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Im Seeschloss Ort wird der Kunstsalon neu erfunden

Daniela Toth, 09.03.2023 08:17

GMUNDEN. Die Gmundner Podcasterin und Kulturjournalistin Elisabeth J. Nöstlinger geht im Vorfeld des Kulturhauptstadtjahres 2024 daran, Kunstsalons, wie sie zur Jahrhundertwende üblich waren, neu zu erfinden.  Im Mittelpunkt des Pilotprojekts im Seeschloss Ort steht Margaret Stonborough-Wittgenstein (1882 – 1958). Der Titel des Salons: „Eros der Sommerfrische“.

Margaret Stonborough-Wittgenstein: Fotographie von Ferdinand Schmutzer (Foto: © Österreichische Nationalbibliothek)

„Gretl“, wie sie in der Familie hieß, Spross einer steinreichen Wiener Industriellenfamlie und Schwester des Philosophen Ludwig Wittgenstein, erwarb 1913 von den Habsburgern die Villa Toscana, gestaltete sie prachtvoll um und verbrachte viele  Sommer hier. Auch in New York schwärmte sie vom geliebten Traunsee, sehnte sich nach der Halbinsel Toscana und dem Milchrahmstrudel. Vor allem in den schweren Zeiten.

Der Kunstsalon im Seeschloss lässt es aber nicht bei derlei simpler Nostalgie bewenden. Vielmehr werden zärtliche Zuneigung und unerbittliche Zerwürfnisse innerhalb der Familie sichtbar: Ausgestellte Briefe, Fotos, Tagebucheinträge, Erinnerungen ihres Enkel Pierre Stonborough und Tonstücke erzählen Unbekanntes und enthüllen Geheimnisse dieser facettenreichen Persönlichkeit. Die Philosophin und Autorin Ilse Somavilla hat viele Briefe und Tagebücher gelesen und erzählt davon.

Zur Sprache kommt auch der tiefe Riss, der einst durch die Wittgenstein-Familie ging. Drei der sieben Geschwister Margarets nahmen sich das Leben, andere redeten zeitlebens kein Wort mehr mit ihr, weil sie durch eine hohe Zahlung an die NS-Reichsbank den Status „Geltungsjude“ für sich und ihre Familie erkaufte. Fazit: Mangelnde Wertschätzung macht auch vor den Superreichen nicht halt. Um dies näher zu beleuchten, referiert im Seeschloss einer der bekanntesten Psychiater des Landes, Reinhard Haller, über „Das Wunder der Wertschätzung“.  

Und wie sieht es mit der Wertschätzung gegenüber Künstlern aus? Zu Margarets Lebzeiten verstaubte, hinter ein großes Sofa geschoben, ein Porträt von ihr, das sie nicht aufhängte, weil es ihr nicht gefiel. Diese Hochzeitsgeschenk ihres Vaters, des Stahl-Magnaten Karl Wittgenstein, ist heute viele Millionen wert und stammte von einem, den man 90 Jahre später einen Jungen Wilden genannt hätte: Gustav Klimt.

Ein richtiger Junger Wilder der 1990er Jahre, der weltbekannte Gmundner Maler Hubert Scheibl, betritt den Kunstsalon zusammen mit seinem Kollegen Peter Baldinger. Sein Bild von Bild von Margaret Stonborough-Wittgenstein hebt vielleicht jene Magaret hervor, die vom gängigen Klischee einer jungen Frau aus wohlhabendem Haus um 1900 abgewichen ist.

Die Philosophin Ariadne von Schirach geht in ihrem Vortrag „Eros: Der Agent des Anderen“ darauf ein.

Der Kunstsalon klingt am späten Nachmittag bei einem Salongespräch aus. Samstag, 18. 3., 11 – 16 Uhr, Seeschloss Ort, freier Eintritt, freiwillige Spenden

Um Anmeldungen unter hello@gmunden24dreissig.com wird gebeten.

 


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