Riesige Photovoltaikanlage für die Eisenbahn geplant
ENNS/ASTEN. An der Grenzen zwischen beiden Gemeinden ist eine 20 Hektar große Agri-PV-Anlage geplant. Für die ÖBB ist die Anlage ein weiterer Schritt in Richtung Klimaneutralität, Anrainer und Aussiedler sehen den Standort im Hochwassergebiet kritisch.
Die Versorgung der Bahn mit Strom aus 100 Prozent erneuerbaren, klimafreundlichen Energiequellen wie Wasser, Sonne und Wind ist ein wichtiger Aspekt in der Klimaschutzstrategie der ÖBB. In insgesamt neun eigenen Wasserkraftwerken wird Strom für den Bahnbetrieb erzeugt. In den letzten Wochen wurde auch die Hochspannungsleitung zwischen dem Kraftwerk St. Pantaleon und Asten erneuert. Zusätzlich betreibt die ÖBB 100 Photovoltaikanlagen und will den Ausbau der Sonnenenergie in den kommenden Jahren massiv vorantreiben.
Anlage auf Agrarfläche
Im sogenannten Erlengraben, an der Grenze zwischen Enns und Asten, ist ein Solarkraftwerk geplant, das eine Fläche von 20 Hektar einnehmen wird. Der Großteil der Fläche befindet sich nördlich der B1 und der Westbahnstrecke, ein kleinerer Teil südlich der Trasse in der Nähe der Siedlung Fisching. Mit den Grundeigentümern wurden bereits Pachtverträge geschlossen, Baustart für die Anlage mit einer Leistung von 21,75 Megawatt Peak ist im kommenden Jahr geplant, Ende 2025 soll die Anlage in Betrieb gehen. Aus Sicht der ÖBB ist der Standort an der Westbahnstrecke optimal, da die Energie vor Ort genutzt wird und Transportverluste minimiert werden. Die Einspeisung erfolgt in das ÖBB Unterwerk Asten.
Kritik kommt von der ÖVP
Vizebürgermeister Rudolf Höfler von der ÖVP sieht die Naturlandschaft im Augebiet gefährdet: „Für das Projekt in Enns soll eine Fläche so groß wie 28 Fußballfelder mit PV-Paneelen zugepflastert werden. Die darunterliegende Flora und Fauna müssen zu großen Teilen weichen. Mit Umweltschutz hat das nur wenig zu tun!“ Auch wenn die Flächen aktuell landwirtschaftlich bewirtschaftet werden, stellen sie einen Äsungs- und Rückzugsbereich für das Wild dar. An der Fläche ist eine Umzäunung mit insgesamt 2,7 Kilometer Zaunlänge geplant. Da die Anlage innerhalb der vom Land Oberösterreich ausgewiesenen Überflutungsflächen von 30- und 100-jährigen Hochwasserereignissen liegt, stellen die Zäune für das Wild eine Hürde dar und gefährden das Wild im Falle von Überflutungen.
Bau im Hochwassergebiet
Die Anlage wird auf Stahlprofilen errichtet, die in den Boden gerammt werden. Die Anlage wird so konstruiert, dass im Hochwasserfall die Module nicht überflutet werden. Für Rudolf Höfler ist die Errichtung der Anlage allerdings eine Verhöhnung der Aussiedler: „Nach dem verheerenden Hochwasserereignis im Jahr 2013 mussten die Bewohner der Ortsteile Enghagen, Kronau und Erlengraben absiedeln. Auf ihren damaligen Grundflächen dürfen sie bis heute weder Werkzeughütten noch Zäune errichten. Es ist daher völlig unverständlich, dass für die Errichtung dieser gigantischen PV-Anlage plötzlich andere Regeln gelten.“ Die ÖVP unterstützt grundsätzlich den Ausbau erneuerbarer Energien, lehnt aber diesen Standort ab. Nico Praus, Fraktionsobmann der Ennser ÖVP: „Die ÖBB hat bereits versiegelte Parkflächen, die man mit PV-Anlagen überdachen könnte. Man muss nicht unbedingt hochwertiges Ackerland damit zupflastern.“
Eine Informationsveranstaltung ist im Oktober geplant, Interessierte können bis Freitag, 9. August am Stadtamt Enns Einsicht in die Unterlagen nehmen. Unter diesem Link findet man detaillierte Unterlagen zum Projekt.
