten. Er darf Wangen tätscheln, auf Glatzen klatschen, in Bärten wühlen“, erzählt seine Mutter im Interview. Seine Mitmenschen stellt er aber immer auf die Probe, denn er kann sich nicht alleine beschäftigen und braucht ununterbrochen Aufmerksamkeit. Gerade weil der Familienalltag oft anstrengend ist, sind seine Eltern froh, dass Max von seiner Umwelt sehr gut aufgenommen wird und von den Ennsern so akzeptiert wird, wie er ist.

Erfahrungsbericht als Buch

Vor zwei Jahren begann Birgit Kubik ein Buch zu schreiben, das nun beim Tyrolia-Verlag unter dem Titel „In seinem Element“ erschienen ist. Darin beschreibt Kubik den Familienalltag von der Geburt bis zur Volljährigkeit. Sie erzählt von Glücksmomenten im familiären Zusammenleben, verschweigt aber nicht, dass das Leben mit einem behinderten Kind anstrengend ist und von Arztterminen, Therapien geprägt wird.


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden