Vokalmusik neu erleben: "Stimmen.Festival.Freistadt" geht in die zehnte Runde
FREISTADT. Zu Pfingsten wird Freistadt wieder zum spannenden Ort der Begegnung und der Hörerfahrung, wenn das „Stimmen.Festival.Freistadt“ wieder über die Bühne geht. Zum zehnten Mal schon – seit 2008 – steht von 18. bis 20. Mai drei Tage lang spannende regionale und internationale Vokalmusik an verschiedensten Plätzen im Mittelpunkt. Ein hochkarätiges Programm wurde nun präsentiert. Nur ein Highlight: Das Konzert der renommierten Gruppe „Maybebop“.
„Das Chorsingen hat einen neuen Schwung bekommen, die Dichte ist hoch, aber auf der Profi-Landkarte ist Österreich international gesehen immer noch dünn besiedelt“, so der künstlerische Leiter des Festivals Johannes Hiemetsberger. „Das Festival hat seit Anbeginn die Intention, den Spagat zu schaffen zwischen herkömmlichem Programm bis zur zeitgenössischen Musik und die Sparten zu überschneiden“, erzählt er. „Das Festival hat den insgeheimen Wunsch ein Ort der intensiven Begegnung zu sein.“
Drei Tage lang Konzerte, „Gehörgänge“ und Workshops
Eröffnet wird das Festival am Freitag, 18. Mai, in der Messehalle, mit einem Konzert der „Barber's Sisters“ und ihrem Swing und 50ies- und 60ies-Sound. Frei nach dem Motto „Andrew Sisters meet Barbarshop“ werden die jungen Damen in Rot und Blau das Publikum einstimmen. Beginn ist um 19 Uhr. Im Anschluss gibt's jungen A-Capella-Sound mit der Gruppe „Offbeat“.
Um 20 Uhr wartet A-Capella-Pop der Extraklasse mit „Maybebop“ aus Deutschland in der Messehalle. Die vier Querdenker führten das Genre des A-Capella-Pops in eine neue Dimension führten, zaubern den Sound eines ganzen Orchesters auf die Bühne. Frech, hochmusikalisch, intelligent, mit viel Humor und vor allem publikumsnah zelebrieren „Maybebop“ ihr Programm. Mitmachen erwünscht!
Eine Überraschung wartet dann ab 22.44 Uhr bei „Nocturne“: „Es ist das letzte Konzert am Freitag, es wird aber noch nicht verraten, wo und wer bis 23 Uhr musizieren wird“, erklärt der Obmann des Vereins „Stimmen.Festival.Freistadt“ Peter Wiklicky.
Am Samstag, 19. Mai stehen von 9 bis 11 Uhr gleich 20 Kurz-Konzerte am Programm. Die Sänger der teilnehmenden Vokalensembles und Chöre besuchen die Geschäfte und öffentliche Plätze in Freistadt und „schenken“ den Freistädtern diese Kurz-Konzerte.
„Gehörgänge“ mit Norbert Trawöger
Ebenfalls am Samstag wartet das Format „Gehörgang“, das dieses Mal das Thema „Mensch“ in den Mittelpunkt stellt. Drei verschiedene Gehörgänge stehen am Programm. Um 15 Uhr wird im Salzhof gestartet, mit dem Chorus Sine Nomine zu „Menschen, Gedenken“. Die moralische Verpflichtung eines wachen Geschichtsbewusstseins wird thematisiert, Werke von Igor Strawinsky und Herwig Reiter sind zu hören. So verwendet Reiter Texte jüdischer Autoren für sein berührendes Werk „Die Feuerharfe“.
Weiter geht's um 18 Uhr - zur einzigen Location ausserhalb Freistadts – zur Firma Kreisel Electric nach Rainbach, wo ebenfalls der Chorus Sine Nomine zum Thema „Menschen, Gedanken, Visionen“ singt. Musikalisch spannt sich hier die Bogen von sicher Bekannten über Grenzen hinweg – passend zur Location – zum Neuland. Ein Shuttlebus ab dem Böhmertor ist um 17.30 Uhr eingerichtet.
