25 Jahre SozialService Freistadt: Mehr Beratungsbedarf denn je zuvor
FREISTADT/PREGARTEN. Ein Vierteljahrhundert nach der Gründung des SozialService gibt es mehr Beratungsbedarf denn je zuvor. Teuerung, Krisen und Pflegenotstand stellen die Beratungsstellen in Freistadt und Pregarten vor anhaltend große Herausforderungen.
„Helfen mit Hand und Herz“ lautet das Motto der vor 25 Jahren gegründeten Beratungsstellen. „Eine Umfrage der Arbeiterkammer hat damals den Wunsch nach einer einzigen Anlaufstelle für alle Sozialthemen ergeben“, blickt SozialService-Obfrau Barbara Tröls zurück. „Daraufhin haben sich alle großen Player im Sozialbereich zusammengetan und das SozialService quasi als Pilotprojekt für alle Sozialberatungsstellen ins Leben gerufen.“ Mit im Boot waren Caritas, SHV, die Sozialabteilung des Landes OÖ, pro mente, die Volkshilfe, der SMB, die Ärztekammer und das Rote Kreuz.
Heute gibt es diese flächendeckend in allen oö. Bezirken, die gut 60 Beratungsstellen sind im Sozialhilfegesetz verankert. Ihr Auftrag ist, Menschen als erste Anlaufstelle in Notsituationen aufzufangen, ihnen Hilfe zu vermitteln und diese zu koordinieren. Der Schwerpunkt der bisher insgesamt gut 18.000 Beratungsgespräche des ersten SozialService-Vierteljahrhunderts lag auf finanziellen Sorgen und Anliegen in Sachen Pflege.
Mittelschicht als Kundschaft
„Auffallend ist, dass immer mehr auch Menschen aus der Mittelschicht bei uns Hilfe suchen. Es kommen Leute, die noch nie in ihrem Leben um Unterstützung bitten mussten“, berichtet Geschäftsführerin Renate Leitner. Ob die Monatsmiete nicht mehr bezahlt werden kann oder kein Geld mehr für die Reparatur der kaputten Waschmaschine vorhanden ist: „Wir begegnen allen Klienten mit Achtsamkeit, denn sie befinden sich oft in einem starken Ausnahmezustand“, so Leitner weiter. Oft ist das Team mit Kinderarmut konfrontiert.
Verdeckte Kinderarmut
„Kinder sind Meister darin, zu verheimlichen, dass sich ihre Familie etwas nicht leisten kann. Da wird zum Beispiel das Geld für die Schulfotos immer wieder ,vergessen‘, oder das Kind fährt nicht auf Schikurs mit, weil es das Schifahren sowieso nicht freut.“ Besonders erschüttert hat Renate Leitner der Besuch einer jungen Mutter in der Beratungsstelle, die bereits drei Monate ohne Strom in ihrer Wohnung lebte. „Sie hat niemandem etwas davon gesagt, aus Angst, dass man ihr dann die Kinder wegnehmen würde.“ Für Fälle wie diesen gibt es als Erste Hilfe den mit Spendengeldern gefüllten Sozialtopf, mit dem unbürokratisch und schnell in manch auswegloser Situation geholfen werden kann. Das Ziel sind jedoch langfristige Lösungen. Leitner: „Das Schöne an unserer Tätigkeit ist, den Menschen den Druck nehmen zu können und ihnen bewusst zu machen, dass sie nicht alleine betroffen sind – und dass sie nicht alleine gelassen werden.“
Das SozialService sieht sich auch als Frühwarnsystem für soziale Brandherde. „2008 hat dieses Frühwarnsystem bei hohen Lebensmittelpreisen und gleichzeitiger Verschwendung gegriffen. Herbert Stummer hat wieder alle relevanten Einrichtungen an einen Tisch geholt, 2009 ist der Sozialmarkt Arcade eröffnet worden“, sagt Barbara Tröls. Heute ist der Sozialmarkt Freistadt wie seine Pendants, die das Rote Kreuz in Hagenberg und Unterweißenbach betreibt, nicht mehr wegzudenken.
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