Weitere Angebote

Sociale Medien

Kontakt

20 Jahre Energiebezirk Freistadt: Mit Beharrlichkeit wurden aus Spinnern Vordenker

Mag. Claudia Greindl, 17.10.2025 16:24

BAD ZELL/BEZIRK FREISTADT. Photovoltaik? Wird sich nie durchsetzen. Raus aus Öl, Gas und Atomkraft? Eine Utopie. Gegenwind dieser und ähnlicher Natur schlug vor 20 Jahren den Gründervätern des Vereins Energiebezirk (EBF) Freistadt entgegen. Damals als Spinner im Verruf, gelten Alfred Klepatsch, Norbert Miesenberger und Georg Kragl heute als Vordenker für den Umstieg auf „Erneuerbare“. Ein Rückblick zum 20. Geburtstag des EBF.

Eine Sonnentorte zum 20. Geburtstag: Beim Anschnitt griffen das Team des EBF mit Obmann David Bergsmann (4. v. r.) sowie die Festrednerinnen LAbg. Dagmar Engl (3. v. r.) und Johanna Miesenberger (4. v. l.) zu. (Foto: Greindl)

Bürgermeister, Politiker, Mitstreiter und Wegbegleiter hatte das aktuelle Team des EBF rund um Obmann Bürgermeister David Bergsmann zum 20 Jahr-Jubiläum ins Gasthaus Fäberwirt in Bad Zell geladen. So unumstritten die Arbeit des Vereins heute ist, so schwierig war sie in den Anfangstagen. „Eine zache Partie war das damals“, erinnerte sich Mitgründer Norbert Miesenberger, gemeinsam mit Martin Fleischanderl ehemaliger Geschäftsführer. So musste etwa einmal die Werbung im öffentlichen Raum, Ölfässer mit der Aufschrift „Raus aus Öl und Gas“ inmitten von Holzscheitern, für das erste Bezirksenergiefest in Windhaag nach politischer Intervention und der Empörung eines Energieversorgers stante pede weggeräumt werden.

Schwierige Finanzierung

Auch die Finanzierung des EBF war keine g'mahde Wiesen. Der Beschluss zur Vereinsgründung in der Bürgermeisterkonferenz war eine „Schwergeburt“ (Zitat Miesenberger). Das Ziel, eine Außenstelle des OÖ Energiesparverbands zu werden, scheiterte. Doch Hartnäckigkeit war damals schon die Tugend der Energie-Pioniere: Der damalige Energie-Landesrat Rudi Anschober (Grüne) sagte eine Förderung von jeweils 10.000 Euro auf drei Jahre zu, auch die Gemeinden steuerten ihren Obolus bei. Der Stein des Energiebezirks Freistadt kam ins Rollen und ist bis heute nicht stehen geblieben.

Visionäres ist heute Stand der Dinge

In den Folgejahren gelang es dem EBF-Team, Schritte zu setzen, die auf Österreich-Ebene erst viel später erfolgten. Zu nennen ist die Gründung der Klima- und Energiemodellregion Freistadt, die mittlerweile auf die Regionen Mühlviertler Kernland und Mühlviertler Alm aufgeteilt ist, die Gründung der Helios Sonnenstrom GmbH, oder das damals noch kaum übliche E-Car-Sharing-Projekt „Mühlferdl“. 2017 wurde die Klimawandelanpassungsregion (KLAR!) ins Leben gerufen, die heute ebenfalls Ableger im Kernland und der Alm hat. Mit der Gründung der Our Power Kooperative gelang es, Ökostromerzeuger aus der Region mit regionalen Konsumenten zusammenzubringen. Für Martin Fleischanderl gehört die Gründung von Energiegruppen in den Gemeinden zu den Höhepunkten der Arbeit im EBF: „Was damals gedacht und getan wurde, war visionär, heute ist es der Stand der Dinge.“

Partner aus der Wirtschat

Auf dem steinigen Weg heraus aus der Energieabhängigkeit suchte man sich auch Unternehmen als Partner. Einer davon ist die Katsdorfer Firma Solarier. „Klimaschutz war in unserem Unternehmen immer schon wichtig, da waren wir immer gegen den Strom unterwegs und haben Synergien mit dem EBF gefunden“, sagt der Bad Zeller Hannes Haider. „Daher haben wir den Verein nicht nur ideell, sondern auch finanziell unterstützt.“ Trotz der angespannten Situation der Gemeinden leisten die 27 Gemeinden des Bezirks Freistadt und St. Georgen am Walde im Bezirk Perg nach wie vor freiwillige ihren EBF-Mitgliedsbeitrag, betonte Obmann Bergsmann.

Die Jugend einbinden

Mit Ehrenobmann Alfred Klepatsch aus Windhaag fehlte beim Festabend einer der Gründerväter und ein unermüdlicher Vorkämpfer für erneuerbare Energie. In einer Video-Grußbotschaft erinnerte er an die Energieausstellung „Unser Weg nach übermorgen“ aus den Anfangsjahren des EBF und an die Zukunftsforen in Windhaag, eine Plattform für die Jugend und quasi eine Vorform von „Fridays for Future“. „Es gilt auch heute noch: Wir müssen die Jugend in politische Prozesse hineinnehmen“, so Klepatschs Appell.

Glückwünsche aus der Politik

„Wir haben schon einmal leichtere Zeiten gehabt, was den Klimaschutz betrifft. Der EBF ist aber auch in diesen Zeiten die beste Schnittstelle zu den Gemeinden bei der Umsetzung von Maßnahmen „, überbrachte die Grüne Landtagsabgeordnete Dagmar Engl aus Katsdorf herzliche Jubiläums-Glückwünsche von Energielandesrat Stefan Kaineder. ÖVP-Bundesrätin Johanna Miesenberger aus Pregarten brachte es auf den Punkt: „Der EBF leistet seit zwei Jahrzehnten Pionierarbeit.“ Mit einem Klima-Kabarett von Seppi Neubauer und dem Anschnitt einer Sonnentorte klang der Festabend aus.

2005 wurde der gemeinnützige Verein Energiebezirk Freistadt (EBF) gegründet. Ihm gehören die 27 Gemeinden des Bezirks Freistadt und St. Georgen am Walde (Bezirk Perg) an. Seither setzt der EBF zukunftsweisende Projekte in den Bereichen erneuerbare Energien, nachhaltige Mobilität, Klimaanpassung und Klimaschutz um und verbindet dabei Politik, Wirtschaft und Privatpersonen.

Kommentare sind nur für eingeloggte User verfügbar.

Jetzt anmelden