Hugo Dachinger: Werke eines Gmundner Exilkünstlers nun im K-Hof zu sehen
GMUNDEN. In der K-Hof-Galerie beginnt am 15. Februar eine Ausstellung mit mit Werken des aus Gmunden stammenden Malers und Designers Hugo „Puck“ Dachinger (1908 – 1995). Dachinger war als Jude 1938 ins Londonder Exil geflohen, wurde dort zunächst interniert und erreichte schließlich den künstlerischen Durchbruch. Eine späte Anerkennung „daheim“ gab es 1993 mit der Verleihung der Gmundner Ehrenbürgerschaft.
Dachingers Eltern waren aus Galizien zugezogene Juden. Hugo sollte, wie sein Vater, Textilhändler werden. Er folgte aber seiner künstlerischen Ader und entschied sich für den Besuch der Kunstschule in Leipzig, den er sich unter anderem mit dem Zeichnen von Portraits finanzierte. Er arbeitete als Werbegrafiker und Auslagendekorateur. Ein von ihm erfundenes Beschriftungssystem für Auslagen ließ er als „Reklamograf“ patentieren. Beim Einmarsch Hitlers in Österreich hielt sich Dachinger gerade in Warschau auf. Er entschloss sich sofort zur Emigration, denn schon zuvor hatte er auch in seinem Heimatort Gmunden immer wieder Antisemitismus erlebt. Etwa, als er vom Gmundner Schwimmclub, für den er als Kunstspringer mehrere Preise geholt hatte, seiner Abstammung wegen ausgeschlossen wurde.
Durchbruch mit Kunst hinterm Stacheldraht
In London gründete Hugo Dachinger zunächst eine Firma für Werbegrafik, wurde jedoch bald als „feindlicher Ausländer“ interniert. Aus Materialmangel malte er mit Pinseln aus Menschenhaar und stellte seine Farben unter anderem aus Pflanzen, Erde und Rinderknochen her. Als Malgrund für seine Bilder, die unter anderem die Tristesse des Lagerlebens zeigten, nutzte er mit Zahnpasta grundierte alte Zeitungen. Mit diesen Bildern erlebte er nach seiner Freilassung in der Ausstellung „Art behind barbed wire“ (Anm.: „Kunst hinter Stacheldraht“) den künstlerischen Durchbruch.
Künstlerisch neben Kokoschka und Picasso
Im Londoner Künstlerviertel Hampstead, wo er über seinen Freund Erich Fried und den Österreicher-Klub bedeutende Zeitgenossen wie Paul Hamann und Kurt Schwitters kennen lernte, wurde Dachinger über die Jahre zu einer Institution und entwickelte sich zu einem großen Vertreter der klassischen Moderne. Londoner Galerien stellten seine Arbeiten neben Werken von Kokoschka und Picasso aus.
Gmundner Ehrenbürgerschaft für den 85-Jährigen
Privat war Dachinger schon seit den 1950er-Jahren immer wieder – unerkannt und unbekannt – in Gmunden zu Gast. Anfang der 1980er-Jahre organisierte der Gmundner Historiker Heinrich Marchetti die erste Ausstellung von Dachingers Werken in Gmunden ein, der einige weitere folgten. 1993 schließlich wurde dem damals 85-Jährigen die Ehrenbürgerschaft verliehen.
Vernissage im K-Hof
Nun, fast 25 Jahre später, sind Dachingers Werke wieder in Gmunden zu sehen. Gezeigt werden unter anderem sehnsuchtsvolle Gmunden-Szenen, üppige, farbenfrohe und virtuos komponierte Akte und Menschenbilder sowie gezeichnete Porträtskizzen aus dem Kaffeehaus, für die „Puck“ im Londoner Künstlerviertel Hamstead zeitlebens bekannt war.
Die Ausstellung wird in Kooperation mit der Galerie Martin Suppan Wien gestaltet, die den Dachinger-Nachlass verwaltet. Bei der Vernissage am Mittwoch, 15. Februar, um 19 Uhr sprechen Kulturreferent Bürgermeister Stefan Krapf und Martin Suppan. Die Ausstellung ist bis 2. April im K-Hof Gmunden zu sehen.
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