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Padre Franz geht hoch oben in den Anden den Weg Jesu

Mag. Claudia Greindl, 15.10.2025 12:44

MÜHLVIERTEL/AREQUIPA. Als Missionar dorthin zu gehen, wo keiner hinwill: Das hat sich Pater Franz Windischhofer vor 45 Jahren vorgenommen. Seine Pfarren in Peru reichen bis in 5.000 Meter Höhe. Nach einem Urlaub in seiner Mühlviertler Heimat ist der gebürtige Königswiesener wieder dorthin zurückgekehrt, wo er sich wirklich daheim fühlt: in die Region Arequipa im Süden Perus.

Fest im Dorf auf 4.400 Metern Seehöhe (Foto: privat)
  1 / 9   Fest im Dorf auf 4.400 Metern Seehöhe (Foto: privat)

Vor 50 Jahren wurde Franz Windischhofer zum Weltpriester der Diözese Linz geweiht. Sein goldenes Priesterjubiläum hat der 74-Jährige in Ebensee gefeiert, wo er als junger Kaplan wirkte, in Königswiesen und in Rainbach. Kurz vor seinem Rückflug nach Peru, wo eine weitere Jubiläumsfeier anstand, nahm sich der unermüdliche Arbeiter im Weinberg Gottes Zeit für ein ausführliches Gespräch mit Tips.

„Könnte in Pension gehen“

„Ich könnte auch in Pension gehen“, betont er, und meint das allerdings noch keineswegs ernst. Zu sehr ist er den Menschen in seinen Pfarren Callali, Sibayo, Tisco, Imata und Caylloma verbunden, zu gut kennt er ihre Not, ihre Sorgen und zugleich ihre Lebensfreude. Die Pfarrorte und 60 weit verstreute Dörfer und Gehöfte in einer Seehöhe zwischen 2.500 und 5.000 Metern gehören zum Pfarrgebiet von Padre Franz. Früher, da hat er sie zu Fuß und mit dem Rucksack auf dem Buckel besucht. Heute leistet ihm ein MIVA-Geländewagen gute Dienste, sofern nicht die Regenzeit die Flüsse reißend und unpassierbar macht.

Eine gute Ernte eingefahren

Viel Geduld hat der Gottesmann in den vergangenen Jahrzehnten gebraucht, angesichts der verbreiteten Korruption. Die Ernte seiner Arbeit ist jedoch eine sehr gute: Alte und alleine gelassene Menschen bekommen warme Mahlzeiten und ärztliche Versorgung. In Gewächshäusern züchten Frauen Gemüse, das auf den Feldern wegen der Kälte eingehen würde. Und vor allem die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen liegt Padre Franz am Herzen. Auch für sie gibt es viele Angebote und in den Schulen eine Ausspeisung, um den langen Schultag von 8 bis 16 Uhr durchzuhalten. Der von ihm gegründete Radiosender leistet Informations- und Bildungsarbeit und ermöglichte während der Corona-Pandemie den Unterricht. „Handys gibt es heute natürlich auch bei uns“, schmunzelt der Pater. Die Zeiten haben sich im Süden Perus geändert, auch, aber nicht immer zum Vorteil der Menschen, wie der Missionar meint.

Drei Glühbirnen pro Gehöft

„Es gibt mittlerweile eine kleine Pension ab 65 und eine Krankenversicherung, Gesundheitsstationen, Arbeitsplätze im Bergbau haben die Lebensumstände verbessert, der Staat tut viel, um die abgelegenen Gehöfte mit Solarstrom zu versorgen. Drei Glühbirnen bekommt jeder Hof“, berichtet er. Haben früher aber zehn, zwanzig Menschen auf einem Gehöft gelebt und Lamas und Alpakas für Wolle und Fleisch gezüchtet, ist heute oft nur noch ein Hirte bei den Tieren. „Die Besitzer leben in der Stadt.“

Viel Wissen über Traditionen der Anden-Welt

Traditionen und alte Riten gehen verloren, Schulen müssen mangels Nachwuchs schließen. Windischhofer beschäftigt sich intensiv mit der traditionellen Kultur der Region, die von einer belebten Natur ausgeht. „Tiere, Felsen, es ist alles lebendig. Ein Berg wird um Erlaubnis gefragt, bevor man ihn besteigt.“ Sein Wissen über alte Traditionen der Anden-Welt hat ihm, dem Europäer, sogar eine Einladung zu einem Vortrag an die Uni in Arequipa eingebracht.

Frömmigkeit und Lebensfreude

Was sich bei seinen Pfarrschäfchen in all der Zeit nicht geändert hat und Pater Franz immer noch motiviert, ist ihre große Frömmigkeit, ebenso wie ihre Lebensfreude. „Unsere christlichen Feste werden sehr bunt gefeiert, mit Kostümen, Tänzen und Musik.“ Dabei mischt sich nicht selten die katholische Lehre mit alten Riten, kein Widerspruch für Padre Franz. Er bewundert das Bewusstsein der Peruaner, alles als Gabe und als Aufgabe zu sehen, gemeinsam etwas daraus zu machen. „Mein Leitspruch war immer, mit den Menschen den Weg Jesu zu gehen, ihnen Mut zu machen und sie aufzurichten. Ein gutes Leben soll für alle möglich sein. Ich habe zeit meines Lebens versucht, kreativ zu sein, die Begeisterung für Jesus zu wecken und den Leuten zu helfen.“

Einer von ihnen

Dabei versuchte er der Bevölkerung stets zu vermitteln, dass er einer von ihnen ist. Und so lebt er auch heute, in einem Haus aus Steinen und Lehmziegeln, wo es durch Risse hereinzieht und in dem es im Winter in der Früh nur vier Grad hat; mit zunehmenden Jahren eine wachsende Herausforderung. In manchen Orten unterstützen den Pater Katechisten, bereiten Gläubige auf die Sakramente vor und halten Wortgottesdienste. Über die Zukunft seiner Pfarren entscheidet einst der Bischof von Arequipa. „Während meiner Abwesenheit sind vier Priester hinaufbeordert worden, es ist gut, dass einmal wer sieht, wie die Leute hier leben und dem Bischof berichten.“ Noch reicht aber die Tatkraft von Padre Franz, dort zu leben und zu arbeiten, wo keiner hinwollte: in seiner Heimat hoch oben im Süden von Peru.

Kurz nach seiner Rückkehr bekam Franz Windischhofer vom Regionalrat von Arequipa (entspricht der Landesregierung in OÖ) eine hohe Auszeichnung für seine unermüdliche pastorale und soziale Arbeit in Caylloma über drei Jahrzehnte in den Bereichen Bildung, Schulkantinen, Bibliotheken, Förderung des weiblichen Unternehmertums und Gemeindeentwicklung. Der Missionar ist auch Träger des Goldenen Verdienstzeichens des Landes OÖ und des Friedenspreises des peruanischen Ministeriums für Frauen und gefährdete Bevölkerungsgruppen.
Inge Windischhofer aus Pregarten, die Schwester von Pater Franz, hat die Spendenverwaltung für die Mission übernommen.
Gespendet werden kann auf das Konto AT02 4480 0252 2654 0001, lautend auf Franz Windischhofer, Missionsspenden für Peru

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