BEZIRK FREISTADT. Hiobsbotschaft für mehr als 400 Gmundner-Milch-Lieferanten aus Freistadt, Perg und Urfahr-Umgebung bei der Sprengel-Versammlung der Molkereigenossenschaft in Lest. Vorstands-Mitglieder kündigten nicht nur eine Senkung des Milchpreises um zwei Cent, sondern auch Maßnahmen zur Senkung der Anliefermenge an.
„Liefermengen-Stabilisierungs-Modell“ ist der offizielle Titel dessen, was ab 1. März 2016 zunächst für drei Monate gültig sein wird. Zur Vorgeschichte: Das staatliche Quotensystem für Milch (“Kontingentierung“) war mit Ende März 2015 abgeschafft worden. Josef Fürtbauer, Obmann der Gmundner Molkerei, hatte damals gegenüber der Presse betont, „keinerlei innerbetriebliche Nachfolgeregelung des Quotensystems“ einzuführen und „jeden am Hof erzeugten Liter Milch zu dem im Vorhinein festgesetzten und für jeden Liter gleichen Milchpreis abzuholen“.
Marktlage verschärft
Ein Jahr später hat sich die Lage am Milchmarkt offenbar so verschärft, dass man bei Gmundner Milch das Heil in einer Verringerung der Milchmenge sucht, anstatt den Milchauszahlungspreis (seit Februar rund 28 Cent netto pro Kilo) für die Lieferanten ins Bodenlose hinunterzuschrauben. Dem Vernehmen nach wird dieser Preis für eine bestimmte Basismenge gültig bleiben. Was darüber hinausgeht, wird mit einem schmerzhaften Abschlag versehen. Die überschüssige Milch muss dann am Spotmilchmarkt, das ist jener freie Markt für Rohmilch, die kurzfristig von einzelnen Molkereien nicht benötigt wird, verkauft werden. Der Milchpreis lag dort in jüngster Vergangenheit nur bei 17 Cent pro Kilo oder weniger.
Vorstand beschließt Basis
Welche Größen für die Berechnung der Basismilchmenge der Gmundner-Milch-Lieferanten herangezogen wird, entscheidet der Vorstand in einer Sitzung Ende Februar. Die Reaktion der Bauern auf die Präsentation des Modells bei der Sprengelversammlung war zwar erstaunlich gefasst, vielfach war jedoch Ernüchterung hörbar. „Ich habe investiert, einen Stall gebaut und mehr Kühe eingestellt“, meinte ein Milchlieferant. „Bei einem Auszahlungspreis von unter 20 Cent sind nicht einmal meine Produktionskosten gedeckt.“
An dieser Stelle stand ursprünglich ein Interview mit einem Gmundner-Vorstandsmitglied aus dem Bezirk Freistadt. Kurz vor Redaktionsschluss wurden wir gebeten, dieses nicht vor der nächsten Vorstandssitzung abzudrucken. Diesem Wunsch sehen wir uns verpflichtet nachzukommen. Gmundner-Milch-Obmann Josef Fürtbauer war ebenfalls nicht zu einer Stellungnahme bereit.
Genauso wie Gmundner Milch ist auch Berglandmilch, eine Molkereigenossenschaft, die im Bezirk derzeit rund 1000 bäuerliche Milchlieferanten zählt, mit überdurchschnittlich hohen Milchmengen konfrontiert. „Hätten wir die Situation vor eineinhalb Jahren gehabt, als die Märkte florierten, wäre das kein Problem“, erklärt Josef Mühlbachler aus Liebenau, stellvertretender Aufsichtsrats-Vorsitzender von Berglandmilch und Obmann der Bezirksbauernkammer. Aufgrund der weltpolitischen Lage dränge jedoch alles auf den europäischen Markt.
Im Gmundner Modell sieht Mühlbachler einen „Hilferuf, dass zu viel Milch da ist.“ Berglandmilch habe momentan noch Spielraum, weil intensiv in Käsereien investiert worden war. „Für ein Kilo Käse verwerten wir zehn Kilo Milch. Wir haben ausgedehnte Reifelager für länger gereifte Käse und können jährlich rund 100.000 Tonnen Käse herstellen.“ Im Berglandmilch-Vorstand war bereits vor drei Jahren ein Liefermodell beschlossen worden, das den vollen Milchauszahlungspreis für eine Basismenge garantiert. Mühlbachler: „Was darüber hinaus geliefert wird, kann mit einem Verwertungsabschlag versehen werden. Den müsste der Vorstand im November im Vorhinein für ein Jahr beschließen.“ Bisher sei dieses Modell, das alle Lieferanten kennen, aber noch nie in die Praxis umgesetzt worden.
Gmundner Milch zählt aktuell 2800 Genossenschafts-Mitglieder, die zugleich Eigentümer sind. 2006 erfolgte die Fusion mit der Molkereigenossenschaft Freistadt. Die 330 Mitarbeiter verarbeiten 328 Millionen Kilogramm Milch pro Jahr..
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