
FREISTADT. Beim Berg-Drama auf der „Haute Route“ in der Schweiz, wo mehrere Menschen in einem Schneesturm erfroren sind, war auch Landesalpinreferent Thomas Pflügl mit Kollegen vor Ort.
Eine von einem Bergführer geleitete Gruppe mit zehn Personen, zu denen sich weitere vier dazugesellt haben, hat sich im Blizzard auf ihrer Etappe von der „Cabane des Dix“ (2928 Meter) zur „Cabane des Vignettes“ (3158 Meter) mehrmals verirrt und haben nur 500 Meter vor der Hütte im Freien übernachten müssen. Es gab sieben Überlebende und sieben Tote.
Überlebende versorgt
„Steve House (einer der weltbesten Kletterer) war da, er hat die Bergung eingeleitet. Wir haben am Montagmorgen drei Stunden geholfen, die Überlebenden psychisch und physisch zu betreuen, und in die Helikopter zu tragen. Wir haben sehr berührende Stunden hinter uns, und haben die Tour abgebrochen, auch weil das Wetter weiter zu wenig stabil für eine Haute Route war“, sagt Pflügl.
Tour abgebrochen
Das Freistädter Team war nie ernsthaft in Gefahr, eine Abfahrt wäre ihnen jederzeit möglich gewesen. „Wir hatten damit einen großen Vorteil. Wir haben beim Abendessen in der Cabanne des Vignettes noch vor Bekanntwerden der Tragödie entschieden, am Montag, 30. April, nach Arolla abzufahren und die Tour abzubrechen.“
Umdrehen muss immer möglich sein
„Bergsteigen ist eine Formel mit vielen Variablen. Wenn man da oben einen guten Job machen will, muss man versuchen, aus möglichst vielen Variablen eine Konstante zu machen. Technisches Know-How, robuste körperliche Verfassung, eine offene Gesprächskultur sowie hohe mentale Stärke, wo Umkehren immer eine ernsthafte Option ist, gehören zu den Kernkompetenzen eines (Höhen-)Bergsteigers. All das führt zu tendenziell besonnenen Entscheidungen. Wichtig ist, regelmäßig Ausbildungen zu absolvieren (Seil-, Karten-, Knoten-, Lawinenkunde), regelmäßig üben, an seiner Fitness arbeiten. Der Alpenverein und andere alpine Vereine bieten viele und günstige Angebote“, macht Pflügl aufmerksam.
„Und ganz wichtig: Dankbar sein, und sich bewusst werden was wir haben, und was wir verlieren können.Dann fällt das Umdrehen leichter.Umkehren ist nicht nur eine Methode zur Risikoreduktion. Umkehren ist eine Haltung und damit auch und vor allem Ausdruck des Respektes und der Demut vor der Natur und den Bergen.“