Katzenelend: Leiterin des Tierheims Freistadt erinnert an die Kastrationspflicht
FREISTADT. Junge Kätzchen gibt es derzeit im Tierheim Freistadt zuhauf. „Wir haben momentan 36 Katzenjunge zu versorgen – der Großteil davon krank – und das Elend nimmt keine Ende“, erinnert Tierheim-Leiterin Karin Binder mit Nachdruck an die gesetzlich vorgeschriebene Kastrationspflicht für Freigänger.
„Eine Katze kann bis zu dreimal im Jahr werfen. Mit durchschnittlich fünf Jungen pro Wurf sind das mindestens 15 Nachkommen im Jahr, die ihrerseits auch schon wieder mit sechs Monaten geschlechtsreif werden“, rechnet Karin Binder vor.
Es seien aber nicht nur Bauernhofkatzen, die sich unkontrolliert vermehren, sondern es gäbe auch genug private Katzenbesitzer, deren Katze „zumindest einmal süße Babys bekommen soll, weil das für die Kinder doch so nett ist“, kann Karin Binder diesen Satz schon nicht mehr hören. Genausowenig wie die Mär, dass eine Katze einmal Junge bekommen muss, bevor sie kastriert werden darf oder dass kastrierte Katzen keine Mäuse mehr fangen.
„Im Herbst ist das Tierheim voller kleiner, kranker Katzen“
„Im Herbst ist dann das Tierheim wieder voll mit kleinen Katzen, die keiner haben will. 80 Prozent von ihnen sind krank – sie sind voller Parasiten, haben Katzenschnupfen, FIP (eine in der Regel tödlich verlaufende Infektionskrankheit bei Katzen, Anm.), die Katzenseuche oder sonst was“, erzählt Binder.
Viele der Kitten sterben trotz intensiver Betreuung
Viele der Kitten würden es trotz tierärztlicher Behandlung und intensiver Betreuung im Tierheim nicht schaffen und sterben.
„Gerade vor einigen Tagen haben Spaziergeher fünf dehydrierte Kätzchen neben deren toten Mutter im Wald gefunden. Eines der armen Tiere hatte wegen des unbehandelten Katzenschnupfens schon ein Auge verloren“, kann Karin Binder ob der Verantwortungslosigkeit der Katzenbesitzer nur mehr den Kopf schütteln.
Da beißt sich die Katze in den eigenen Schwanz
Die Tierheim-Leiterin ist dafür, dass alle Freigänger kastriert werden müssen, und zwar schon im Alter von sechs Monaten – ausgenommen Zuchtkatzen, die ordnungsgemäß registriert sind.
Auch Landwirte können theoretisch eine Katzenzucht anmelden. „Aber wer kontrolliert denn da bitte, ob die Tiere gesund sind und mit wem sie sich vermehren?“, beißt sich für Karin Binder hier die Katze buchstäblich in den eigenen Schwanz.
Katzen chippen lassen!
Die Tierheim-Leiterin plädiert außerdem für eine Chip-Pflicht aller Katzen – auch für Wohnungskatzen, denn auch die können mal entwischen.
Beim Chippen wird der Katze ein kleiner Mikrochip unter die Haut implantiert, mit dem das Tier – sofern der Code vom Besitzer oder dem Tierarzt in einem Tierregister registriert worden ist – einwandfrei identifiziert werden kann. Das ist vor allem dann hilfreich, wenn eine entlaufene oder streunende Katze von jemandem aufgelesen wird, oder wenn – das kommt vor – besonders dreiste Personen behaupten, diese und jene Katze gehöre gar nicht ihnen. Durch ein spezielles Lesegerät kann der Tierarzt den Code auslesen und den rechtmäßigen Besitzer ausfindig machen.
„Wären alle Freigänger kastriert und gechippt, hätten wir sehr viel weniger Probleme. Wer sich die Kastration und das Chippen nicht leisten kann oder mag, sollte sich kein Tier zulegen“, meint Karin Binder und denkt dabei an die 36 Katzenbabys, die derzeit allein im Tierheim Freistadt versorgt werden. „Und wir haben noch nicht einmal Herbst!“, graut Binder schon vor der zweiten Welle an ungewollten, kranken Kitten, die im September und Oktober bei ihr im Tierheim landen werden. „Hier ist noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten, und das ist oft wirklich mühsam.“
Streunerkatzen beim Tierheim melden
Im Bezirk Freistadt gibt es auch viele verwilderte Streunerkatzen. „Wir sind um jeden froh, der diese meist sehr scheuen Streuer anfüttert. Diese Tiere bitte aber sofort bei uns melden, damit wir sie kastrieren, chippen und an Ort und Stelle wieder aussetzen können.“
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