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08.08.2024 13:18
Riesige Photovoltaikanlage für die Eisenbahn geplant
Liebe Landwirte-Familien, Betroffene, Interessierte und liebe Journalisten! Danke für den spannenden Artikel, der deutlich 2 Perspektiven schildert. Klar ist: ich schätze die Arbeit der Landwirte wirklich, aber ich schätze auch die Arbeit der ÖBB als Auftraggeber dieses Projektes. Leider sind detaillierte Information an die Anrainer sehr spät anberaumt, aber ich hoffe, die aller meisten Bedenken werden dann vom Tisch gewischt. Meine subjektive Sicht: offensichtlich gibt es nichts, wo alle damit zufrieden sind - aber ich hoffe sehr, hier werden mehr als 99% damit wunderbar leben können, so wie mit vielen anderen Bauwerken (wie Kraftwerke) auch. Ich freue mich bereits, wenn die Anlage läuft und bin stolz auf die technische Leistung. Gut 20MW peak zahlt sich wenigstens aus! Von Profis ausgedacht und gebaut für die Profis! Man kann dieses PV-Projekt genial finden und es hat ausgezeichnete Gründe, warum die Anlage in einem Aussiedler Gebiet realisiert wird. Dieses Gebiet wird gepachtet und aus meiner Sicht bestmöglich genutzt. Wichtiger Knackpunkt: Die Anlagen und Konstruktionen werden auf die entsprechenden Hochwasserstände hin ausgeführt und zukünftig betrieben. Es gibt viele Gründe begeistert zu sein, auch wenn die Anlagen in direkter Nachbarschaft sind, denn dies verhindert unangenehme Nutzung dieses Gebietes. Nur zur Größenordnung: es gibt in OÖ 1 Mio ha landwirtschaftlichen Grund. Tiere haben rundherum des PV-Projektes ausreichend Platz und falls tatsächlich ein relevantes Problem existiert, wird das ein lösbare Herausforderung sein. PS. In der Hoffnung, lokale Politik und Betroffene wollen sich interessieren: wir leben ja vergleichsweise im Schlaraffenland - auch wenn es sicherlich Potenzial zur Verbesserung gibt, womit ich mir erlaube auf ein anderes Thema zu kommen. Es gibt in Asten wirkliche Probleme, zum Beispiel wenn man mitbekommt, dass eine Schrott-Verwertung immer größer geworden ist und ständig enormen Dreck produziert, der direkt am Luftweg an die Anrainer verschenkt wird. Lediglich eine Wenige machen skrupellos Profit, aber eine Vielzahl in Asten (im Umkreis 300m befinden sich zirka 30 Wohnhäuser und viele Gewerbebetriebe) leiden unter verpesteter Luft. Ich kenne aktuell keine größere Schande und Umweltverschmutzung, die Ämter zeigen sich angesichts der offenbar zu geringen Anzahl an Beschwerden (und mangelnden Prominenz der Überbringer der Nachricht) aber bestenfalls gelangweilt und versuchen mit Nicht-Reagieren die Betroffenen in die Verzweiflung zu treiben. PPS: A) das Naherholungsgebiet Pichlingersee ist mehr als 1.200m weg, was vermutlich knapp zu weit ist, um dort das Problem auch erleben zu müssen. B) der Dreck auf Acker und Wiesen ist wohl auch nicht so stark erkennbar, dass es darauf fußende Aktionen gäbe.