Der dritte Gehörgang um 21 Uhr führt zurück in den Salzhof: „Menschen Leere, Nachruf“ heißt die Überschrift des Konzerts der Company of Music. Sie musiziert dabei live zum Film „Homo Sapiens“ von Nikolaus Geyrhalter, der von der Endlichkeit des menschlichen Seins, der Fragilität der Existenz und nach dem Ende des industriellen Zeitalters handelt.
Die drei Gehörgänge begleiten und als „Reiseleiter“ durch die Themenwelt führen wird Norbert Trawöger. „Ich sehe mich selbst als eine Art Vermittlungsfigur und Anstifter, Räume zu öffnen und die Menschen offener dafür zu machen, was sie hören“, so Trawöger.
Lange Nacht der Chormusik mit Ehrung Chor des Jahres
Der Sonntag beginnt traditionell mit einem Gottesdienst um 10 Uhr in der Pfarrkirche Freistadt, der musikalisch vom künstlerischen Festivalleiter Johannes Hiemetsberger, dem Chorus Sine Nomine und dem Ensemble Tonus gestaltet wird.
Um 15 Uhr wartet in der wunderbar charmanten Liebfrauenkirche das Konzert „Stella Maris“ des Ensembles Tonus. Die zarten Klänge von Alter Musik erklingt, mit historischen Instrumenten und dazu die Stimme der Sopranistin Belinda Loukota.
Am Abend schließlich findet ab 18 Uhr wieder in der Pfarrkirche die Lange Nacht der Chormusik statt. Dabei wird Landeshauptmann Thomas Stelzer auch den Chor des Jahres ehren – die Evangelische Kantorei Linz. Mitwirken wird auch der Hans-Sachs-Chor Wels. Johannes Hiemetsberger setzt mit seinem Chorus Sine Nomine den Schlusspunkt für 2018.
Workshops
Freitag und Samstag gibt es auch Workshops, die sich an Chorleiter richten. So wird die Ungarin Dora Halasz am Freitag um 15 Uhr im Salzhof etwa beleuchten, wie bestimmte Bewegungen den Chorklang beeinflussen.
Am Samstag, 9.30 Uhr, gibt's private Coaching-Tipps von der Gruppe „Maybebop“ für ganze Ensembles und Chöre. Ebenfalls um 9.30 Uhr lädt Oliver Gies von Maybebop zum offenen Singen in den Salzhof. Und um 11.30 Uhr wird Dora Halasz noch Chorimprovisationen zum Thema machen. „Es ist ein Privileg als Chorleiter so ein Instrument zu haben“, so Obmann Peter Wiklicky, „im Workshop wird es dazu Impulse geben.“
Planungssicherheit fehlt
Zehn Jahre gibt das das Festival nun mittlerweile, es könne stattfinden, weil das Bekenntnis der Stadtgemeinde Freistadt dazu so groß sei, so Hiemetsberger. Man wünsche sich aber mehr Planungssicherheit, so die Veranstalter. Die Rahmenbedingungen in der Kulturpolitik würden die Arbeit sehr erschweren. So steht noch nicht fest, wie hoch der Landeszuschuss für das aktuelle Festival sei. „Eigentlich ist das Festival nicht planbar. Aber wir haben genug Leute, die mitmachen, obwohl wir noch nicht sicher wissen, ob die Finanzen auch passen. Die Rahmenbedingungen haben sich in den letzten Jahren geändert, die Zukunft des Festivals ist nicht gesichert“, so Obmann Peter Wiklicky. Rund 50.000 Euro Gesamtbudget hat das Festival, ein erheblicher Teil davon kommt von der Stadtgemeinde Freistadt.
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