Vortrag über Gletscher als Zeugen des Klimawandels in Traunkirchen
TRAUNKIRCHEN. Die Internationale Akademie Traunkirchen lädt zu einem Vortrag über die aktuelle Gebirgsforschung und Gletscherkunde ein. Im Mittelpunkt steht die Frage, was die Veränderungen der Gletscher über den Klimawandel verraten und welche Bedeutung diese Erkenntnisse für die Zukunft des Alpenraums haben.
Am Freitag, 21. November beginnt der Vortrag unter dem Titel „Gebirgsforschung und Gletscherkunde in Zeiten des Klimawandels“ um 19 Uhr im Klostersaal Traunkirchen. Referentin ist die Geophysikerin und Glaziologin Andrea Fischer von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Gletscher als Indikatoren
Die Spuren der eiszeitlichen Gletscher im Alpenvorland halfen einst, die Theorie eines sich wandelnden Klimas wissenschaftlich zu untermauern. Heute zeigen die Gletscher erneut, dass die Erde vor massiven Veränderungen steht. Laut Andrea Fischer deuten Messungen darauf hin, dass es in den kommenden Jahrzehnten wärmer werden könnte als in den vergangenen 1,2 Millionen Jahren. „Die Messung der ungeahnt raschen Veränderungen erfordert neue Messtechniken – die Eisverluste des Jahres 2022 waren deutlich außerhalb des Denkbaren“, so Fischer.
Um die Dimension solcher Veränderungen zu verdeutlichen, zieht sie einen Vergleich: Übertragen auf die Körpergröße von Volksschülern entspräche der Eisverlust einem Kind mit drei Metern Größe in einer Klasse. Diese drastische Darstellung soll veranschaulichen, wie weit die aktuellen Entwicklungen von bekannten Werten entfernt sind.
Auswirkungen auf den Alpenraum
Die Folgen des Klimawandels sind nicht nur wissenschaftlich relevant, sondern betreffen zahlreiche Bereiche des täglichen Lebens. Von der Schneeräumung über den Bebauungsplan bis hin zur landwirtschaftlichen Nutzung – vieles ist an das bisherige Klimaregime angepasst. Fischer betont, dass kulturelle Techniken, Raumordnung und Landnutzung über Jahrtausende aus dem Zusammenspiel zwischen Mensch und Natur entstanden sind. „Nun gute Entscheidungen für eine nachhaltige Zukunft zu treffen, ist wichtig, und trotz oder gerade wegen der vielen Unsicherheiten ist es die Wissenschaft, die den Boden bereitet für gesellschaftliche Entscheidungen, die unsere Werte und Prioritäten widerspiegeln“, erklärt sie.
Andrea Fischer ist Vizedirektorin des Instituts für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und lehrt an der Universität Innsbruck. Ihre Forschungsgebiete umfassen Glaziologie, Klimatologie und Gebirgsforschung – mit Projekten in den Alpen ebenso wie in Asien, Afrika und Südamerika. Neben langfristigen Beobachtungen österreichischer Gletscher beschäftigt sie sich mit praktischen Fragen, etwa den Auswirkungen von Snowfarming, Sommerabdeckungen in Gletscherskigebieten oder der künstlichen Schneeproduktion.
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