Tierschutzstelle Freistadt im Einsatz: 550 Hasen und Meerschweinchen aus katastrophaler Haltung gerettet
FREISTADT. Eine Woche ist es her, dass das Tierheim/Tierschutzstelle Freistadt im Zuge einer behördlichen Abnahme gemeinsam mit der Tierhilfe Gusental 357 Hasen und 66 Meerschweinchen aus katastrophal schlechter Haltung befreit hat. Noch diese Woche ziehen gut 170 Tiere wieder aus dem Tierheim aus und kommen bei verschiedenen Tierschutzorganisationen und Gnadenhöfen unter, zum Beispiel auf Gut Aiderbichl.
Fünf Autos, zwei Pferdeanhänger und zwei Hundeanhänger waren nötig, um am 26. Mai alle von der zuständigen Bezirkshauptmannschaft beschlagnahmten Tiere ins Tierheim Freistadt zu Familie Binder zu bringen. Alleine die Rettungsaktion dauerte sieben Stunden, da jedes einzelne Tier fotografiert, sein Geschlecht bestimmt und sein momentaner Gesundheitszustand beurteilt werden musste. „Diese Abnahme war eine große Herausforderung für uns, sowohl organisatorisch als auch emotional“, berichtet Tierheim-Leiterin Karin Binder aus Freistadt. Schon im Vorfeld hatte die Tierschutzstelle Freistadt 130 Hasen aus dem Zuchtbetrieb im Mühlviertel gerettet - diese wurden von der Züchterin freiwillig abgegeben.
Katastrophale Zustände
Die Tierschützer fanden Hasen jeden Alters vor, und leider auch jeden Gesundheitszustandes. „Viele der Hasen sind krank, haben Schnupfen, einer Häsin fehlen die Ohren. Wir fanden auch tote, teils halb verweste Hasenbabys“, schildert Karin Binder das Grauen. Gehalten wurden die Tiere von ihrer Besitzerin in finsteren, engen und verdreckten Käfigen, in denen sie oft nur einzeln saßen. Weder mit Futter noch mit Wasser wurden die Tiere regelmäßig versorgt. „Es blutet einem das Herz, wenn man weiß, was Hasen für Bewegungs- und Rudeltiere sind. Die Hasen und Meerschweinchen mussten in ihrem eigenen Kot und ohne Bewegungsmöglichkeit im Dunkeln vor sich hinvegetieren“, schildert Karin Binder die katastrophalen Zustände.
Die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam
Auf ebendiese aufmerksam wurde das Tierheim Freistadt schon vor Jahren. In der Tierarztpraxis am Hof wurden immer wieder kranke Hasen vorgestellt, die von besagtem Zuchtbetrieb gekauft wurden. Auch andere Tierärzte und Tierschutzorganisationen kontaktieren das Tierheim Freistadt in dieser Sache. „Die Behörde wurde immer wieder alarmiert und auch tätig. Leider sind unsere Gesetze sehr lasch und um vor Gericht das Gesetz zu vertreten, braucht es mühevolle Paragraphen-Arbeit. Es ist nicht so, das der Amtstierarzt nichts macht, sondern eher die mühevolle und langwierige Bürokratie, die alles in die Länge zieht“, heißt es auf der Facebook-Seite des Tierheims Freistadt.
Start in ein neues, artgerechtes Leben
Für die insgesamt knapp 550 Hasen und Meerschweinchen, darunter auch etliche trächtige Tiere, begann nach der Abnahme vor einer Woche ein neues, artgerechtes Leben. Im Tierheim Freistadt tummeln sie sich nun in Rudeln, nach Geschlecht aufgeteilt in mehreren Pferdeboxen. Dort können sie hoppeln, springen, das Sonnenlicht, Grünzeug, Obst und Gemüse genießen und sich des Lebens erfreuen. Mehr als 20 Rammler wurden schon kastriert, und jedes einzelne Tier dem Tierarzt vorgestellt. Krallen an hunderten Pfoten mussten gekürzt und verschiedenste Krankheiten wie Schnupfen, Milben und Pilze sowie Verletzungen behandelt werden.
Knapp 50 Hasen übersiedeln ins Gut Aiderbichl
Schon in den nächsten Tagen werden die ersten 170 Tiere wieder ausziehen. Sie übersiedeln auf verschiedene Gnadenhöfe, darunter Gut Aiderbichl, und zu anderen Tierschutzorganisationen. “Für die anderen Hasen und Meerschweinchen finden wir, sobald sie wieder gesund sind, hoffentlich auch ein schönes neues, liebevolles Zuhause“, sagt Karin Binder.
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