Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Geplante Asylunterkünfte in Freistadt und Hirschbach erregen die Gemüter

Online Redaktion, 17.10.2022 15:47

HIRSCHBACH/FREISTADT. Am Flugplatz in Guttenbrunn (Hirschbach) ist eine Asylunterkunft für zirka 30 bis 40 Personen geplant. Nachbarn und auch Gemeindevertreter kritisieren den Standort als unpassend und haben eine Petition dagegen gestartet. Im Haus Schlossergasse 1 in der Freistädter Altstadt werden indes schon im Laufe der nächsten Woche 20 Flüchtlinge einziehen.

 (Foto: studio-v.zwoelf/stock.adobe.com)
(Foto: studio-v.zwoelf/stock.adobe.com)

„Vor wenigen Wochen haben wir zufällig erfahren, dass eine Asylunterkunft im ehemaligen Gastlokal am Flugplatz Freistadt in Guttenbrunn geplant ist. Weder die Gemeinde noch die Nachbarn wurden vorab über dieses Vorhaben informiert“, schildert Nachbarin Gerlinde Schimpl. Von den Nachbarn, dem Fliegerclub, dem Fallschirmspringerverein und der Gemeinde Hirschbach gibt es Bedenken bezüglich des Standortes. Viele Hirschbacher und Anrainer haben bereits eine Petition gegen die Asylunterkunft unterschrieben.

„Keine menschenwürdige Unterkunft“

In einem Schreiben an den zuständigen Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer heißt es, dass der Standort „keine menschenwürdige Unterkunft“ biete. Große Sorgen macht man sich, da „das Flugplatzgelände eine Sicherheitszone darstellt, welche vom Innenministerium so auch definiert wurde. Ein Betreten der Anlage, welche nicht allgemein zugänglich ist, wird vom Flugplatzhalter untersagt. Da während der Woche aber nur fallweise jemand anwesend ist, um Aufsicht zu führen, reichen Tafeln, welche auf ein Betretungsverbot hinweisen, wohl nicht aus. Eine entsprechende Einzäunung um das Unterkunftsgebäude bzw. Flugplatzgelände müsste wohl errichtet werden. Das ist weder menschenwürdig noch machbar.“

Sicherheitsaspekt

„Eine Asylunterkunft auf einem Flugplatzgelände, wo eine Landebahn liegt, mehrere Hangar und Container stehen, in denen Flugzeuge, Fallschirme, Werkzeuge und vor allem auch Flugbenzin gelagert werden“, sei auch im Sinne des Brandschutzes und der generellen Sicherheit nicht zu empfehlen, heißt es von den Nachbarn und den Nutzern des Flugplatzes. Bezüglich der Sicherheit wird derzeit beim Land eine Prüfung durchgeführt. Kritisiert wird auch die Vorgehensweise. „Es gab leider nicht viele Informationen und wir mussten nach Gerüchten immer erst einmal nachfragen. Der Kommunikationsfluss seitens des Landes OÖ ist in dieser Hinsicht durchaus noch ausbaufähig“, sagt Bgm. Wolfgang Schartmüller, der ebenfalls Bedenken bei der Lage der Unterkunft hat.

„Der Standort ist vier Kilometer von der Gemeinde entfernt, es fahren keine öffentlichen Verkehrsmittel, nur der Schulbus“, sagt Schimpl. Die Asylwerber hätten auch keine Möglichkeit der Freizeitgestaltung in der Nähe. In der Gemeinde werden immer wieder Flüchtlinge in kleiner Zahl aufgenommen, so wohnt derzeit beispielsweise eine ukrainische Flüchtlingsfamilie in Hirschbach. 40 Flüchtlinge an dem dezentralen Standort beim Flugplatz aufzunehmen, sei aber für viele Hirschbacher nicht vorstellbar.

„Verstehe die Bedenken“

„Ich verstehe die Sorgen und Bedenken der Bevölkerung in Hirschbach und bin in Kontakt mit dem Bürgermeister. Und sind wir uns ehrlich, niemand hat eine Freude mit Asylwerbern, ich bitte aber auch um eine sachliche Diskussion: Auf der einen Seite will man keine Zelte, auf der anderen wehrt man sich gegen eine feste Unterkunft mit 35 Asylwerbern. So werden wir das Problem aber nicht lösen, es braucht eine Solidarität unter den Gemeinden, um die Belastung für die Bevölkerung möglichst gering zu halten. Primär muss aber die EU handeln, die illegale Migration nach Europa stoppen und jene Staaten, die Flüchtlinge nur durchwinken, sanktionieren“, sagt LR Wolfgang Hattmannsdorfer.

Quartier in der Altstadt

In der Altstadt von Freistadt wird im Haus Schlossergasse 1 alles für die Ankunft von Flüchtlingen vorbereitet. „Dort werden nächste Woche, zwischen 24. und 28. Oktober, bis zu 20 Flüchtlinge einziehen“, sagt der zuständige Bereichsleiter Ekber Gercek von der Volkshilfe Flüchtlings- und MigrantInnen GmbH. Die Zuteilung erfolge durch die Grundversorgungsstelle des Landes Oberösterreich, das derzeit händeringend auf Quartiersuche im ganzen Bundesland ist. „Welche Flüchtlinge in der Schlossergasse 1 untergebracht werden, darauf haben wir keinen Einfluss. Unsere Aufgabe ist es, die an uns vermittelten Quartiere zu überprüfen und die Flüchtlinge im Anschluss vor Ort zu betreuen. Ich gehe davon aus, dass in dem Haus in der Freistädter Altstadt vorwiegend syrische Asylwerber untergebracht werden“, so Gercek.

Ein Sozialbetreuer werde zu den Kernarbeitszeiten als fixer Ansprechpartner, sowohl für die Flüchtlinge als auch die Nachbarn und die Stadtgemeinde, vor Ort sein. „Sobald das Haus fertig eingerichtet ist, wird sich der Sozialarbeiter bei allen entsprechend vorstellen“, verspricht Gercek. Sind die Asylwerber eingezogen, wird ReKI, das regionale Kompetenzzentrum für Integration und Diversität in Freistadt, aktiv. Es begleitet im Auftrag des Landes OÖ die kommunale Integrationsarbeit. „Mich hat gerade erst heute Morgen, auf meinem Weg ins Rathaus, jemand ziemlich rüde auf die geplante Flüchtlingsunterkunft angesprochen, mir seine Bedenken mitgeteilt und kritisiert, dass sich die Bürger nicht ausreichend informiert fühlen“, sagt Freistadts Bgm. Christian Gratzl. „Ich weiß sehr wohl, wo die Befürchtungen und Ängste liegen, und nehme diese ernst. Die Stadtgemeinde hat aber keinen Einfluss auf die Vermietung von Flüchtlingsquartieren durch Privatpersonen.“


Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden