SCHREMS. Autor und Waldviertelkenner Roland Kernstock hat Anfang Oktober ein neues Buch veröffentlicht. Tips-Redakteur Erich Schacherl bat den eifrigen Schreiber zum Interview.
Von ERICH SCHACHERL
Tips: Wie heißt dein neues Buch?
Roland Kernstock: Mein neues Buch hat den Titel „Es war einmal im Nordwald – Das große Waldviertel Fantasy-Buch“.
Tips: Bei Fantasy denken viele Menschen sofort an Geschichten wie Herr der Ringe und ähnliches.
Roland: Diese Atmosphäre wollte ich im Buch haben. Wer den Begriff Fantasy genauer kennt, weiß, was er davon zu erwarten hat. Ich nehme meine Leser mit auf eine Reise durch meine Heimat, den Nordwald, auf der Basis der Mythologie, von Sagen und rätselhaften Ereignissen. Wir besuchen die Originalschauplätze, wir hören die alten Mythen des Nordwalds, zum Beispiel von Richard Löwenherz, Gokulorum oder dem Pelzweib.
Tips: Bitte erzähl mehr von dem Pelzweib. Worum geht es dabei?
Roland: Das Pelzweib ist eine Figur, die es nur im Waldviertel gibt und zwar in der Gegend von Weikertschlag/Thaya. Es wird als alte kleine Frau mit Buckel beschrieben. Sie hat irgendwelche Holzgegenstände auf ihrem Buckel und kann fliegen, dabei wird ein schwirrendes Geräusch erzeugt. Sie hockt sich Wanderern auf den Rücken und lässt sich von ihnen tragen oder setzt sich auch auf Autos. Pelzweib deshalb weil sie entweder pelzige Bekleidung trägt oder vielleicht auch eine pelzige Haut hat. Im neuen Buch habe ich genau die Orte aufgelistet, wo das Pelzweib erschienen ist.
Tips: Wer ist Gokulorum?
Roland: Gokulorum galt im 19. Jahrhundert als der große Zauberer des Waldviertels.
Tips: Kapitel 10 beschreibt die 13 unheimlichsten Orte des Waldviertels.
Roland: Besonders interessant sind die dreizehn unheimlichsten Orte des Waldviertels. Da kann jeder hingehen und sich das anschauen. Zum Beispiel das Schloss Albrechtsberg, da gibt es im Keller einige Mumien und eine davon ist über zwei Meter lang, der sogenannte „Spindler“. Das Rätsel ist erstens, warum sind sie mumifiziert worden und zweitens, warum kann einer über zwei Meter werden in einer Zeit, von der uns immer geschildert werden, dass die Menschen klein waren. Dann gibt es noch den unheimlichen steinernen Totenschädel im Yspertal, ein großer Felsen, der verblüffend ausschaut, wie ein Totenkopf.
Tips: Du berichtest auch von außergewöhnlichen Ereignissen.
Roland: Es gibt zum Beispiel eine Straße, die führt von Waidhofen zum Markt Thaya (Kapitel 9 – Hier ist es gewesen, Sagen und ihre Schauplätze, Seite 149). Entlang dieser Straße gibt es eine einzige Steinsäule, die steht am rechten Straßenrand kurz vor Thaya. Da ist einmal etwas passiert, das wurde aufgeschrieben. Ich möchte dabei nicht von einer Sage sprechen, sondern ich nenne das einen Augenzeugenbericht. Jedes Mal wenn ein Mann an der Stelle vorbeiging, wurde er von einer unsichtbaren Macht zu Boden und in die Luft geschleudert. Das geschah mehrmals und er hatte bereits richtig Angst. Eines abends erzählte in einem Gasthaus in Thaya von seinen unheimlichen Erlebnissen. Drei junge Burschen boten an, ihn auf seinem Weg zurück nach Waidhofen zu begleiten. Als sie zu der Stelle kamen wurde ihnen der Mann entrissen und wieder in die Luft geschleudert. Mit Müh und Not gelang es den drei Burschen den Mann wegzuzerren und davon zu rennen.
