
LIEBENAU. Ein umfangreiches Sanierungsprojekt der OÖ Naturschutzabteilung sichert das gesunde Leben des Tannermoors für die Zukunft. Darüber hinaus ermöglicht das EU-finanzierte Projekt „Moorerlebnis OÖ-VY“ Maßnahmen, die einen Besuch noch attraktiver und informativer machen und das Verständnis für dieses einzigartige Naturjuwel fördern.
Das Tannermoor ist nicht nur beliebtes Ausflugsziel, mit 124 Hektar ist es auch das größte erhaltene Kiefern-Hochmoor Österreichs und steht seit 1983 unter Naturschutz. Seit 2021 ist es Europaschutzgebiet. In 930 Metern Seehöhe „wächst“ das Tannermoor seit mehr als 10.000 Jahren. Auf dem wasserundurchlässigen Weinsberger Granit hält sich die Feuchtigkeit, die eine einzigartige Vegetation ermöglicht. Aus abgestorbenen Pflanzenteilen entsteht eine Moorschicht, die nur einen Millimeter pro Jahr wächst. An manchen Stellen ist diese Schicht über die Jahrtausende auf zehn Meter angewachsen. Ein „geschichtsträchtiger“ Boden mit vielen Schichten, der einen Blick in die Vergangenheit erlaubt.
Moor teilweise ausgetrocknet
Auch wenn im Tannermoor nie Torf abgebaut wurde und man es nicht intensiv wirtschaftlich genutzt hat, sind durch das Anlegen von Entwässerungsgräben Teile des Moores ausgetrocknet, weitere gefährdet. Mit dem Verschließen dieser Gräben mittels großer, in den Boden versenkter Lärchenholzwände wird nun dieser Wasserverlust eingedämmt. So soll der natürliche Wasserhaushalt wiederhergestellt werden. Das größte Revitalisierungsprojekt Österreichs zeigt schon Wirkung. Einige nasse Stellen am Weg können kurzfristig die Wanderung erschweren, werden aber genau beobachtet. Für die Begehbarkeit wird immer gesorgt sein.
Kohlendioxid-Speicher der Natur
Ein intaktes Moor ist aufgrund seiner riesigen Mengen an gespeichertem Kohlendioxid von besonderer Bedeutung und auch von der Wasserrückhaltung als natürlicher Hochwasserschutz profitiert der Mensch. Besondere Bedeutung hat das Schutzgebiet aber auch als Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten. Der Name „Daunerau“ – wie es im lokalen Dialekt heute noch heißt – kommt aus dem Keltischen und bezeichnet einen befestigten Ort. Damit könnte eine befestigte Holzburg auf der Lehrmüller-Mauer gemeint sein. Es gibt zwar keine Tannen im Tannermoor, heimisch sind hingegen Fichten, Rotföhren, Latschen und die eigene Art der Moor-Spirken.
Nachhaltige Entwicklung
Die Marktgemeinde Liebenau hat mit Unterstützung der EU- Regionalförderung (Programm Interreg) in Kooperation mit der Mühlviertler Alm und erheblichen Eigenmitteln in einer großen Kraftanstrengung nun auch touristisch nachhaltig die Weichen für eine gute Weiterentwicklung und Besuchbarkeit des beleibten Ausflugsziels gestellt.
Moor mit allen Sinnen erfahrbar
Dabei ging es nicht nur um das Schaffen einer zukunftssicheren Infrastruktur mit Parkplätzen, Sanitärbereichen, Weg- und Brückensanierung, sondern auch um eine anschauliche und erlebnisorientierte Vermittlung der Inhalte. Das Moor als besonderes Ökosystem wird mit allen Sinnen erfahrbar. Poetische Plätze, beeindruckende Aussichtspunkte sind mit attraktiv aufbereiteten Informationen verbunden, die zum besseren Verständnis und behutsamen Umgang beitragen. Die baulichen Maßnahmen werden bis Jahresende abgeschlossen sein. Im kommenden Frühjahr wird man bei einem Spaziergang das Moor und den Rubnerteich in alter Schönheit mit neuer Perspektive dann auch wieder genießen können.
Das Projekt Moorerlebnis OÖ-VY ist eine Interreg-Partnerschaft von Marktgemeinde Liebenau, Mysto Telc, Muzeum Vysociny Jihlava und Mikroregion Telcsko unter Leitung des Leadpartners Verband Mühlviertler Alm und wird aus Mitteln der Europäischen-Union finanziert. Weitere Infos: Marktgemeinde Liebenau, www.liebenau.at; Moorführungen - Koordinator Martin Groß: grossmartin54@gmail.com, www.naturschauspiel.at