Initiative fordert: Zahl der Wölfe regulieren

Mag. Claudia Greindl Tips Redaktion Mag. Claudia Greindl, 26.03.2023 19:24 Uhr

LIEBENAU/LANGSCHLAG. Das Mühlviertel als Wolfviertel das zu verhindern, hat sich die Plattform „Wolfstopp Initiative zur Regulierung des Wolfbestandes“ aus dem Waldviertel vorgenommen. „Denn wenn ab 3. April Problemwölfe in NÖ gesetzeskonform abgeschossen werden dürfen, werden die Wölfe verstärkt dorthin ziehen, wo sie sicher sind“, meint Wolfstopp-Sprecher Gerhard Fallent aus Langschlag.

Drei Wölfe waren es, wie mittlerweile die DNA-Analyse betätigt hat, die Mitte Februar die Schafe des Hobby-Landwirts Gerhard Fallent in Langschlag heimsuchten. Sie rissen acht Tiere und ließen die restliche Herde zum Teil schwer verletzt und völlig verängstigt zurück. Dieser und weiter zurückliegende Zwischenfälle mit Wölfen gaben den Ausschlag zur Gründung der Inititaive „Wolfstopp“. „Es geht uns keineswegs darum, den Wolf in unserer Gegend wieder auszurotten“, sagt Fallent im Tips-Gespräch. Hauptziel eines langen Forderungskatalogs sei vor allem die Regulierung des Wolfsbestands, „wie man auch andere Räuber dezimiert.“ Zum Kern von „Wolfstopp“ gehören unter anderen der Bio-Schafbauer Karl Groiss aus Bruderndorf, Christian Klein, Förster, Unternehmer und Diakon aus Langschlag sowie die Langschlägerin Sylvia Käfer, Kindergarten-Leiterin in Sandl.

Krisentreffen in Liebenau

Nachdem die nö. Landesregierung mit der einstimmig beschlossenen Wolfsverordnung die Wege für Vertreibung, Vergrämung und letztlich Entnahme von auffälligen Wölfen geebnet hat, fordert die Initiative nun, dass das Bundesland OÖ nachzieht. Zu einem Krisentreffen am kommenden Dienstag in Liebenau sind Betroffene und Interessierte sowie Verantwortliche aus Politik und Verwaltung, Bauern- und Jägerschaft, Tourismus, Wirtschaft und Gesundheitseinrichtungen geladen. „Im Bezirk Zwettl sind 2022 rund 30 Wölfe in vier Rudeln festgestellt worden, jedes Rudel hat Nachwuchs bekommen“, erzählt Gerhard Fallent. Jedes Jahr wachse die Wolfspopulation um 20 Prozent, es entstehen neue Rudel. „Diese verrückte Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie, die den Wolf zu 100 Prozent schützt, geht auf Kosten des Naturraums, der seine Funktion als Naherholungsgebiet verliert, das Tanner Moor in Liebenau zum Beispiel, wo ja gerade ein großes Tourismusprojekt umgesetzt wird, ist ein richtiger Paradiesgarten für den Wolf! Wieviel Fördergeld hat man im Mühlviertel in den Schutz von Bodenbrütern wie dem Wachtelkönig hineingepumpt? Jetzt frisst der Wolf die Gelege mit Vorliebe auf und dezimiert die so erwünschte Artenvielfalt!“ Dieser Argumentation können Tierschützer und Wolfsexperten, wie der bekannte Verhaltensforscher Kurt Kotrschal, nichts abgewinnen (siehe Infobox).

Leidtragende der steigenden Wolfspopulation seien laut Fallent auch die Tierhalter sowie die Nutz-, Haus- und Wildtiere selbst „und natürlich die Menschen, die vor dem Wolf Angst haben. Wissen Sie, im Sandler Kindergarten wird schon überlegt, ob überhaupt noch ein Waldspaziergang unternommen wird wer haftet denn, wenn den Kindern etwas passiert?“, stellt Fallent eine rhetorische Frage. Für ihn und seine Mitstreiter steht es außer Zweifel, dass es Zwischenfälle mit Menschen geben wird. Daher seien vernünftige Regulationsmechanismen ebenso überfällig wie machbare Herdenschutzmaßnahmen.

Wolfs-Maßnahmenpaket

In Oberösterreich hat Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger jüngst ein Vier-Maßnahmenpaket in Sachen Wolf angekündigt, das auf Information basiert. Die Politikerin tritt zudem vehement für die rasche Überarbeitung der FFH-Richtlinie auf EU-Ebene ein. Informationsdrehscheiben in OÖ sind die fünf Wolfsbeauftragten, darunter Gottfried Diwold. „Derzeit haben wir so viele Wölfe im Land wie noch nie, mit Schwerpunkt im nördlichen und östlichen Mühlviertel“, berichtet er. Das Rüstzeug dafür, um Konflikte zwischen Mensch und Wolf zu vermeiden, gibt die Wolfsbroschüre des Landes, die gerade in zweiter Auflage erschienen ist. Die Landesrätin kündigte außerdem an, Investitionen in den Herdenschutz (Zäune, GPS-Tracker, Herdenschutzhunde) rückwirkend mit 1. Jänner 2023 mit bis zu 50 Prozent zu fördern.

