Rege Diskussion zu Wohnen in Gemeinschaft

Ganz besonders spannende Fragen waren, welche Organisationsformen für gemeinschaftliches Wohnen möglich sind, wie sich gemeinschaftliches Wohnen in der Praxis gestaltet, welche Rolle Architektur spielt, wie Finanzierung und Widmung von Grundstücken funktioniert und welche Stolpersteine schon bekannt sind.

Geleitet hat die Diskussion Elfi Hackl-Ceran, die Mitgründerin vom Wohnprojekt Garsten.

Große Nachfrage nach gemeinschaftlichem Wohnen

Das Resumee des spannenden Abends, an dem auch Architekten und Baumeister Wolgang Gutenthaler, sowie Bürgermeister aus dem Mühlviertler Kernland teilgenommen haben, war: Aufgrund der demografischen Entwicklung, der Zunahme der Wohnungskosten oder der Reduktion von Bauland wird gemeinschaftliches Wohnen zukünftig gefragt sein.

„Ein klarer Auftrag an die Leader-Region Mühlviertler Kernland, in diesem Themenfeld aktiv zu bleiben und gemeinsam mit der Arbeitsgruppe in den nächsten Jahren an konkreten Schwerpunkten zu arbeiten“, fasst Leader-Obmann Bgm. Erich Traxler zusammen.

Details zum Leader-Projekt „Wohnen in Gemeinschaft“ gibt“s auch auf der Website

Zusammenfassung der Diskussionsinhalte

Wohnen in Gemeinschaft aus Sicht von

Interessenten: Gemeinsamen Wohnen kann der Vereinsamung junger und alter Menschen entgegenwirken, soziale Kontakte fördern und eine gegenseitige Unterstützung in allen Lebenslagen ermöglichen. Dies ist einerseits im Familienverband möglich, aber auch mit Nichtfamilienmitgliedern, die eine gemeinsame Wohnform verwirklichen möchten. Neben dem baulichen Vorhaben darf nicht auf die Planung des Zusammenlebens vergessen werden. Besonders, wie Beschlüsse gefasst und wie Konflikte bearbeitet werden, oder wer welche Aufgaben übernimmt. Geeignete Bauflächen oder Gebäude zu finden, gestaltet sich häufig als besonders herausfordernd, denn Leerstände oder Bauland müssen in den Gemeinden direkt erfragt werden. Dadurch muss mit einer Planungsphase von zwei bis drei Jahren gerechnet werden.

Architekten: Neben der Planung von Häusern, die das gemeinsame Wohnen ermöglichen, ist vor allem auch das Umfeld mitzudenken. Die sogenannte Quartiersarbeit könnte dieser Forderung nachkommen. Als Praxisbeispiel ist Bad Zell anzuführen. Auch ein Mehrgenerationenhaus in der Altstadt Freistadt zeigt, dass diese Wohnform im Zentrum realisierbar ist.

Bauträger: Bauträger können diese Form des Wohnens unterstützen, indem sie Objekte im Vorfeld sichern bzw. kaufen. Beispielhaft ist das geplante Wohnprojekt in Waldburg. Der Bauträger kauft ein Grundstück im Zentrum von Waldburg, um gemeinsames Wohnen für Jung und Alt mit einem Architekten und der Projektgruppe „Wohnen in Gemeinschaft“ zu verwirklichen. Auch Genossenschaften widmen sich zunehmend Wohnprojekten für gemeinsames Wohnen. In Hinsicht auf die demografische Entwicklung sehen Bauträger unterschiedliche, gemeinsame Wohnformen, die einen integrativen Ansatz brauchen, denn Seniorenhäuser werden von betagten Menschen nicht angenommen.

Bewohner: Bewohner von gemeinschaftlichen Wohnformen betonen die hohe Lebensqualität. Das nachbarschaftliche Miteinander funktioniert sehr gut und die gegenseitige Unterstützung z.B. in der Kinderbetreuung wird gelebt. Besonders die Gemeinschaftsräume werden intensiv genützt. Konflikte werden bearbeitet und es wird immer versucht, einen Konsens zu finden. Dies funktioniert besonders gut, wenn die Bewohner schon in der Planungsphase miteingebunden sind, weil man seine zukünftigen Nachbarn, schon vor Einzug in die Wohnung kennen lernt. Ist dies nicht der Fall, kann eine Begleitung der sozialen Prozesse förderlich sein. Ein sogenannter „Kümmerer“ stellt sozialen Kontakte unter den Bewohnern her.