Windpark Spörbichl wird erstes Hybrid-Kraftwerk in Oberösterreich
WINDHAAG/FREISTADT. Zum ersten Hybridkraftwerk Oberösterreichs wird der Windpark Spörbichl ausgebaut. Die Regios Energiegenossenschaft übernimmt die beiden Windräder mit Jahreswechsel von der Neuen Energie Windhaag und ergänzt sie durch eine Agri-Photovoltaikanlage und einen Stromspeicher. Bürgerbeteiligung wird auch in Zukunft möglich sein.
Schon seit Längerem gab es bei der Regios Energiegenossenschaft Überlegungen, mit der Neuen Energie Windhaag zu kooperieren. Das 1999 im Zuge der Temelín-Proteste mit Hilfe von Bürgerbeteiligung ins Leben gerufene und finanzierte Windkraftprojekt verfügt über eine verlängerte Betriebsgenehmigung bis 2034/35. „Nach 20 Jahren haben wir einige Mängel beheben müssen und dürfen nun weiter Windstrom erzeugen“, sagt Geschäftsführer Johann Moser.
Doch ebenso wie die Windräder, nach den Grundbesitzern „Charly“ und „Fred“ getauft, sind auch die Miteigentümer in die Jahre gekommen. „Wir haben uns daher entschlossen, den Windpark in die Hände der Regios Energiegenossenschaft zu geben, um ihn langfristig abzusichern“, erklärt Moser.
„Es bleibt unser Windpark“
Die Idee der Gründungszeit, Energieerzeugung in regionale Hände zu nehmen, bleibt erhalten. Über die 2024 gegründete Regios können alle Interessenten Miteigentümer werden. „Damit ist gesichert, dass es unser Windpark bleibt und dass Spörbichl sein Wahrzeichen behält“, zerstreut Johann Moser Bedenken, die im Zuge der bevorstehenden Auflösung der Gesellschaft und der Auszahlung der Anteile aufkeimen.
PV-Anlage und Stromspeicher
Verändern wird sich in Spörbichl trotzdem vieles. „Geplant ist, die Windkraft um eine Agri-Photovoltaikanlage und um einen Stromspeicher zu ergänzen“, berichtet Regios-Vorstand Norbert Miesenberger. „Sonne und Wind ergänzen sich perfekt. Das Stromnetz und der Transformator werden doppelt genutzt, der Stromspeicher sichert die Stromversorgung, wenn wenig Wind weht oder die Sonne nicht scheint“, ergänzt Regios-Vorstand Christian Neufeld. Auch für die Stromvermarktung bringt dieses System Vorteile, da Wind- und Sonnenenergie gemeinsam eine kontinuierlichere und stabilere Stromeinspeisung ermöglichen.
Optimale Größe erheben
Welche Dimension dieses moderne Hybridkraftwerk – das erste seiner Art in Oberösterreich – haben wird, klären Studierende der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien gerade gemeinsam mit Regios in Form eines geförderten Projekts. Norbert Miesenberger: „Es geht darum, die optimale Größe der Agri-PV-Anlage und des Stromspeichers zu eruieren.“ Fix ist jedenfalls, dass die Fläche unter den Photovoltaik-Modulen weiterhin landwirtschaftlich genutzt werden kann. Der Stromspeicher direkt neben der PV-Anlage, für die es eine Sonderwidmung braucht, wird maximal die Größe von vier Telefonzellen haben.
Millionen-Investition
„Das Hybridkraftwerk leistet einen wichtigen Beitrag zur regionalen Versorgungssicherheit und zur Energiewende“, meinen die Regios-Vorstände. Für die Energiegenossenschaft ist das Projekt eine Millionen-Investition mit Lernfaktor. Christian Neufeld: „Wir haben schon gute Gespräche mit anderen Windkraft-Projektwerbern geführt und streben an, uns bei allen größeren Vorhaben mit zumindest einem Viertel zu beteiligen.“ Regios will auch weiterhin Beteiligungsmöglichkeiten für Bürger und Unternehmen schaffen.
Die Windräder „Charly“ und „Fred“ stehen auf zwei privaten Grundstücken. Mit deren Eigentümern waren vor der Inbetriebnahme Gestattungsverträge auf 60 Jahre abgeschlossen worden. Nun kommen noch zwei weitere Grundbesitzer dazu.
Ausbau ab Mitte 2026
Nachdem alle Beschlüsse für die Übernahme des Windparks vorliegen, folgt dieser Tage die Vertragsunterzeichnung. Parallel dazu laufen das Boku-Projekt und die Einreichung für die Verhandlung nach dem Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz. Geht alles nach Plan, könnte die erste Ausbaustufe bereits in der zweiten Jahreshälfte 2026 in Angriff genommen werden.
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