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Fair gehandelten Kaffee gibt es im Schloss Ennsegg

Leserartikel Wolfgang Simlinger, 20.12.2024 10:05

ENNS. Kaffee genießt in Österreich eine jahrhundertealte Tradition. Im Café Vielfalt setzt man auf Nachhaltigkeit und serviert Kaffee, der direkt von kolumbianischen Bauern importiert wird. Natalie Weiß erzählte Tips, wie sie auf die Idee gekommen ist, Kaffee aus dem lateinamerikanischen Land nach Österreich zu bringen.

Natalie Weiss importiert Kaffee aus Kolumbien (Foto: Wolfgang Simlinger)
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Nachhaltigkeit ist ein wichtiges Thema für Michaela Grafenberger, die seit Oktober das Café im Schloss Ennsegg betreibt. Bei der Suche nach fair gehandeltem Kaffee stieß sie auf Natalie Weiß, die Kaffee vertreibt, den sie direkt von kolumbianischen Bauern bezieht. „Wir haben extra unsere Kaffeemaschine auf diesen Kaffee abstimmen lassen, damit das Aroma optimal zur Geltung kommt“, erklärt Grafenberger. Die Kaffeepflanze stammt ursprünglich aus Äthiopien, wo Kaffee heute noch eine wichtige Rolle im Leben darstellt. Obwohl Äthiopien fünftgrößter Kaffee-Exporteur ist, konsumieren die Äthiopier mehr Kaffee als sie exportieren. Ein Drittel der Weltmarktproduktion wird allerdings in Brasilien produziert. In dem südamerikanischen Land gibt es ungefähr 300.000 Kaffeefarmen mit einer Größe von einem bis 25.000 Hektar. Auch in Vietnam, Indonesien, Kolumbien, Indien und in Mittelamerika befinden sich große Kaffeeanbaugebiete. Als Genussmittel entdeckt wurde die Pflanze im 15. Jahrhundert und die Sorte Arabica breitete sich über die ganze Welt aus.

Arabica versus Robusta

Der Arabica-Kaffee schmeckt fruchtig, aromatisch, mild und wird als eine der besten Kaffeesorten der Welt bezeichnet. Allerdings sind die Pflanzen auch anfälliger auf klimatische Veränderungen und verlangen besondere Anbaubedingungen, die im Hochland von Kolumbien gegeben sind. Die Anbaugebiete liegen dort auf einer Seehöhe von 1400 bis 1800 Meter, wo kühlere Temperaturen ein langsames Reifen der Kaffeekirschen ermöglichen. Durch traditionellen, ökologischen Schattenanbau können sich die Aromen am besten entfalten. Arabica-Kaffeebohnen enthalten mehr Fette, Zucker und Kaffeeöle. Da sie wenige Bitterstoffe enthalten, schmeckt der Kaffee milder. Kolumbien ist eines der wichtigsten Anbauländer für Arabica-Kaffee, der dort zweimal im Jahr geerntet wird. Die erste Ernteperiode dauert von März bis Juni, die zweite von September bis Dezember. Es sind überwiegend Kleinbauern, die den Kaffee in Kolumbien anbauen. Insgesamt leben in Kolumbien 540.000 kleinbäuerliche Familien von der Kaffeeproduktion. Erst im 20. Jahrhundert wurde die Sorte Robusta etabliert und großflächig in Plantagen angebaut. Wie der Name verrät, ist diese Sorte robuster, verträgt Hitze und starke Regenfälle besser. Sie wächst hauptsächlich in tieferen Lagen und wird dort sehr oft in Monokulturen angepflanzt. Während bei Arabica- Sorten der Koffeingehalt bei 1,1 bis 1,7 Prozent liegt, enthält Robusta-Kaffee mit 2 bis 4,5 Prozent deutlich mehr Koffein. Robusta-Kaffeebohnen enthalten weniger Zucker, Fett und Kaffeeöle, aber mehr Chlorogensäure und Koffein. Sie werden bevorzugt in kommerziellen Kaffeemischungen verwendet. Robusta-Kaffee schmeckt dominanter, bitterer, holziger und schärfer. Eines der wichtigsten Anbauländer für Robusta-Kaffee ist Vietnam.

Kaffeekrise ließ Preise fallen

In den 1990er-Jahren begann die Weltbank, den Kaffeeanbau in Vietnam zu fördern, damit das asiatische Land seine Auslandsschulden begleichen kann. Durch den intensiven Anbau kam es zu einer weltweiten Überproduktion, die Ende des 20. Jahrhunderts dazu führte, dass der Weltmarktpreis für Kaffee stark fiel. Während Konsumenten jahrelang von günstigen Ladenpreisen profitierten, hatte der Preisverfall für ungefähr 25 Millionen Menschen, die vorwiegend in Entwicklungsländern von der Kaffeeproduktion lebten, weitreichende Folgen. Kaffeeanbauende Kleinbauern verarmten, Landarbeiter verloren ihre Beschäftigung. Aktuell stellt der Klimawandel den Kaffeeanbau vor neue Herausforderungen. Die Kaffeepflanze ist empfindlich und wächst nur unter bestimmten Bedingungen. Die Arabica-Sorte, die in Kolumbien angebaut wird, reagiert empfindlich auf Dürre und lange Regenperioden und wird vor allem in tieferen Lagen von Wetterextremen und Schädlingen bedroht, was den Kaffeepreis in die Höhe treibt.

Direktimport aus Kolumbien

Natalie Weiß reiste während einer Bildungskarenz nach Kolumbien und nahm dort Kontakt mit einer Umweltkooperative im Hochland von Valle del Cauca auf. Die Initiative setzt sich für den Schutz der Regenwälder und den Erhalt des traditionellen Kaffeeanbaus ein. „Ich kam auf die Idee, von dort Kaffee zu importieren, den ich auch in Kolumbien rösten lasse. Bei meinen Recherchen bin ich auf einen Österreicher gestoßen, mit dem ich gemeinsam den Export abwickeln kann. Da wir direkt von Bauern kaufen, bleibt für die lokalen Bauern mehr und sie können mehr in ökologische Anbaumethoden investieren“, erklärt Natalie Weiß, die im Jahr 2020 begann, Kaffee aus Kolumbien zu importieren. „Die Pandemie hat mir beim Aufbau meines Geschäfts geholfen, da die Leute daheim waren und viel Kaffee konsumierten, den sie damals über meinen neuen Online-Shop www.nulldiebohne.at bezogen. Im Café Vielfalt habe ich einen Partner gefunden, mit dem ich meinen Kaffee auch im Gastronomiebereich anbieten kann.“


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