Was man mit seiner Laubbaum-Ernte alles machen kann
HOFKIRCHEN/LINZ/ST. FLORIAN/NIEDERNEUKIRCHEN. Die Landwirtschaftskammer OÖ berichtet von einem Phänomen in der Welt der Laubbaum-Wälder: Heuer tragen sie besonders viele Früchte. Was man mit Kastanien, Bucheckern und Eicheln alles machen kann, erklärt unter anderem Kindergartenassistentin Magdalena Richter aus Hofkirchen.
Laubbäume zeigen sich heuer von einer besonders fruchtbaren Seite. So kommt es, dass beispielsweise Kastanien, Eicheln und Bucheckern in großen Mengen einen regelrechten Samenteppich schaffen. In Forstkreisen ist dieses Phänomen als Mastjahr bekannt.
Mastjahre fördern natürliche Wald-Verjüngung
Mastjahre bieten eine Gelegenheit, die Verjüngung der Wälder auf natürliche Weise zu fördern: „Die zahlreichen Eicheln, die in diesem Jahr den Boden bedecken, legen den Grundstein für die Wälder der Zukunft. Für Waldbesitzer und Förster ist die sogenannte Naturverjüngung von unschätzbarem Wert. Darunter versteht man die natürliche Erneuerung des Waldes. Eine Pflanzung von jungen Bäumen ist oft nicht mehr notwendig, weil die Natur es schafft, hunderttausend kleine Bäume pro Hektar selbst zu pflanzen“, so Franz Waldenberger, LK-Präsident OÖ.
Klimawandel und NAO verantwortlich
Mastjahre treten unregelmäßig auf und hängen von vielen Faktoren ab, wie dem Standort der Bäume und den Wetterbedingungen. Auch der Klimawandel spielt eine Rolle. Kühle Frühsommer führen zu weniger Blüten, während warme Bedingungen eine reichhaltige Blüte fördern. Ein weiterer Faktor ist die Nordatlantische Oszillation (NAO). Einfach zusammengefasst beeinflusst diese, ob das Wetter in Europa eher warm und nass oder kalt und trocken ist. Analysen zeigen, dass sich die Häufigkeit und Intensität von Mastjahren mit den Schwankungen der NAO in den letzten Jahrzehnten verändert haben.
Mastbäumchen machen natürliche Auslese möglich
Gut angepasste Bäume haben angesichts des Klimawandels die besten Überlebenschancen – denn die „alten“ Bäume haben bereits trockene Sommer und starke Stürme überstanden. Ihre Nachkommen sollten also ebenfalls besser für die harschen Umweltbedingungen gewappnet sein. Die vielen jungen Bäume, die in einem Mastjahr entstehen, bieten zudem eine gute Grundlage für die natürliche Auslese. Durch den Wettbewerb um Licht, Wasser und Nährstoffe setzen sich die Bäume durch, die am besten an den Standort angepasst sind und am schnellsten wachsen.
Deko aus Kastanien
Was man mit der Fülle an Laubbaum-Früchten aus solchen Mastjahren alles basteln kann, das verrät Magdalena Anna Richter aus Hofkirchen im Traunkreis. Richter ist Kindergartenassistentin im Betriebskindergarten des Neuromed Campus in Linz und weiß, „kaum eine andere Frucht weckt so viel Herbstlaune bei den Kindern, wie die klassische Kastanie“. Kinder haben oft noch nicht so ein ausgeprägtes Zeitgefühl, „aber wenn der Boden wieder voll mit Laub ist und die Blätter in allen Farben leuchten, dann wissen sie, es ist Herbst“. Den verbringen Richter und ihre Gruppe am liebsten draußen, wo die Kinder oft kübelweise Kastanien von den drei Bäumen im Garten einsammeln. „Mit Kulleraugen und bunten Stiften schaffen sie wahre Kunstwerke. Ob lustige Männchen oder Tierfiguren, wie eine meterlange Kastanien-Raupe oder ein Igel mit Stacheln aus Zahnstochern – die Deko verschönert nicht nur unseren Gruppenraum, sondern ist für die Kleinen auch eine Möglichkeit, sich kreativ auszutoben und gleichzeitig einen Bezug zu heimischen Bäumen und ihren Früchten herzustellen“, erklärt die Hofkirchnerin. Zur Einstimmung auf Halloween bastelt die Gruppe beim nächsten Mal Kastanien-Spinnen.
Rohe Laubbaumfrüchte für Menschen giftig
Essen sollte man diese (Ross-)Kastanien nicht, denn „für den Menschen sind sie giftig. Lediglich die Edelkastanie, auch bekannt als Maroni, ist genießbar, da die Frucht durch den Baum veredelt wurde“, informiert Rebecca Ennsgraber vom Obst- und Gartenbauverein St. Florian-Niederneukirchen. Eicheln und Bucheckern sind in roher Form für den Menschen ebenfalls giftig, da sie viele Gerbstoffe (Tannine) beziehungsweise Oxalsäure und Fagin enthalten. Durch Rösten, Wässern und Trocknen können Giftstoffe aber größtenteils beseitigt und zu Mehl oder sogar zu Kaffee weiterverarbeitet werden.
Koffeinfreie Kaffee-Alternative
Die Initiative ProHolz OÖ weist zum Tag des Waldes (21. März) jährlich auf den Baum des Jahres hin. 2024 ist es die Eiche. Obmann Georg Starhemberg stellte dabei eine koffeinfreie Kaffee-Alternative aus Eicheln vor: „Die Tatsache, dass aus Eicheln oder Bucheckern Kaffee gemacht werden kann, geht meines Wissens auf die Nachkriegszeit zurück. Hier waren Eicheln eine günstige Alternative zu Kaffeebohnen“, erklärt er. Rezepte zu Bucheckern präsentiert auch die Fachzeitschrift Landapotheke in ihrer aktuellen Ausgabe (September-Dezember 2024).
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