Vom Bauernbub zum Direktor des Gymnasiums Freistadt: Franz Rührnößl über "seine" Schule
FREISTADT. Als Bauernbub aus St. Leonhard wechselte Franz Rührnößl 1973 von der Hauptschule an das Bundesgymnasium Freistadt, maturierte dort 1978, kehrte nach der Promotion sub auspiciis praesidentis als Lehrer für Deutsch und Englisch an „seine“ Schule zurück und ist seit sechs Jahren ihr Direktor. „Tips“ bat den Schulleiter (58) zum Interview.
Tips: Welche Erinnerungen haben Sie an Ihr erstes Schuljahr am Gymnasium Freistadt?
Franz Rührnößl: Mein Bruder Erich und ich sind von der 1. bzw. 2. Klasse Hauptschule an das Gymnasium Freistadt gewechselt. Eine Professorin aus Linz, deren Ferienhaus in St. Leonhard mein Vater betreute, hat ihm eine höhere Schule für die beiden Söhne nahe gelegt, uns sozusagen den Floh ins Ohr gesetzt. Der Vater hat sich daraufhin Schreiduelle mit dem damaligen Hauptschuldirektor geliefert, der im Gymnasium einen Hort des Bösen sah. Nach der bestandenen Aufnahmeprüfung hatten mein Bruder und ich aber keine Schwierigkeiten, uns an der neuen Schule einzufinden – außer in Englisch. Unser Professor hat die ganze Stunde über nur Englisch gesprochen, da konnten wir mit unserem Hauptschulenglisch nicht mithalten. Aber Professor Kempter hatte Verständnis für unsere Situation, so ist uns der Anschluss an die Leistungen der Mitschüler geglückt. Ich weiß noch, wie ich am Anfang voller Ehrfurcht und Respekt war. Ich habe dann aber schnell gemerkt, die Professoren sind auch nur ganz normale Lehrer (lacht). Um in die Schule zu kommen, mussten mein Bruder und ich übrigens jeden Tag sechs Kilometer von Oberarzing zur Bushaltestelle nach Amesreith marschieren und auch wieder retour. Ich war ein sehr guter Schüler, nur Zeichnen war für mich eine Qual. Ich bin bis heute nicht über das Zeichnen von Strichmännchen hinausgekommen (lacht).
Tips: Sie haben sich selbst auch für den Lehrberuf entschieden und sind an das Gymnasium zurückgekehrt.
Franz Rührnößl: Mir war schon im Laufe der Oberstufe klar, dass ich Lehrer an einer höheren Schule werden möchte. Es war für mich reizvoll, auch fachlich und inhaltlich, mit Kindern bis zur Matura zu gehen. Ich habe dann Deutsch studiert, das war immer schon mein Lieblingsfach. Als ich mein Studium begonnen habe, war schon absehbar, dass es einen Lehrerüberschuss geben würde und ich habe mich nach der Studienberatung für Englisch als zweites Fach entschieden. Als Student ahnt man ja noch nicht, was mit zwei Schularbeitenfächern auf einen zukommt (lacht). Mein Probejahr habe ich am Gymnasium in Freistadt absolviert, das kam mir als heimatverbundenen Menschen sehr gelegen.
Tips: Was macht das Gymnasium Freistadt für Sie aus?
Franz Rührnößl: Die Stimmung im Lehrkörper, die herausragend guten Schüler. Oft ist unsere Schule als streng verschrien. Wir legen Wert auf einen guten Unterricht, auf eine breite, fundierte Allgemeinbildung, eine Ausbildung hoher Qualität. Ich will aber nicht alles auf die Leistung reduzieren, auch Sport, das Musische und das Kreative haben einen hohen Stellenwert. Es stimmt, wir verlangen von den Schülern viel. Aber die positiven Rückmeldungen von Absolventen bestärken uns. Ich freue mich, wenn sie unsere Schule als lebenstüchtige Menschen verlassen und sich dafür bedanken, an unserer Schule kompetent und umfassend auf ihr Studium vorbereitet worden zu sein. Ich habe mich damals als Schüler immer gut gefördert und unterstützt gefühlt und möchte heute als Direktor, dass unseren Schülern auch dieses Gefühl gegeben wird.
Tips: 612 Schüler sind historischer Höchststand am Gymnasium Freistadt. Wechseln immer mehr Kinder auf das Gymnasium?
Franz Rührnößl: Wir beobachten den Trend, dass immer mehr Schüler in die Oberstufe weitergehen und auch am Gymnasium maturieren. Wir haben fünf erste Klassen, obwohl am Land gegen den Städtetrend wirklich nur Schüler zur Einschreibung kommen, die in Mathematik und Deutsch ein „Sehr gut“ oder ein „Gut“ haben. Da muss ich die Volksschullehrer sehr loben, aber auch die Eltern. Sie schätzen sehr, sehr verlässlich und realistisch ein, ob ein Kind für die AHS geeignet ist oder ob es sich überfordert fühlen würde.
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