Schneeräumung anno dazumal in Rainbach: Als der Winter noch ein Winter war
RAINBACH. Seit Jahren betreibt der Heimatverein Rainbach eine sehr gut besuchte Homepage. Unter „Damals“ erscheint monatlich eine Geschichte mit persönlichen Erinnerungen von „früher“. An schneereiche Winter und die Schneeräumung anno dazumal erinnerte sich für den Heimatverein Maria Reisinger.
Aus den Aufzeichnungen von Maria Reisinger (1918-2001) aus Rainbach: Bis in die 1950er-Jahre gab es in unserer Gegend in den Wintermonaten sehr viel Schnee und Temperaturen um die 20 Grad minus. Im Winter 1928/29 hatte es längere Zeit bis zu 30 Grad minus, weswegen auch die Schule für einige Wochen geschlossen wurde. Schneepflüge gab es zu dieser Zeit noch nicht.
70 Groschen für eine Stunde Schneeschaufeln
So musste mein Vater, der von 1918 bis in die 1950er-Jahre in Rainbach Straßenwärter war, wenn die Straße stark verweht war, Leute zusammentrommeln, die die Straße wieder freischaufelten. Und alle, die irgendwie Zeit hatten, gingen gerne zum Schneeschaufeln – nicht zuletzt wegen des kleinen Zusatzverdienstes im Winter. 70 Groschen pro Stunde für die Männer und 65 Groschen für die Frauen wurden für die harte Arbeit ausbezahlt.
Und oft war es so – wenn die Schneeschaufler an einem Ende fertig waren, mussten sie am anderen Ende wieder anfangen, da wieder alles verschneit und zugeweht war.
Fuhrschlitten im Winter als Leichenwagen
Die Strecke Rainbach bis zum „Zigeunerat“ (Kerschbaum Richtung Leopoldschlag), für die mein Vater verantwortlich war, hatte einige Stellen, die oft nicht befahrbar waren. Wenn etwa von einem Verstorbenen aus Deutsch-Hörschlag ein Begräbnis war, mussten sie manchmal mit dem Toten auf einem Fuhrschlitten übers „Weidinger Häusl“ fahren, da die „Haselgasse“ total verweht war.
Wenn es manchmal eine ganze Woche lang täglich zum Schaufeln war, änderte mein Vater die Namen der Schaufler, da sie nicht mehr als zwei Tage hintereinander ohne in die Krankenkasse einzuzahlen arbeiten durften, auch auf den Hausnamen von den Bauern. Er musste sich’s halt merken.
Schneepflug mit Pferden
Ende der 1930er, Anfang der 1940er-Jahre bekam mein Vater von der Straßenmeisterei einen hölzernen Schneepflug. Der war ein massives, zweieinhalb Meter breites Dreieck. Auf den Boden wurde ein schwerer Stein gelegt, sonst wäre ja der Pflug über den Schnee gerutscht. Den Schneepflug konnten nur zwei starke Pferde ziehen – entweder die vom Maurerwirt oder die vom Blumauer. Nebenbei mussten die Leute natürlich auch noch schaufeln. Schneewände entlang des Straßenrandes bis zu zwei Meter und darüber hinaus waren keine Seltenheit.
Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.
Jetzt anmelden