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Meditativer Besuch bei den sanften Gmünder Riesen

Olivia Lentschig, 30.03.2020 08:00

GMÜND. Auf den Weiden im Naturschutzgebiet Laisnitzniederung sorgen mächtige Wasserbüffel nicht nur für spektakuläre Tierbeobachtungen, durch ihre Anwesenheit in den wärmeren Monaten helfen die imposanten Pflanzenfresser bei dem Erhalt der biologischen Vielfalt und sogar dem Hochwasserschutz. Die Rewe-Stiftung „Blühendes Österreich“ hat das Büffelprojekt als Siegerkonzept 2018 prämiert.

  1 / 8   Das Projekt ist österreichweit das einzige Beweidungsprojekt mit Wasserbüffeln in einem Europa- und Naturschutzgebiet. Foto: Blühendes Österreich/Hannes Pirschtl

In der Zeit von Anfang April bis Ende November leisten die Wasserbüffel ihre Saisonarbeit für den Naturschutz: Rund zwölf Wasserbüffel fressen abwechselnd auf drei Weiden die Flussniederung frei, wirken so gegen die Verbuschung und fördern durch das Zurückdrängen von dominanten Pflanzen für Artenvielfalt der Pflanzen- aber auch innerhalb der Insekten- und Vogelwelt. Die sanften Hörnerträger sind perfekt auf die teils extrem nassen Bodenverhältnisse angepasst. Mit ihren langen, weit spreizbaren Klauen können sie auch sehr sumpfige Flächen betreten, ohne einzusinken.Die Wintermonate verbringen die Büffel am Hof in Stadlberg und werden auch hier ausschließlich mit Futter von kräuterreichen Bio- und Naturschutzflächen gefüttert.

„Die Wasserbüffelweiden haben sich zu einem äußerst beliebten Ausflugsziel entwickelt“, freuen sich die Büffeleigentümer Werner Altmann und Helena Kunes vom Biohof Altmann-Kunes, „Sowohl Touristen, als auch Einheimische mit ihren Kindern kommen gerne zu den Lainsitzweiden um die mächtigen aber friedfertigen Riesen zu beobachten. Für viele hat ihr Anblick - das gemächliche Suhlen im Schlamm und das langsame Wiederkäuen - etwas beruhigend Meditatives. Und wenn man Glück hat, kann man sogar einen Blick auf eine Büffelkalb-Geburt und die ersten wackeligen Schritte des Kälbchens erhaschen.“

Hochwertiges Fleisch vom lokalen Bio-Bauern

„Der Nachhaltigkeitskreis schließt sich nun, wenn das aus dem Naturschutz entstandene Wasserbüffelfleisch demnächst exklusiv in vier Gmünder Gastronomiebetrieben als kulinarische Spezialität angeboten wird“, stellen die beiden freudig in Aussicht.Damit sind die Gastrobetriebe in Zeiten der Klimakrise und Kälbertransportskandale sicherlich Pioniere eines von vielen Konsumenten gewünschten Weges: die Verarbeitung von hochwertigen, lokal gewachsenen Lebensmittel, aus dem Gmünder Naturschutzgebiet, direkt vom lokalen Bio-Bauern.In der gehobenen Gastronomie anderer Ländern, etwa in Deutschland und Schweiz, stehen Gerichte aus Büffelfleisch schon länger als Gourmetspezialität auf den Speisekarten. Damit diese Art der nachhaltigen Landwirtschaft und des lebensmittelproduzierenden Naturschutzes auch weiterhin erfolgreich durchgeführt werden kann, hoffen die beiden auf große Resonanz und kulinarisches Interesse seitens der Gäste auf dieses einzigartige gastronomische Angebot: „In Folge planen wir die Waldviertler Wasserbüffel auch als kulinarische Marke zu platzieren und diese bei der waldviertelpur Tourismusmesse in Wien vorzustellen.“

Genügsam und robust

Der Wasserbüffel, wie er in Europa als, vor langer Zeit domestiziertes, Nutztier eingesetzt wird, ist der Asiatische Wasserbüffel (Bubalus arnee) und gehört zur Gattung der Rinder. „Er kann sich aber nicht mit Rindern kreuzen“, geben die Bio-Bauern Auskunft. Stark verbreitet ist das Tier in Rumänien, wo es auch als Lastentier eingesetzt wurde, sowie in Ungarn und Italien zur Milch- und Käseproduktion.Nicht zu verwechseln sind diese Büffel mit dem Afrikanischen Wasserbüffel (Kaffernbüffel), der deutlich größeren und wild lebenden Art. In Afrika beheimatet zählt sie dort zu der gefährlichsten Tierart. Ausgewachsene Tiere erreichen eine Körperlänge von bis zu drei Metern mit einer Schulterhöhe von bis zu 1,90 Meter und einem Gewicht von 900 bis 1.000 Kilogramm. Im Vergleich dazu wird der domestizierte Wasserbüffel gerade einmal 300 bis 600 Kilogramm schwer.

Hier wird die Angst nicht „mitgegessen“

Im Gegensatz zu Rindern haben Wasserbüffel kaum Schweißporen. Bei Hitze kühlen sie sich daher durch Suhlen in Schlamm, was auch ein guter Schutz gegen Insekten ist. Ebenso stoßen Wasserbüffel keine Stresshormone aus, welche beim Fleischverzehr als krebserregend gelten. Daher, und auch weil es besonders cholesterinarmes Fleisch ist, wird es in Deutschland gerne als Lebensmittel in der Krebstherapie eingesetzt.


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