Tips: Das ist vermutlich eine erfundene Geschichte, was meinst du?
Roland: Ich nehme solche Berichte ernst. Denn für mich ist es kein Standpunk t zusagen, so etwas kann es nicht geben, deshalb ist das erfunden. Ich halte es für möglich, dass da etwas geschehen ist, für dessen Verständnis uns modernen Menschen etwas fehlt, das die Menschen aus früheren Zeiten noch hatten. Die meisten Steinsäulen und Marterl wurden an Plätzen errichtet, wo etwas geschehen ist, dass sich außerhalb unsere Logik bewegt.
Tips: Was gibt es noch für Besonderheiten in deinem neuen Werk?
Roland: Das sechzehnte Schwedenkreuz im Waldviertel ist eine interessante Geschichte. Bislang waren 15 Schwedenkreuze im Waldviertel bekannt. Eine Freundin hat mich kontaktiert und mir von einem Steinkreuz in Brand erzählt. Sie hat mir den genauen Standort beschrieben, ich bin dort dann hin geradelt, habe mir das angeschaut und darüber berichte ich natürlich im Buch.Viele kennen das Schwert Excalibur aus der Artussage, das nur der zukünftige König Artus aus dem Stein ziehen konnte. Aber wer weiß schon, dass es in unserer Mythologie in der Sage der Wölsungen eine ähnliche Szenerie gibt? In dieser Geschichte steckt das Schwert allerdings nicht in einem Stein, sondern in einem Baum.Und ich habe auch wieder 15 Nordwald-Balladen in meinem Buch, also Gedichte und Liedertexte.
Tips: Wie lange hast du für das Buch recherchiert?
Roland: Die erste Idee zu dem Buch hatte ich schon vor langer Zeit, legte das damals allerdings ad acta. Jetzt habe ich dafür vielleicht zwei Monate gebraucht. Die ganzen Gedanken, Ideen und Informationen sind ja ständig in meinem Kopf.
Tips: Wie lange hast du tatsächlich an dem Buch geschrieben?
Roland: Ich würde sagen etwa ein Monat.
Tips: Wie entsteht ein Buch bei dir?
Roland: Ich lege mir zuerst die Konzeption fest, also welche und wie viele Kapitel sind im Buch, wie sollen sie heißen und so weiter. Wenn ich das habe, ist es wie ein Drehbuch für einen Film, an das ich mich halte, gleichzeitig muss es auch flexibel sein, damit ich jederzeit was ändern kann.
Tips: Wie kam es zum Titel des Buchs?
Roland: Der Titel hat sich irgendwie aufgedrängt, weil „Es war einma“ erinnert an Märchen und Sagen und bei einem Buch, das sich mit der Vergangenheit beschäftigt, passt das auch. Ich glaube außerdem, dass diese Formulierung tiefliegende Emotionen in vielen Menschen auslöst.
Tips: Was kostet das Buch und wo ist es erhältlich?
Roland: Das Buch kostet 20 Euro. Es ist erhältlich in den Buchhandlungen Spazierer in Schrems und Gmünd, in der Buchhandlung Janetschek in Heidenreichstein, Zwettl und Weitra, außerdem in der GEA Buchhandlung in Schrems, im Moorbadrestaurant in Schrems und bei mir persönlich kann man es auch abholen.
Tips: Du bist auch Liedermacher und Sänger. Wann gibt es dich live zu hören?
Roland: Am Mittwoch, 25. Oktober um 19.30 Uhr beginnt ein Konzert im Kulturzentrum Schrems. Ich musiziere mit Norbert Gschaider, Johann Koller, der Sängerin Janine Batek und meiner Seelenfreundin Verena. Eintritt ist eine freie Spende. Ich lade alle Leserinnen und Leser von Tips herzlich ein.
Tips: Danke für das Gespräch.
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