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Pfarrgemeinderatswahl 2022: „Dieses Gefühl, dass man aktiv etwas machen kann, ist einfach genial“

Thomas Lettner, 16.03.2022 08:00

ENNS. Kommenden Sonntag sind alle Katholiken, die mit 1. Jänner 2022 das 16. Lebensjahr vollendet haben, zur Pfarrgemeinderatswahl 2022 aufgerufen. Die Wurzeln des Pfarrgemeinderats gehen auf das II. Vatikanische Konzil zurück. Tips sprach mit der 17-jährigen scheidenden Pfarrgemeinderätin Marlies Prinz aus der Pfarre Enns-St. Laurenz.

  1 / 2   Marlies Prinz war zweieinhalb Jahre lang Pfarrgemeinderätin in der Pfarre Enns-St. Laurenz als Vertreterin der Jungschar. (Foto: Thomas Lettner)

Tips: Was war deine Funktion im Pfarrgemeinderat?

Prinz: Ich war zweieinhalb Jahre im Pfarrgemeinderat als Vertreterin der Jungschar und der Jugend. Die Jungschar hat zwei fixe Plätze im PGR.

Tips: Warum hast du damals kandidiert?

Prinz: Da meine Vorgängerin studieren gegangen ist, ist ein Platz frei geworden. In der Jungschar war ich die einzige, die das machen wollte. Gleich am nächsten Tag, nachdem ich mich entschieden hatte, war meine erste Pfarrgemeinderatssitzung.

Tips: Gibt es bei der Pfarrgemeinderatswahl auch Parteien?

Prinz: Nein, es ist eine reine Persönlichkeitswahl. Die Menschen, die sehr engagiert und am meisten bekannt sind, werden de facto auch gewählt. Es ist aber ein Generationswechsel zu sehen. Einige haben aufgehört, weil sie jungen Menschen die Chance geben wollen, nachzurücken.

Tips: Hat jede „Abteilung“, zum Beispiel auch der Kirchenchor, seine fixen Plätze im Pfarrgemeinderat?

Prinz: Ja, so ungefähr. Prinzipiell gibt es einige, die kooptiert (durch andere Mitglieder gewählt) sind wie vom Fachausschuss „Umwelt eine Welt“. Sie entsenden ein Mitglied in den Pfarrgemeinderat, genauso wie der Caritas Sozialausschuss. Die Funktionen werden aber erst nach der Wahl entschieden.

Tips: Was hat dir am Pfarrgemeinderat gefallen?

Prinz: Hauptsächlich das Mitdiskutieren. Der Pfarrgemeinderat ist nicht nur ein Beratungsgremium, sondern auch ein Entscheidungsgremium. Es ist ganz egal, welcher Meinung man ist, man kann sie offen sagen. Dieses Gefühl, dass man aktiv etwas machen kann, ist einfach genial.

Tips: Gibt es etwas, das in deiner Pfarre aufgrund deiner Initiative umgesetzt worden ist?

Prinz: Über Jungschar-Themen habe ich mich immer wieder eingebracht und puncto Reformen in der Kirche. Bei einer Klausur vor zwei Jahren haben wir in einer Dreiergruppe ganz viele Ideen gesammelt zum Thema Frauen in der Kirche und wie wir unsere Anliegen an die oberen Kircheneliten weiterreichen können.

Tips: Was gehört in der Kirche in Bezug auf Frauen noch gemacht?

Prinz: Ganz viel. Meiner Meinung nach ist es unfair, dass Frauen keine Priesterinnen werden können. Ich bin auch für die Abschaffung des Pflicht-Zölibats. Der Pfarrgemeinderat ist laut Kirchenrecht ein Beratungsgremium. Wenn die leitende Person in der Pfarre nicht mit den Anliegen einverstanden ist, muss sie nicht darauf achten. Das geht meiner Meinung nach gar nicht. Wir leben in einem demokratischen Land, und da sollte es auch in der Kirche demokratisch zugehen. Bei uns ist das Gott sei Dank der Fall, sonst wäre die Arbeit im Pfarrgemeinderat sehr mühsam.

Tips: Du gehst im Herbst nach Innsbruck, um Theologie und Politikwissenschaften zu studieren. Wirst du deine Pfarre auch zukünftig unterstützen?

Prinz: Ich werde auf jeden Fall weiter ministrieren und vielleicht auch die Ministrantenstunden weitermachen. Die sind einmal im Monat, das könnte sich ausgehen.

Tips: Angenommen, Frauen dürfen irgendwann Priester werden. Könntest du dir diesen Beruf vorstellen?

Prinz: Das Priestertum beruht auf Berufung, und nach derzeitigem Stand kann ich nicht sagen, ob ich diese Berufung verspüre. Das hängt auch damit zusammen, dass ich mich damit noch nicht beschäftigt habe, weil es für mich noch keine Option ist. Aber es gibt definitiv Frauen, die eine Berufung verspüren.

Tips: Wie könnte man wieder mehr Menschen in die Kirche bringen?

Prinz: Es ist grundsätzlich wichtig, dass man kritischen Fragen zur Kirche nicht ausweicht, sondern ihnen offen begegnet und selber kritisch hinterfragt. So kann man wieder Vertrauen schaffen, denn die Kirche hat in den letzten Jahren sehr viel an Vertrauen verloren, zum Beispiel durch die Missbrauchsfälle. Wenn man immer alles vertuscht oder verharmlost, kommen die Leute nicht mehr. Wenn man es aber offen anspricht, ist der erste Schritt getan. Natürlich sollte man auch mehr Angebote schaffen, vielleicht alternative Liturgieformen. Familiengottesdienste werden zum Beispiel gut angenommen. Zu Weihnachten veranstalteten wir einen Weihnachtsweg durch die Pfarre, bei dem man die Weihnachtsgeschichte besser kennenlernen konnte. Man muss auf die Menschen eingehen können.

 

 


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