Entnahme legitimieren

Das Land OÖ wird im ersten Halbjahr 2023 eine Wolfsverordnung erlassen, die sich an den gültigen Verordnungen in Kärnten und NÖ orientiert und auch die Entnahme, also den Abschuss, von auffällig gewordenen Wölfen umfasst.

Für den Biologen und Verhaltensforscher Kurt Kotrschal verbessern Wölfe das gesamte Ökosystem Wald, es gebe weniger Füchse und Goldschakale, was positiven Einfluss auf Bodenbrüter haben könne. Der Wolfs-Experte hält den Anstieg der Zahl der gerissenen Tiere für eine Folge zu- und durchwandernder Wölfe und des fehlenden Herdenschutzes. Wolfsrudel würden ihre Bestandsdichte selbst regulieren und fremde Artgenossen vertreiben. „Ansässige Rudel bevorzugen nachweislich Wildtiere, während Durchwanderer eher auf ungeschützte Nutztiere zurückgreifen. Die Rudelbildung sollte daher von allen Seiten gewünscht sein“, so Kotrschal, der Entschädigungszahlungen für gerissene Tiere ohne den vorgeschriebenen Herdenschutz als Irrweg bezeichnet.

Quelle und weitere Informationen: www.tierschutz-austria.at/kotrschal-wolf/

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Kommentare

  1. Josef N.
    Josef N.30.03.2023 23:15 Uhr

    Pflanzenfresser vor Raubtieren - Wenn Wölfe in unserer dicht besiedelten Kulturlandschaft frei umherlaufen, wird die artgerechte Tierhaltung auf Weiden wieder abnehmen o. aufhören. Das Tierwohl ist hoffentlich auch für Pflanzenfresser wichtig. Es ist schon schwer genug, ein Dutzend Hühner im Auslauf vor Raubtieren wie Greifvögeln, Mardern o. Füchsen zu schützen. Zudem ist es unglaubwürdig, dass die hier aufgetauchten Wölfe über die Grenze zugelaufen wären, wie die Wolfsexperten behaupten. Wenn Wölfe so menschenscheu sind, wie sie auch behaupten, meiden sie Gehöfte o. Siedlungen. DIESE Wölfe kennen den Menschen offenbar - in Allensteig ging sogar einer 40 Meter hinter einem pflügenden Bauern her. Diese Wölfe wurden womöglich von Leuten, die davon gut leben, aufgezogen u. ausgesetzt, um wissenschaftliche Karriere zu machen (es gilt natürlich die "Unschuldsvermutung"). Solche Wölfe sind deshalb auch auf leichte Beute - vorzüglich Schafe - angewiesen, weil sie nicht in freier Wildbahn von älteren Artgenossen für die Jagd von flinken Rehen o. Hasen angelernt wurden. An die Naturschützer: Wenn man den Naturschutz auf die Vermehrung solcher gefürchteter Raubtiere fokussiert, wird die Akzeptanz in der Bevölkerung für den Naturschutz wieder massiv abnehmen. Es gäbe ja genug andere Bereiche wie Wasser- Boden- o. Luftreinhaltung. Zudem sind die Raubtiere derzeit überhaupt nicht vom Aussterben bedroht...

  2. Gerhard W.
    Gerhard W.29.03.2023 18:39 Uhr

    Zu Tode gefürchtet ist auch gestorben - Klar: Medien brauchen Aufmacher und reißerische Headlines. Aber was mit dem Wolf grad abgeht, geht auch auf keine sprichwörtliche Kuhhaut mehr. Da gibt's "KRISEN"sitzungen, als würde ähnlich Schreckliches drohen, wie den bedauerlichen Ukrainern oder uns allen durch ein immer heißeres Klima. Da gibt's Todesängste vor Waldspaziergängen im Kindergarten, und und und. Halleluja! Hunderte, wenn nicht tausende Rehe, Hasen und sonstiges Wild fallen dem Straßenverkehr zum Opfer. Ähnlich traurig - aber zum Glück seltener - verhält es sich mit Kindern auf dem Schulweg. Gibt's da "Krisen"sitzungen und hat der besorgte Herr Fallent da schon Lösungen? Man kann tatsächlich alles übertreiben und der achso "böse Wolf" aus dunklen Märchen muss dafür jetzt herhalten. Ich find' das schon gar lächerlich. Wir leben bitte nicht in einer Wildnis, wie Alaska oder im Norden Kanadas! Und was die Wolfsschäden an Herden betrifft? Da gäb's ein probates Mittel: Versicherungen! Immer wieder wird behauptet, der freie Markt kanns besser richten als der Staat. Gut...einfach eine Versicherung gegen Wolfsrisse anbieten, Prämie einzahlen und im Schadensfall kassieren. Es gibt gegen jegliches natürliche Unbill (Sturm, Hagel...) Versicherungen. Wieso nicht auch gegen Wildschäden. Und die "rhetorische Frage" des Herrn Fallent - für den "Zwischenfälle mit Menschen außer Zweifel stehen" - ist somit auch beantwortet. Ja: es kann immer was passieren. Stell' dir vor, du gehst über die Straße und wirst überfahren...für den Fall könnten wir ja gleich auch eine Krisensitzung anberaumen. Mit einem Wort: lächerlich die Aufregung und beste Gelegenheit für Wichtigmacher. Mit solchen Artikeln steht der Elefant im Raum. Auch wenn das Rüsseltier in dem Fall ein Wolf ist ;)



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