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Bio-Ziegenhof Haghofer: Zur Kitzzeit wird ordentlich gemeckert

Mag. Claudia Greindl, 05.06.2024 19:46

WALDBURG. Wenn Margit und Michael Sollberger ihre Milchziegen auf die Weide bringen, ähnelt das einer kleinen Prozession. 120 Gemsfarbige Gebirgsziegen melkt das Ehepaar derzeit auf seinem Bio-Ziegenheumilchbetrieb in St. Peter.

Margit und Michael Sollberger mit ihren Kindern Matthias, Eva und Daniel (Foto: Claudia Greindl)
  1 / 11   Margit und Michael Sollberger mit ihren Kindern Matthias, Eva und Daniel (Foto: Claudia Greindl)

„Die Ziegen sind Haustiere für uns, sie leben in unserer Familie mit“, fasst Michael Sollberger seine Beziehung zu den meckernden Stallbewohnern zusammen. Zweimal am Tag wird gemolken. Den Großteil der Milch verarbeitet die Bio-Genossenschaft Schlierbach zu Käse, den Rest verwandelt Margit Sollberger in verschiedene Käsearten und Topfen zur Direktvermarktung. Es gibt einen kleinen Hofladen vor dem Haus, alle zwei Wochen wird auch der Bio-Markt in der Linzer Solarcity mit Ziegenprodukten beschickt.

Auf die Ziege gekommen ist man beim Haghofer, so der Hausname, 2015. „Meine Eltern hatten zuerst Milch- und später Mutterkühe. Dass die Mutterkuhprämie ausgelaufen ist, hat uns den Umstieg auf Milchziegen erleichtert“, sagt Michael Sollberger. Ziegen haben ihn und Margit, die ebenfalls landwirtschaftliche Wurzeln hat, schon immer fasziniert. 2015 zogen die Gemsfarbigen Gebirgsziegen, 50 Kitze, beim Haghofer ein. „Uns haben sie optisch gefallen, diese Rasse ist nicht erste Wahl bei Hochleistungsziegen, wie etwa die Saanenziegen, aber wir waren mit unseren 32 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche nie ein intensiv wirtschaftender Betrieb. Außerdem ist es eine gefährdete Rasse, zu deren Erhalt wir als Herdbuch-Zuchtbetrieb beitragen.“ Schon vor dem Kauf der Tiere über den oö. Ziegenzuchtverband bemühte sich Familie Sollberger um einen Abnahmevertrag für die Milch. In der Bio-Genossenschaft Schlierbach wurde ein verlässlicher Partner gefunden. Zum ersten Mal wurde 2016 Milch geliefert, und es stellten sich die ersten Kitze ein.

Heute tummeln sich 120 Muttertiere und drei Zuchtböcke im Stall und auf der Weide. So ruhig es auch sonst im Stall ist, to turbulent geht es zu, wenn die Kitze auf die Welt kommen. Zwischen Februar und April bekommt jede trächtige Ziege im Durchschnitt zwei Kitze. 200 waren es im Vorjahr, die weiblichen bleiben am Hof oder werden verkauft, die männlichen werden geschlachtet und selbst vermarktet, im Hofladen ebenso wie über Kühlversand via Plattform www.nahgenuss.at. „Bei uns kommt fast nur eigenes Fleisch auf den Tisch“, sagt Margit Sollberger. Die Kinder Matthias, Daniel und Eva sind nicht nur im Ziegenstall stets dabei, sondern auch bei den riesigen Duroc-Schweinen, den Rindern (sie fressen, was die „heiklen“ Ziegen auf der Weide übrig lassen) und den Hühnern. „Matthias hilft mir schon fleißig, vor allem bei den Geburten“, ist Michael Sollberger stolz. Geburtshilfe leistet er stets selbst. „Wir sind bei fast allen Geburten dabei und brauchen kaum einen Tierarzt.“ Michaels Eltern helfen am Hof tatkräftig mit. „Ohne sie ginge es nicht“, sagt Margit.

Vor drei Jahren hat Michael seinen Lehrer-Job an der Musikmittelschule Freistadt ganz an den Nagel gehängt. „Natürlich war das eine finanzielle Einbuße, ich bin auch Lehrer aus Leidenschaft. Aber unser Hof und die Ziegen sind uns einfach eine ideologische Herzensangelegenheit.“


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