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Ein lustiger, unorthodoxer Nikolo für mehr Gleichberechtigung

Maya Lauren Matschek, 06.12.2024 09:15

ST. VALENTIN/LEONDING. Schon seit 18 Jahren besucht Herbert Höller, verkleidet als Nikolaus, den Integrativen Heilpädagogischen Kindergarten der Caritas in St. Isidor in Leonding. Jedes Jahr können es die Kinder kaum erwarten, den „unorthodoxen Nikolo“ aus St. Valentin zu Weihnachtsliedern tanzen zu sehen und seine Witze zu hören.

Als Nikolaus ist es Höller wichtig zu vermitteln, dass jedes Kind sagen darf, was es will. (Foto: Caritas)

Zum mittlerweile 18. Mal verwandelt sich Herbert Höller aus St. Valentin heuer in den Nikolaus und zaubert dabei den Kindergartenkindern in St. Isidor ein Strahlen ins Gesicht. Der 72-jährige Optikermeister im Ruhestand ist längst ein vertrauter und geliebter Gast.

 Von Herbert aus St. Valentin zum Nikolo aus Myra

Besonders für Selin, deren Familie aus Syrien kommt, ist der Nikolaustag ein ganz besonderer Moment. Seit drei Jahren besucht Selin den Kindergarten in St. Isidor und freut sich jedes Jahr darauf, den Nikolaus wiederzusehen. Ihre älteren Geschwister haben die Tradition bereits miterlebt, und die Familie schätzt es, dass die Kinder auf diese Weise Teil der österreichischen Kultur werden. „Herr Höller weiß genau, wie man Kinderherzen erreicht. Bevor er in das rote Gewand des Nikolaus schlüpft, stellt er sich den Kindern als 'Herbert' vor. Sie erleben, wie er sich verwandelt – eine Inszenierung, die nicht nur die jüngeren Kinder fasziniert, sondern auch mögliche Ängste nimmt“, erklärt Caritas-Mitarbeiterin Nicole Winter, die gruppenführende Pädagogin ist. Sie ist mit der Nichte von Herbert Höller befreundet und fädelte den Nikolausbesuch ein. „Ich bin vor 18 Jahren zum ersten Mal in meinem Leben in die Nikolaus-Robe geschlüpft und bin seither auch nur in St. Isidor im Einsatz. Die Tradition, einmal im Jahr der Nikolaus zu sein, gefällt mir“, erzählt Herbert Höller.

Ein lustiger, unorthodoxer Nikolaus

Die Kinder rufen Höller oft schon Wochen vor dem 6. Dezember an und fragen nach, ob er verlässlich kommt. Für Höller, der als junger Vater zur Zeit der Studentenbewegung in einem selbstverwalteten Kindergarten in Berlin Erfahrungen als Elterndienst sammelte, ist dieser Einsatz eine Herzensangelegenheit: „Ich kann gut mit Kindern und bin ein lustiger, unorthodoxer Nikolaus. Ich bewege mich zu den Nikolausliedern, und mache Späße mit den Kleinen. Oft fragen sie mich: 'Wo kommst du her?' Dann erzähle ich, dass ich aus Myra in der heutigen Türkei komme.“

Höller: „Menschen sollen ein Rückgrat haben“

Als Nikolaus ist es ihm wichtig zu vermitteln, dass Kinder sagen dürfen, was sie wollen: „Menschen sollen ein Rückgrat haben. Ich habe für jeden ein gutes Wort, mir ist wichtig, dass jeder geschätzt wird, egal, ob beeinträchtigt oder nicht.“ Diesen Einsatz schätzen die Pädagoginnen und Kindergartenkinder. Sogar in der Coronazeit ließ er die Kinder nicht allein – damals zog er mit einem Leiterwagen voller Geschenke durch den Garten und reichte die Sackerl durch die Fenster. „Wir sind so dankbar für seinen Einsatz. Er macht den Nikolaustag zu einem unvergesslichen Erlebnis“, sagt Nicole Winter. Am Ende jedes Besuchs winken ihm die Kinder ausdauernd hinterher. Oft, bis er außer Sichtweite ist. Für Höller ist das der schönste Moment: „Es zeigt, dass die Kinder glücklich sind. Das ist mein größtes Geschenk.“


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