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Medizinische Versorgung: HÄND kommt nur mehr bis 23 Uhr

Mag. Claudia Greindl, 23.05.2023 18:00

BEZIRK FREISTADT. Eingeschränkt wird der Hausärztliche Notdienst (HÄND) ab 1. Oktober: Statt von 19 Uhr bis 7 Uhr früh steht der HÄND nur noch bis 23 Uhr verpflichtend zur Verfügung, danach wird an die telefonische Gesundheitshotline 1450 verwiesen. Tips sprach darüber mit der Ärztekammer-Funktionärin Johanna Holzhaider, Allgemeinmedizinerin in Sandl.

Die meisten Visiten werden laut Evaluierung bis 23 Uhr gefahren. (Foto: OÖRK/Asanger)
  1 / 2   Die meisten Visiten werden laut Evaluierung bis 23 Uhr gefahren. (Foto: OÖRK/Asanger)

Am 1. Oktober 2014 wurde das HÄND-System eingeführt und Oberösterreich in 23 HÄND-Regionen eingeteilt. Es regelt den allgemeinmedizinischen Nacht- bzw. Wochenend- und Feiertagsdienst, den Kassenärzte verpflichtend leisten müssen. „Es ist keineswegs so, dass wir Ärzte nicht mehr arbeiten wollen. Der Ärztemangel zwingt uns zu dieser Veränderung in der bis dato 24-Stunden-Vollversorgung“, sagt Johanna Holzhaider. Die Allgemeinmedizinerin mit Praxis in Sandl ist Kurienobmann-Stellvertreterin der niedergelassenen Ärzte, Referentin für Land- und Gemeindeärzte sowie Bezirksärzte-Stellvertreterin.

Bezirk noch gut aufgestellt

Dabei ist der Bezirk Freistadt mit nur zwei unbesetzten Kassenarztstellen in Wartberg und Unterweitersdorf derzeit noch gut aufgestellt. In Wels-Land beispielsweise fehlen bereits acht Ärzte. „Trotzdem eckt unser System schon, daher haben wir nach einer gangbaren Lösung gesucht“, so Holzhaider. Und diese liegt eben in der künftigen Visitentätigkeit nur mehr bis 23 Uhr. „Laut Evaluierung fahren wir beim HÄND durchschnittlich nur eine Nachtvisite. Bei vielen Anliegen haben wir auch bisher in der Nacht schon telefonisch helfen können, und wenn es wirklich dringend ist, kommt der Notarzt wie bisher ins Haus“, sagt die Ärztin.

Die medizinische Versorgung in der Region werde sich durch die Systemänderung nicht verschlechtern. „Eigentlich hatten wir bisher ja eine gewisse Überversorgung“, so Holzhaider. Die Neuregelung gebe den diensthabenden Ärztinnen und Ärzten die Chance, bis Mitternacht im Bett zu sein und am nächsten Tag ausgeruht ihre Ordination wieder aufsperren zu können.

Anruf beim Telefonarzt

Wer also künftig nach 23 Uhr Hilfe benötigt, muss ab 1. Oktober die Gesundheitshotline 1450 anrufen. Dort meldet sich geschultes Gesundheitspersonal, auch ein „Telefonarzt“ steht im Hintergrund zur Verfügung, mit dem die Patienten die weitere Vorgehensweise besprechen können. Bei akuten Notfällen kann wie gewohnt über die Notrufnummer 144 Hilfe gerufen werden. Die Neuregelung beim HÄND tritt in 15 oö. Bezirken bereits am 1. Juli in Kraft, im Bezirk Freistadt hat man sich für 1. Oktober entschieden. „Das verschafft uns einen Bonus von drei Monaten an Rückmeldungen“, sagt die Ärztekammer-Funktionärin. Nach zwei Jahren erfolgt eine neuerliche Evaluierung des Pilotprojekts, auch in Hinsicht auf die von manchen befürchtete Überfüllung von Spitalsambulanzen. Für Johanna Holzhaider ist die Änderung beim HÄND noch nicht das Ende der Fahnenstange. Sie erwartet, dass Telemedizin künftig eine große Rolle spielen wird. „Videotelefonie und Smartwatches, die Puls- und Blutdruckdaten aufzeichnen, können uns in Zukunft Entscheidungen sicher sehr erleichtern.“

Beim Roten Kreuz nimmt man die Umstellung zur Kenntnis. „Wir sind für den HÄND Dienstleister und stellen das Personal, also die Fahrer, und die Fahrzeuge zur Verfügung“, sagt Bezirksgeschäftsleiter Gerald Roth. „Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.“

Auch bei der Einführung des HÄND-Systems 2014 war die Skepsis groß – selbst in der Ärzteschaft wurde angezweifelt, dass ein Arzt den Nachtdienst für einen ganzen Bezirk bewältigen kann. Das System hat sich bewährt, knapp zehn Jahre später erfolgt nun neuerlich eine Umstellung, die nach zwei Jahren evaluiert werden wird.

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