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ENNS. Ferdinand Pay teilt seine Gedanken zur Auferstehung Österreichs vor 80 Jahren in einem Leserbrief mit.

 (Foto: mott)
(Foto: mott)

Nur wer seine Geschichte kennt, sich damit auseinandersetzt und daraus Lehren zieht, kann eine positive Entwicklung fördern.

Vor 80 Jahren entstand Österreich aus Zerstörung, Schutt und Asche: Niemals vergessen – niemals wieder!

Nach dem Zweiten Weltkrieg war Österreich ein besetztes und schwer gezeichnetes Land. Die Wirtschaft lag am Boden, und die Großstädte versanken in Trümmern. Doch bereits innerhalb von 24 Stunden nach der Befreiung Wiens begannen sich die demokratischen Institutionen neu zu formieren.

Am 14. April 1945 hielt die SPÖ ihre erste Gründungssitzung im Roten Salon des Wiener Rathauses ab – zu einer Zeit, in der die Kapitulation Hitlers noch ausstand, Häuser brannten und es weder Gas noch Wasser gab. Dennoch begann die Zweite Republik, sich neu zu erfinden. Karl Renner und Adolf Schärf, die zu den Gründungsvätern der Sozialdemokratischen Partei zählten, spielten eine entscheidende Rolle bei der Zustimmung des sowjetischen Militärkommandos zur Gründung.

Parallel zur SPÖ entstand eine weitere bedeutende Institution für die Zweite Republik: Der Österreichische Gewerkschaftsbund wurde am 15. April 1945 unter dem „Donner der Kanonen“, wie Johann Böhm später schrieb, ins Leben gerufen.

Die konservative Bewegung formierte sich am 17. April 1945 unter dem Namen ÖVP als Nachfolgepartei der Christlichsozialen Partei, die bis 1934 unrühmlich unter Engelbert Dollfuß regiert hatte.

Für die Parteien war es keine leichte Aufgabe, nach den traumatischen Ereignissen gemeinsam daran zu arbeiten, das zerrissene Land wieder zu vereinen. Doch Vernunft siegte, und das scheinbar Unmögliche – die Neugründung der Republik – wurde Realität.

Am 8. Mai 1945 teilten die Alliierten Mächte Österreich in vier Besatzungszonen auf:

- Französische Zone: Vorarlberg und Tirol

- Amerikanische Zone: Salzburg, Oberösterreich (ohne Mühlviertel) und das steirische Salzkammergut

- Britische Zone: Kärnten, Steiermark (ohne Salzkammergut) und Osttirol

- Sowjetische Zone: Niederösterreich, Burgenland und das Mühlviertel.

In dieser schwierigen Zeit führten die Bürgermeister Franz Knoll (VP, 25.11.1945 – 31.12.1945) und Josef Ziegler (01.01.1946 – 01.01.1957) die Stadt Enns.

Nur durch Zusammenhalt konnte das entstandene Leid Schritt für Schritt überwunden werden. Bundeskanzler Dr. Leopold Figl (ÖVP) appellierte eindringlich in seiner Weihnachtsansprache 1945 an das Vertrauen in Österreich:

„Ich kann Euch zu Weihnachten nichts geben. Ich kann Euch für den Christbaum, wenn ihr überhaupt einen habt, keine Kerzen geben, kein Stück Brot, keine Kohle, kein Glas zum Einschneiden. Wir haben nichts. Ich kann Euch nur bitten: Glaubt an dieses Österreich!“

Es dauerte weitere zehn Jahre, bis Leopold Figl am 15. Mai 1955 mit der Unterzeichnung des Staatsvertrages endlich verkünden konnte: „Österreich ist frei!“

Ferdinand Pay, Enns

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