
RAINBACH. Heiratet eine Städterin aus Leonding einen Bauernsohn aus dem Mühlviertel: So beginnt die Geschichte von Michaela Pürcher-Michler als Bäuerin. Gemeinsam mit ihrem Mann schuf die Rainbacherin ein neues Standbein am Hof. Im Stall stehen heute keine Kälber mehr, sondern Alpakas.
Aufgewachsen ist Michaela Pürcher-Michler am Harter Plateau in Leonding, mit der Landwirtschaft hatte sie als Städterin mehr als drei Jahrzehnte ihres Lebens praktisch nichts am Hut. Bis eine Bekannte sie mit Stefan Pürcher, dessen elterlicher Bauernhof vis-à-vis der Rainbacher Pfarrkirche steht, verkuppelte. „Als Stefan mich das erste Mal zu seinen Eltern mitgenommen hat und ich ins alte Wohnhaus kam, habe ich mich sofort sehr zuhause gefühlt. Erst auf der Heimfahrt hat mir Stefan offenbart, dass er die Landwirtschaft übernehmen könnte. Das hatte er mir bis dahin verschwiegen“, erinnert sich die 41-Jährige lachend.
Nägel mit Köpfen gemacht
Das Paar – er studierter Maschinenbauer mit Arbeitsplatz in der Voest, sie Stationsassistentin am Neuromed-Campus – machte bald darauf Nägel mit Köpfen: „Eine Seite des Dreiseithofs haben wir komplett weggerissen und einen Neubau errichtet. Als wir mit den beiden Söhnen eingezogen sind, hat es sich so ergeben, dass mein Schwiegervater seine Fleckviehzucht aufgeben wollte“, erzählt Michaela. „Wir haben überlegt, wie wir die 16 Hektar große Landwirtschaft weiterführen wollen und welche Tiere nicht allzu viel Arbeit machen. Schließlich sollte es sich mit unseren Berufen, den Kindern und meiner Selbstständigkeit als schamanische Begleiterin ausgehen“, sagt die diplomierte Energetikerin. Die Wahl fiel rasch auf Alpakas und mittlerweile stehen vier Alpaka-Wallache – Hannibal, Santos, Nelson und Black – beim „Baun“, so der Hausname, im (Offen-)Stall.
Als „Zuagroaste“ rasch und gut eingelebt
„Meinen Schwiegereltern bin ich sehr dankbar, dass sie für die betriebliche Veränderung so offen waren und sind“, so Michaela, die sich als „Zuagroaste“ in Rainbach rasch und gut eingelebt hat. Mittlerweile ist die dreifache Mama – Nesthäkchen Marie ist eineinhalb Jahre alt – bei den Ortsbäuerinnen angestückelt, steht dem Verein „Dorfkunst“ als Obfrau vor und engagiert sich im Elternverein.
Gerne geht Michaela mit ihren Alpakas spazieren. Beim Einfangen und Aufhalftern hilft ihr Mann, denn die Vierbeiner sind nicht handzahm und nehmen als Fluchttiere Reißaus, wenn man ihnen zu nahe kommt. Vor Ärger spucken können die Alpakas natürlich auch. „Auch wenn sie so flauschig sind, Kuscheltiere sind Alpakas leider nicht.“
Wertvolles Alpaka-Vlies
Einmal im Jahr, nach der Schafskälte im Mai oder Juni, kommt ein professioneller Scherer auf den Hof und schert das Alpaka-Quartett. Dabei kommen gut zwölf Kilo Vlies zusammen, aus denen die Pürchers wärmende Schuheinlagen und Bettdecken fertigen lassen. Aus dem Keratin des Alpaka-Vlieses wird eine besonders hautpflegende Seife hergestellt. Momentan vergrößert die Familie gerade den Stall, denn geplant ist, schrittweise in die Zucht einzusteigen. Michaela: „Ich freue mich schon jetzt auf unsere erste Alpakastute und ihr Fohlen, das Cria.“