Vorgestellt: "Tipsi" präsentiert den gesunden Erlenzeisig
REGION. Die letzte Vogelart, die „Tipsi“ im Jahr 2020 vorstellt, ist der Erlenzeisig.
„Stieglitz, s'Zeiserl is krank!“ Das Kinderlied lässt vermuten, dass der Zeisig im Gegensatz zum Stieglitz kränklich wäre. Tatsache ist, dass Zeisige kleiner sind als der Stieglitz. Aber kränklich? Die Erlenzeisige, von denen heute berichtet wird, sind keine Mimosen, für sie ist unser Winter ihr Urlaub im Süden. In der Brutsaison sind sie in nördlicheren Zonen oder in den Alpen zu finden. Das Lied deutet aber gut an, dass Finken untereinander in Beziehung stehen. Im Herbst bilden sich bei uns Stieglitzschwärme und wenn die nordische Vogelwelt im Winter zu uns ausweicht, dann ziehen diese magisch andere Finken wie Grünfink, Bergfink, Bluthänfling, Birkenzeisig und Erlenzeisig an. Sie verstehen sich mit den Stieglitzen, haben ähnliche Interessen und wissen, wo Stieglitze überwintern, da lässt es sich überleben. Apropos verstehen: Vögel können „Fremdsprachen“. Je nach Alarmruf herrscht helle Aufregung oder es ist mucksmäuschenstill. Um zu überleben, muss man wissen, woher droht Gefahr, wer ist der Feind, wo gilt es sich zu verstecken, wo gibt es Fressbares? Die gelben Erlenzeisige zeigen sich bei uns im Winter mutig und kaum scheu. Sei es, weil sie keine Brut zu versorgen haben, um in der Kälte keine Energie zu vergeuden oder weil sie sich im Trupp sicher fühlen? Oder ist der Mensch für sie im dünn bewohnten Norden und in den Alpen so selten, dass sie keine Gefahr in ihm sehen? Aber er ist es. Der Mensch hat verlernt, Mitgeschöpfe und Zusammenhänge in der Natur zu erkennen und zu verstehen. Mit Apps wie Naturblick vom Museum für Naturkunde Berlin kann man Vogelstimmen aufnehmen und mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit bestimmen. Solche Apps sind noch in der Lernphase, aber vielleicht kann man sie später mal nutzen, um Dialekte oder die Bedeutung von einzelnen Rufen festzustellen? Gewinnen wir dank Technik wieder ein gesundes Verständnis zur Natur, um sie vielleicht doch noch rechtzeitig schützen zu können?
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