Landwirt Wolfgang Mader: „Der Bauer wird immer mehr zum Energiewirt“
HOFKIRCHEN. Landwirt Wolfgang Mader aus Hofkirchen hat mit dem Projekt „Eiweißgewinnung aus Grünmehl“ den OÖ Umweltlandespreis 2021 gewonnen. Durch ein technisch neues Verfahren wird aus Luzerne und Klee ein hochwertiges Eiweiß gewonnen, das Soja in der Futterration ersetzen könnte.
Wolfgang Mader ist seit 25 Jahren Biobauer und betreibt auf seinem Betrieb Bio-Ackerbau. „Landwirte haben heutzutage oft keine Perspektive mehr. Die Kosten steigen, die Erträge steigen aber nicht mit. Durch die Klimaveränderung hat man außerdem viel mehr Produktionsrisiko. Wir hatten in den letzten zehn Jahren einen Schaden von 500.000 Euro“, berichtet Mader. Mit seiner Gattin diskutierte er lange, ob er den Betrieb verpachten und sich auf ihren Obstbaubetrieb in Dietach konzentrieren oder sich grundsätzlich etwas Neues einfallen lassen sollte.
Klee und Luzerne sind sehr ertragreiche Pflanzen
Auf 25 Prozent seines Grunds wachsen über drei Jahre lang Klee und Luzerne, sodass sich der Boden wieder erholen kann. Erst dann wird etwas anderes darauf angebaut. „Klee und Luzerne sind wahnsinnig wichtig für den Humusaufbau, da sie CO2 und Stickstoff im Boden speichern. Ihre Wurzeln gehen bis in drei Meter Tiefe, weshalb sie den Boden festigen und den Wasserhaushalt verbessern“, sagt er. Ein großes Problem bei Dauerkulturen wie Klee oder Luzerne war bisher, dass sie in viehlosen Marktfruchtbetrieben nicht sinnvoll als Futtermittel verwertet werden konnten und daher von Landwirten meistens nur gemäht und gemulcht wurden. „Klee und Luzerne sind sehr ertragreiche Pflanzen. Aus einem Hektar Luzerne gewinne ich so viel Eiweiß-Ertrag wie aus zwei Hektar Sojabohne und so viel Stärke wie aus einem Hektar Getreide“, sagt Mader.
Futtermittel auch für die Schweine- und Geflügelzucht
Die Krux daran ist, dass aus Klee und Luzerne gewonnenes Eiweiß in ausreichender Qualität nur von Wiederkäuern verwertet werden kann. In der Schweine- und Geflügelzucht sei man auf Soja als Eiweißträger angewiesen, das großteils aus Südamerika importiert wird. Vor zehn Jahren experimentierte Mader mit seinen Kollegen erstmals an einem Verfahren, Eiweiß aus Klee und Luzerne in entsprechender Qualität für die Schweine- und Geflügelzucht herzustellen. Vor zwei Wochen begann der erste Testbetrieb seines neuen Kleekraftwerks. Täglich werden 25 Tonnen Futter gemäht, blanchiert, ausgepresst, getrocknet und zu Pellets verarbeitet. „Schon sieben Stunden nach der Ernte sind die Pellets fertig. Sie enthalten 22 bis 30 Prozent Eiweiß“, sagt Mader.
Konzept wird weiterentwickelt
Ein Grund, warum er die Anlage nicht schon viel früher errichtet hat, ist der große Energieaufwand. Um fossile Brennstoffe zu vermeiden, wurde viel in nachhaltige Energieerzeugung investiert. Ein 2.000 Quadratmeter großer Solarkollektor und eine 190 kWp Photovoltaik-Anlage liefern mehr als die Hälfte der benötigten Energie, die Dachluftabsaugung in Verbindung mit Wärmerückgewinnung, Wärmetauschern und Kondensationstrocknern bildet ein nachhaltiges Energie-Konzept. Eine Hackschnitzelheizung deckt Energieflauten an Schlechtwettertagen. „Der Bauer wird immer mehr zum Energiewirt“, sagt Mader, der seine Anlage weiterentwickeln und vervielfältigen will. Bis Ende 2022 soll das fertige Konzept stehen. Gemeinsam mit Partnerfirmen will er es dann anderen Landwirten anbieten.
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