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Iryna versteht - und hilft, ihre Heimat zu verstehen

Mag. Claudia Greindl, 28.12.2020 09:36

WARTBERG OB DER AIST. Einen mutigen Schritt hat Iryna Marschallinger mitten im Corona-Jahr gesetzt: den Schritt in die Selbstständigkeit als Sprachdienstleisterin. Dabei kümmert sich die gebürtige Ukrainerin nicht nur um Übersetzungen und Sprachtraining, sondern hilft auch, interkulturelle Unterschiede zu verstehen.

Verbindet ihre alte und ihre neue Heimat: Iryna Marschallinger Foto: Elena Anisimova
Verbindet ihre alte und ihre neue Heimat: Iryna Marschallinger Foto: Elena Anisimova

„Ich bin in der Nähe von Odessa aufgewachsen und habe Philologie und Dolmetschen studiert“, berichtet die junge Unternehmerin. Zur Verbesserung ihrer deutschen Sprachkenntnisse ist Iryna Marschallinger, Jahrgang 1986, nach Österreich gekommen und geblieben. „Ich hatte vier Arbeitsstellen als Dolmetscherin und Übersetzerin in der Privatwirtschaft“, so Marschallinger in perfektem Deutsch. Mittlerweile hat die Ukrainerin geheiratet und lebt in Wartberg ob der Aist. Die Entscheidung, ihre Erfahrungen aus zwei Ländern und zwei Kulturen beruflich zu nützen, ist seit längerem gereift.

Im August Unternehmen gegründet

Heuer war es dann soweit: Mitten in der Corona-Pandemie, im vergangenen August, gründete Iryna Marschallinger ihr eigenes Unternehmen als Sprachdienstleisterin. „Der Zeitpunkt scheint ein schwieriger zu sein, aber es gibt zur Zeit auch große Chancen: Online geht jetzt viel mehr als früher, es gibt viele heimische Firmen, die in Russland oder der Ukraine Fuß fassen wollen und umgekehrt.“

Website lokalisieren

Übersetzungen und Dolmetschdienste in Russisch, Ukrainisch und Deutsch macht die Wartbergerin für alle Branchen, der Schwerpunkt liegt auf dem landwirtschaftlichen Bereich. „Die Landwirtschaft hat mich immer beschäftigt und interessiert.“ Daneben übersetzt, lokalisiert und optimiert sie Websites, damit Online-Geschäftskontakte reibungslos funktionieren. „Eine Website auf Russisch reicht heutzutage nicht mehr, wenn man in der Ukraine Geschäfte machen will.“ Auch Sprachunterricht und Coachings bietet die Unternehmerin für Private und Firmenkunden an.

Was ist wo ein No Go?

Daneben sind ihr auch interkulturelle Trainings ein großes Anliegen. „Es gibt viele Unterschiede zwischen der Ukraine, Russland und Österreich. Ich erkläre, was man berücksichtigen muss, was in welchem Land ein No Go ist“, sagt Iryna Marschallinger. Jemandem die Hand zu reichen ist etwa in Österreich in Nicht-Pandemiezeiten völlig normal. „In der Ukraine schütteln sich nur Männer die Hand, Frauen allerhöchstens im Geschäftsleben“, berichtet die Sprachexpertin. In ihren Trainings klärt sie auch Fragen, warum man in ihrer Heimat keine zehn gelben Rosen zu einer Einladung mitbringen darf, wieviel Trinkgeld üblich ist oder warum man niemanden über die Türschwelle hinweg grüßen sollte.

Meer und Berge

„Ich freue mich riesig, wenn wieder Gruppentrainings erlaubt sind“, blickt sie dem Ende der Pandemie mit Sehnsucht entgegen. Apropos Sehnsucht: Als Kind einer Hafenstadt vermisst Iryna Marschallinger das Meer ab und zu. „Ich bin in einer Siedlung nahe Odessa aufgewachsen und hatte nur fünf Minuten zu Fuß zum Meer. Aber dann sage ich mir wieder, ich habe das Meer bis zu meinem 27. Lebensjahr gehabt, und jetzt habe ich dafür in Österreich Zugang zu den Bergen“, meint sie. Mittlerweile fühlt sie sich völlig als Wartbergerin, was natürlich auch ein Verdienst ihres Gatten Ewald ist. Zu ihrem Freundeskreis zählen auch zahlreiche Angehörige des russisch-ukrainischen Sprachkreises. Ihre Familie in der Ukraine besucht Iryna Marschallinger einmal im Jahr. „Ich habe meinen Lieben auch schon Österreich, meine neue Heimat, gezeigt.“

Weitere Informationen im Internet:https://www.iryna-versteht.com


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