Apotheker und Tierärzte warnen vor Einnahme von Parasiten-Arzneistoff Ivermectin
BEZIRK LINZ-LAND. Statt auf Impfstoffe zu setzen, vertrauen viele Menschen als Vorbeugung gegen Covid-19 lieber auf Arzneimittel wie Ivermectin. Tips unterzog das Medikament einem Faktencheck.
FPÖ-Chef Herbert Kickl empfahl unlängst in einer Pressekonferenz, zur Vorbeugung von Covid-19 alternative Medikamente wie Ivermectin, Paracetamol oder Cortison einzunehmen. In einem Video der FPÖ wurde auch Vitamin D beworben. Das Medikament Ivermectin ist für den Menschen rezeptpflichtig und wird in Tablettenform unter anderem gegen Krätzmilben verordnet. Auch in der Tiermedizin ist Ivermectin sehr gebräuchlich, wo es als Entwurmungsmittel verabreicht wird.
Einige Kundenanfragen
Ivermectin wird nicht erst seit Kickls Pressekonferenz mit Covid-19 in Verbindung gebracht. „Im Frühling wurde die Einnahme in Osteuropa diskutiert und bei uns von osteuropäischen Pflegekräften nachgefragt“, berichtet Manuela Fuchs von der Stadtapotheke Enns. Auch jetzt kämen noch Kundenanfragen, von denen allerdings nicht alle ernstgemeint sind. Paracetamol, das rezeptpflichtige Cortison und Vitamin D seien nicht als Prophylaxe gegen Covid-19 geeignet. Vitamin D stärke bestenfalls die allgemeine Immunabwehrkraft. Bezüglich Herbert Kickl hält es Fuchs mit dem Spruch „Schuster bleib bei deinen Leisten“. „Ein Politiker, der von Arzneimitteln nichts versteht, soll keine Ratschläge dazu abgeben, solange keine Empfehlungen der EMA oder WHO vorliegen“, meint sie.
Vorsicht beim Internet-Kauf
Sabine Kirisits führt seit 2012 eine Tierarztpraxis in Kronstorf und behandelt hauptsächlich Kleintiere. Anfragen zur Behandlung oder Vorbeugung einer Covid-19-Erkrankung mit Ivermectin gab es in ihrer Praxis bisher keine. In Tablettenform sei das Medikament im Großhandel ohnehin nicht erhältlich. Schweine bekommen es als Pulver, Pferde als Pasten oral verabreicht. „Ich kenne meine Kundschaft gut. Würde aber ein neuer Kunde kommen und nach Ivermectin fragen, würde ich natürlich skeptisch werden“, so die Tierärztin. Dass es Politiker gibt, die im Zuge der Covid-Krise als Alternative zur Impfung Werbung für das Medikament machen, findet sie sehr verantwortungslos. Vorsicht sei auch beim Kauf im Internet geboten. „Wer kann versichern, dass kein gefälschtes Präparat dahintersteckt? Medikamente sollte man dort kaufen, wo die Qualität gesichert ist“, ist sie überzeugt.
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