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Leserbrief: "Eine Waldviertel-Autobahn in Zeiten des Klimawandels?!"

Olivia Lentschig, 18.10.2019 10:14

WALDVIERTEL. Leserbrief von Philipp Kronbichler (Anfang): „Wer heute durch's nördliche Waldviertel fährt, dem offenbart sich ein beklemmendes Bild. Überall - an manchen Orten mehr als an anderen - stehen abgestorbene, tote Fichten. Das tiefgrüne Kleid des Waldviertels bekommt braune Flecken, der namensgebende Wald dieses schönen, geheimnisvollen Landstrichs stirbt.

Autobahnbau im Waldviertel. Bald schon Wirklichkeit?       Symbolfoto: Wodicka
Autobahnbau im Waldviertel. Bald schon Wirklichkeit? Symbolfoto: Wodicka

Vor zwei Jahrzehnten war es fast undenkbar, dass im Sommer die Temperatur auf deutlich über 30°C steigt, mittlerweile wird diese Grenze mit erschreckender Selbstverständlichkeit jedes Jahr überschritten. Die letzte Jahre waren zu heiß und zu trocken, das Land und der Wald sind das nicht gewöhnt.

Freilich liegt das Waldsterben und die überproportionale Ausbreitung des Borkenkäfers auch daran, dass jahrzehntelang fast nur Fichten gepflanzt wurden, trotz steter Warnungen vonseiten aller Ökologen. Wer einmal einen richtigen Bergwald gesehen hat, der versteht, dass die Fichte ins Hochgebirge gehört, nicht ins Waldviertel. Die Fichte übersteht Temperaturen bis -45°C, aber oberhalb von +30 Grad geht es ihr schlecht.

Die Borkenkäferkatastrophe ist eine leise Katastrophe, nichts Lautes und Spektakuläres wie ein Orkan oder eine Flutkatastrophe. Aber wer einmal durch einen sterbenden Fichtenforst ging und dem leisen Rieseln der abfallenden, noch grünen Nadeln lauschte, der kann sich eines tiefen inneren Schauderns nicht erwehren. Es ist, als würde man dem Sterben eines ganzen Landstrichs zuhören...

In diesen Zeiten also, in welchen die Natur Jahr für Jahr machtvoller ein Umdenken von uns Menschen fordert, plant die niederösterreichische Landesregierung ein 150 Kilometer langes Betonband quer durch einen Landstrich, der sowieso vom Klimawandel schon schwer gezeichnet ist. 2.600 Hektar Land werden dadurch mindestens verloren gehen, eine unbekannte Anzahl wird der Bodenverdichtung zum Opfer fallen.

Der Bau wird auf der anderen Seite mindestens 3-5 Milliarden Euro verschlingen, die dringend an anderer Stelle gebraucht werden, nämlich im Klimaschutz!

Warum werden nicht klimafreundliche Verkehrskonzepte wie der Ausbau der Franz-Josef Bahn und der Ausbau des Schienennetzes entsprechend forciert?  Und um auf den Wald zurückzukommen: Hier braucht es ein durchdachtes Förderungskonzept, wie beispielsweise die Errichtung von Holzvergaseranlagen, um die massiven wirtschaftlichen Einbrüche abzufangen und finanzielle Mittel, um einen zukunftsfitten Wald anzubauen. Es gäbe hunderte Baustellen, an denen die Schienen für eine ökologische Zukunft entsprechend gestellt werden können und die auch eine wirtschaftliche Perspektive bieten.

Jede Unterstützung für die Natur bedeutet auch eine Unterstützung für den Menschen.“

(Leserbrief Ende)


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