Fastentrainerin: Fasten als Auszeit vom Alltag ist belieber als je zuvor
WALDBURG. Der Aschermittwoch setzt den Beginn für die 40-tägige Fastenzeit. Doch ist Fasten, der Verzicht auf Nahrung oder materielle Güter wie Handy, PC und TV heute noch zeitgemäß? „Mehr denn je“, meint Fastentrainerin Rita Dumfart-Schürz aus Waldburg. Tips sprach mit der 55-jährigen Ernährungs-Expertin.
Tips: Wieso ist das Fasten heute wieder interessant?
Dumfart-Schürz: Die Leute befassen sich wieder mehr mit ihrer Gesundheit und möchten mehr auf ihren Körper hören. Sich für eine Fastenzeit zu entscheiden, kommt einer Auszeit vom Alltagstrubel gleich. Sich eine Zeitlang herauszunehmen bedeutet eine Entlastung für Körper, Geist und Seele.
Tips: Bedeutet Fasten immer nur Verzicht auf feste Nahrung?
Dumfart-Schürz: In erster Linie heißt es, dass gesunde Erwachsene ab 19 Jahren in einer bestimmten Zeit bewusst gänzlich oder teilweise auf feste Nahrung und Genussmittel verzichten. Nach der Art des Fastens nimmt der Fastende höchstens eine Fastensuppe, Obst- oder Gemüsesäfte zu sich und dabei wird der Körper entgiftet. Ausnahmen sind bestimmte Fastenformen wie Getreidefasten, Basenfasten. In zweiter Linie fastet auch der Geist, man zieht sich zurück, redet weniger, verzichtet auf Medien und Handy und findet zurück zu sich selbst.
Tips: Was spielt die Seele dabei für eine Rolle?
Dumfart-Schürz: Wenn man gefastet hat, üblicherweise dauert das eine Woche zuzüglich der Vorbereitungs- und Aufbauphase, fühlt man im Anschluss seelisch viel wohler und gefestigter. Davon zehrt man eine Weile.
Tips: Tagelang wenig oder nichts zu essen, zehrt aber auch an Körper und Psyche.
Dumfart-Schürz: Das stimmt, es kann zu Fastenkrisen kommen, viele Fastende leiden an Kopfschmerzen durch den Entzug von Genussmitteln wie Kaffee. Es empfiehlt sich, in einer Gruppe zu fasten und sich bei regelmäßigen Treffen Anregungen und neue Motivation zu holen.
Tips: Weg von der Arbeit, von Handy, PC, Fernseher – das heißt auch, dass mehr Zeit für andere Dinge bleibt
Dumfart-Schürz: Ja, und das ist auch ganz wichtig. Wenn ich faste, beschäftige ich mich mit ganz anderen Dingen als sonst. Manche malen ein Bild, manche arbeiten mit Ton, vor allem aber ist die Bewegung in der Natur ganz wichtig; für die Naturbetrachtung bleibt im Alltag meist sowieso viel zu wenig Zeit.
Tips: Nach der Fastenzeit ist aber nicht gleich wieder Völlerei angesagt.
Dumfart-Schürz: Natürlich nicht, nach dem Fasten kommt das sogenannte Fastenbrechen mit der Aufbauphase, und damit ein Umstieg in eine gesündere Ernährungsweise, wie zum Beispiel in die basische Ernährung mit viel Gemüse und Obst und weniger Fleisch.
Tips: Wie reagieren die Leute üblicherweise nach dem Fasten?
Dumfart-Schürz: Zu 99 Prozent sind die Fastenden „Wiederholungstäter“. Zu empfehlen ist eine Fastenwoche bei gesunden Menschen ein- bis zweimal im Jahr, im Frühjahr und im Herbst. Jedoch ist Fasten das ganze Jahr über möglich.
Tips: Warum boomen Fastenangebote gerade jetzt.
Dumfart-Schürz: Die Balance zwischen Körper und Seele ist eine wichtige Grundlage für die Gesundheit. Der enorme Stress im Berufsleben und an den immer weniger werdenden Freiräumen lässt uns nach Fastenangeboten greifen. Darum interessieren sich auch Jugendliche schon für das Fasten, und auch mit Schulkindern lohnt es sich: Sie können zum Beispiel Handy-, PC- oder Fernsehfasten und wieder miteinander reden und sich mehr an der frischen Luft bewegen. Es muss ja nicht sein, dass man nebeneinander sitzt und sich per Handynachricht unterhält.
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