Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

Radon: Das Problem mit der Käseglocke und warum die Lunge leidet

Mag. Claudia Greindl, 20.11.2023 11:06

BEZIRK FREISTADT. 365 Mal im Jahr zum Herz-Lungen-Röntgen zu gehen, fällt wohl niemandem ein. Doch genau diese Dosis an radioaktiven Strahlen entspricht jener der Radon-Menge in der Luft, die ein Privathaushalt im Jahresmittel nicht überschreiten sollte. Ist zuviel Radon im Haus, besteht also Handlungsbedarf. Ein Info-Abend am Dienstag, 28. November, in Pierbach klärt, wie man sich schützen kann.

  1 / 2   Die Radonkarte des Bundesgebiets macht es deutlich: Der Bezirk Freistadt ist überwiegend Radonschutzgebiet und somit Radon-Hotspot. Die gute Nachricht: Gegen zuviel Radon im Haus kann man sich schützen. (Foto: AGES)

Der Bezirk Freistadt zählt mit seinen Granitvorkommen zu den österreichischen Radon-Hotspots. 19 von 27 Gemeinden sind als Radonschutzgebiet ausgewiesen, der Rest als Radonvorsorgegebiete. Radon bzw. seine Zerfallsprodukte schädigen die Lunge und sind die zweitwichtigste Ursache für Lungenkrebs. Die gute Nachricht: Eine zu hohe Radonkonzentration in Gebäuden ist nur dann ein Problem, wenn man nichts dagegen tut und ihr langfristig ausgesetzt ist. Im Freien ist Radon kein Problem.

Klara Himmelbauer aus Pierbach arbeitet bei der Fachstelle für Radon bei der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit AGES: „Die Radonkonzentration sollte in Innenräumen so gering wie möglich sein. Der gesetzlich festgelegte Referenzwert beträgt 300 Becquerel pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel. Wenn dieser überschritten wird, ist eine bauliche Sanierung empfehlenswert.“

Wieviel Radon sich in Innenräumen ansammelt, hängt zum einen vom Untergrund und zum anderen vom Gebäudezustand ab. „Neue oder thermisch sanierte Gebäude haben eine nach oben hin sehr dichte Gebäudehülle, was energetische Vorteile hat“, weiß Gernot Wurm aus Naarn, Experte für baulichen Radonschutz bei der AGES.

Wo sich Radon sammelt

„Auf der anderen Seite stülpt man damit eine Art Käseglocke über das Haus, unter der sich Radon sammeln kann.“ Zudem werde auch weniger gelüftet als früher, und die Menschen halten sich weniger im Freien auf, wodurch sie mehr Radon abbekommen als vor Jahrzehnten.

Keine Panik

Panik ist laut den Fachleuten jedoch nicht angebracht. Denn eine Sanierung ist oft recht einfach umzusetzen. Als Sofortmaßnahme ist Stoß- und Querlüften zu empfehlen. Auch eine mechanische Lüftung verringert die Konzentration des Edelgases. Um das Eindringen aus dem Boden ins Gebäude zu vermindern, muss abgedichtet werden oder zwischen Keller- und Wohnbereich eine bauliche Trennung eingezogen werden. Auch Absaugen und Belüften von Kellern ist möglich. Das Land OÖ fördert bautechnische Sanierungen.

Bei Neubauten sind ohnehin vorbeugende Radonschutzmaßnahmen verpflichtend, die Architekten und Baufirmen oft noch zu wenig berücksichtigen. „Grundsätzlich gilt: Je dichter die Gebäudehülle gegen das Erdreich ausgeführt ist, desto geringer ist das Radonrisiko“, sagt Wurm.

Radon am Arbeitsplatz

Während die Messungen in Privathaushalten freiwillig sind, gilt für Betriebe und öffentliche Einrichtungen in Radonschutzgebieten eine Verpflichtung dazu. Dabei geht es um Arbeitsplätze im Erdgeschoß und im Keller. Schutzmaßnahmen bei einer Überschreitung des Referenzwertes sind hier vorgeschrieben. „Das Thema hat mich ursprünglich nicht wirklich bewegt, aber dann habe ich im Amtshaus die Langzeitmessung durchgeführt“, sagt Klaus Preining, Amtsleiter der Gemeinden Pierbach und Weitersfelden. Das Ergebnis verblüffte ihn: „Ich lächle das Thema Gesundheitsgefährdung durch Radon seither nicht mehr weg.“ Anlass genug für den Weitersfeldner, einen Informationsabend zum Thema Radon mit den Experten der AGES und des Landes OÖ zu organisieren. Dieser findet am Dienstag, 28. November, um 19 Uhr im Gasthaus Populorum in Pierbach statt. Neben Detailinfos über Radonschutz, Auswirkungen auf die Gesundheit und kostenlose Messung für Privathaushalte, Radonschutz für Betriebe, Vorsorge bei Neubauten und Fördermöglichkeiten gibt es auch die Möglichkeit, individuelle Fragen zu klären.

Fakten zu Radon

Radon (Rn-222) ist ein radioaktives Edelgas. Es kommt in allen Böden und Gesteinen vor. Im Freien verflüchtigt sich Radon schnell; dort ist es gesundheitlich unbedenklich. Durch Risse in der Fundamentplatte oder Leitungsdurchführungen kann Radon ins Gebäude eindringen und sich in der Raumluft ansammeln. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Radon nach dem Rauchen eine der größten Ursachen für Lungenkrebs. Der Schutz vor Radon ist somit ein wichtiges und ernstzunehmendes Gesundheitsthema.

Infoabend: Radonschutz betrifft uns alle Dienstag, 28. November 2023 19 Uhr, GH Populorum, Pierbach Anmeldung: gemeinde@pierbach.ooe.gv.at oder 07267 8255
Anmeldung zur nächsten kostenlosen Radonmessung für Privathaushaltemöglich von 28. November bis 5. Dezember online auf radon.gv.at

Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden